Operation Risiko
Transfer-Flaute beim FC Bayern: Das sind die Folgen für den Sommer
2. Februar 2019, 10:03 Uhr aktualisiert am 2. Februar 2019, 10:03 Uhr
Der FC Bayern wollte viel - doch bis auf Alphonso Davies kam im Winter kein neuer Spieler. Auch, weil Trainer Niko Kovac lieber mit einem kleinen Kader arbeitet. Nun wächst der Druck auf Salihamidzic im Sommer.
München - Die Wintertransfer-Deadline 1. Februar ist durch, die Beteiligten auch. Alle Akkus müssen wieder aufgeladen werden, die der Handys wie der Beteiligten. Allerorten wird Bilanz des am Schluss immer hektischeren Treibens gezogen. Habenseite? Ausgabenseite? Wer kam, wer ging? Mit einem Blick zurück im Zorn oder nach vorn, auf den Horizont der Hoffnung.
Bei Bayern herrschte seit Weihnachten viel Lärm um nichts. Kein Neuzugang konnte an Land gezogen werden, keiner der Wunschspieler, mal abgesehen vom MLS-Talent Alphonso Davies (18) aus Vancouver, ein Lehrling. Der FC Chelsea machte bei Callum Hudson-Odoi (18) die Türe wieder zu, Atlético Madrid will Lucas Hernández (22) nun zum Bleiben überreden, auch über den Sommer hinaus. Selbst der VfB Stuttgart ließ sich mit einer aufgestockten Ablösesumme (on top auf die 35 Millionen Euro) nicht erweichen, den Transfer von Benjamin Pavard (22) vom Juli vorzuziehen. Für Bayern und Sportdirektor Hasan Salihamidzic ein Satz mit X. Außer Spesen - genau. Die Transfers sollen nur aufgeschoben, nicht aufgehoben sein. Man hatte offenbar nur Plan A. Es bleibt das Prinzip Hoffnung. Und zurück das Gefühl mangelnder Risikobereitschaft.
Wagner-Verkauf: Eine Win-Win-Situation?
Dass Mittelstürmer Sandro Wagner, zuletzt in der Gunst von Trainer Niko Kovac als Lewandowski-Ersatz gesunken, gehen durfte, stellt noch das geringste Risiko dar. Den China-Deal hat Wagners Berater Roman Rummenigge, der Sohn von Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz, abgewickelt. Und so ergibt sich am Ende des Tages eine Win-Win-Situation für alle: Bayern ist einen frustrierten Ersatzspieler los, kassiert für den Ü-30-Angreifer noch unverhoffte fünf Millionen Euro Ablöse. Wagner wiederum kassiert in China ein fürstliches Honorar und kann seinem Job nachgehen. Tore gegen den Abstieg. Den von Tianjin Teda.
Wagner ist zu ersetzen, das ist nicht das Problem. "Wir haben mit Thomas und Serge (Müller und Gnabry; d. Red.) Spieler, die diese Position spielen können, nur deshalb haben wir dem Transfer zugestimmt", sagte Kovac. Verwunderlich ist die Kurskorrektur um 180 Grad. Vor einem Jahr, auf dem Winterbasar 2017/18, holte man Wagner aus Hoffenheim, weil man unbedingt einen Back-up für Lewandowski haben wollte, der dann in der Bundesliga in Watte, sprich auf die Ersatzbank gepackt, wurde. Der Trainer damals hieß Jupp Heynckes. Ein Spielerversteher, ein erfahrener Kadermoderator. Er wollte Alternativen, einen breiten Kader. Weil er die Stars und ihre Egos im Griff hatte. Auch Ottmar Hitzfeld war so ein Typ.
Kovac dagegen hält es wie Pep Guardiola: Lieber den Kader klein und übersichtlich halten, den Stress durch unzufriedene Stars, siehe Kovacs Konfrontation mit dem enttäuschten Bankdrücker James Rodríguez, minimieren. Spieler sollen sich nicht, wie früher oft geschehen, bei Präsident Uli Hoeneß am Tegernsee ausheulen. Es mache "keinen Sinn, noch drei oder vier zu holen", meinte Kovac am Donnerstag, "wir haben ein tolles Team."
FC Bayern: Der Kader-Umbruch ist aufgeschoben
Abgesehen von Reha-Patient Corentin Tolisso und den Demnächst-Rückkehrern Arjen Robben und Franck Ribéry seien "jetzt wieder alle an Bord", sagte Kovac. Sind alle fit, "muss ich zwei zu Hause lassen". Mit Azubi Davies sogar drei. Andererseits: zwei bis vier Spieler fehlen im Durchschnitt immer wegen Verletzungen, Krankheit oder Sperren - Erfahrungswerte. Birgt ein kleinerer Kader nicht ein größeres Risiko, als die Eitelkeiten der Stars zu moderieren?
Der zweite Teil des Kader-Umbruchs ist also aufgeschoben. Im Sommer verlassen Rafinha, Robben und Ribéry den Verein, nun muss eingekauft werden. Das wird teuer. Der Druck auf Sportdirektor Salihamidzic wächst. Er muss dann liefern.
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