Die neue Empfindlichkeit
Trainerbewegung: Niko Kovac und Co. schlagen zurück
12. April 2019, 18:51 Uhr aktualisiert am 14. April 2019, 8:36 Uhr
Trainer Niko Kovac vom FC Bayern will sich nicht mehr "zu jeder Aussage äußern" - andere Kollegen aus der Bundesliga reagieren ähnlich.
München - Was wohl am Wochenende passiert? Nur noch sechs Bundesliga-Spieltage. Der Druck steigt, speziell auf die Trainer. Wo öffnet sich das nächste Ventil?
Niko Kovac hat fertig. Keine Lust mehr. "Ich möchte mich nicht mehr zu jeder Aussage äußern", sagte der Bayern-Trainer am Freitag, "ich muss nicht mehr zu allem, zu Partys und Posts, meinen Senf dazugeben. Ich konzentriere mich auf den Fußball, aufs Kerngeschäft."
Ansage von Niko Kovac: "Es war mir ein Bedürftnis"
Akzeptiert. Allerdings: Die Frage in der wöchentlichen Presserunde drehte sich schlicht um Kovacs Job. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge hatte ihm nach dem 5:0 gegen Dortmund eine Jobgarantie verweigert, Präsident Uli Hoeneß ihn daraufhin gestützt. Zu seinem Wutausbruch letzten Samstag ("Wenn du gewinnst, hast du nichts richtig gemacht. Wenn du verlierst, hast du alles falsch gemacht") meinte Kovac: "Ich denke, ich war sehr deutlich. Es war mir ein Bedürfnis."
Immer mehr Trainer wollen Kritik von außen, insbesondere von den Medien, nicht einfach hinnehmen. Sie begehren auf, reagieren (über-)empfindlich. #metoo - diesmal als Trainerbewegung. Die neuesten Mitglieder im Kreis der Selbsthilfegruppe Solidarität: Gladbachs Dieter Hecking, der vor laufender Kamera ein Interview abbrach, und Herthas Coach Pál Dárdai, der der Berliner Journaille eine Kampagne vorwirft, um seine Entlassung vorzubereiten: "Das ist wahrscheinlich sogenannter geplanter Mord."
Bundesliga-Trainer sehen sich als Opfer der Medien
Selbst Schalkes erfahrener "Jahrhunderttrainer" Huub Stevens, aktuell auf Rettermission, blaffte nach dem 1:2 gegen Frankfurt einen Reporter an: "Hör auf! Ich antworte dir nicht mehr. Weg! Du bist lächerlich!"
Zwist und Zoff mit den Reportern gab es schon immer. Neu sind Ton und Schärfe sowie der Schulterschluss in der Trainergilde. Alle eint: Sie haben zuletzt ziemlich oft, zu oft, verloren - außer Kovac. Und sie sehen sich als Opfer der Medien, attackieren diese, weil sie die eigentlichen Ursachen (Abstiegsangst? Sorge vor Jobverlust) und Urheber der Kritik nicht benennen können. Denn über Vertragsverlängerungen oder Entlassungen entscheiden immer noch deren Bosse. Nicht die Medien.
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