Ulle Nazionale!
Torhüter des FC Bayern: Diese Keeper brillierten schon beim DFB
4. Juni 2019, 9:58 Uhr aktualisiert am 4. Juni 2019, 12:38 Uhr
Bayerns Torhüter Sven Ulreich ist erstmals im DFB-Team dabei - und setzt damit eine besondere Reihe der Münchner fort. Die AZ gibt einen Überblick.
München - Zugegeben: Einen Legendenstatus wie der große Dino Zoff (77) wird Sven Ulreich (30) in diesem Leben nicht mehr erreichen. An vier Weltmeisterschaften nahm der italienische Keeper einst in seiner Spielerkarriere teil, 1982 in Spanien holte er den Titel. Zuvor war Zoff bereits Europameister geworden - dazu Uefa-Cup-Sieger mit Juventus Turin und fünfmal italienischer Meister. Die Fans riefen den Torhüter deshalb völlig zu recht nur beim Spitznamen: Dino Nazionale!
Von solchen Triumphen ist Ulreich, der viermalige deutsche Meister und zweimalige Double-Sieger, zwar weit entfernt - doch auch er steht nun vor nationalen Ehren. Denn der Keeper gehört erstmals zum Aufgebot der DFB-Auswahl, die in zwei EM-Qualifikationsspielen auf Weißrussland (Samstag in Borissow) und gegen Estland (nächsten Dienstag in Mainz) trifft. Am Montag bestritt Ulreich im schwarz-grünen Dress sein erstes Training, wirkte dabei entspannt und souverän.
"Ich habe mich natürlich gefreut über den Anruf. Aber ich habe auch nicht wirklich damit gerechnet zu dem Zeitpunkt", sagte der Torhüter, der für die verletzten Marc-André ter Stegen und Bernd Leno eingesprungen ist.
Ulreich über Bayern-Wechsel: "Habe viel richtig gemacht"
Die Talente um den Schalker Alexander Nübel bereiten sich auf die U21-EM vor. Ursprünglich wollte Ulreich jetzt schon im Familienurlaub in Österreich weilen. "Da musste ich absagen", sagte er: "Aber das macht man dann auch ein Stück weit gerne. Wir haben danach ja noch ein bisschen Urlaub. Deswegen: Alles gutgegangen."
Im "Kicker" erklärte Ulreich, dass ihm der Wechsel zum FC Bayern im Jahr 2015 geholfen habe, um in den Fokus der Nationalelf zu rücken: "Ich hatte bei meiner Entscheidung immer die Hoffnung auf Einsätze. Die Jahre haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass Bayern zwei starke Torhüter hat. Ich habe viel richtig gemacht." Stimmt! 69 Pflichtspiele für die Münchner stehen in Ulreichs Bilanz, er hat Stammkeeper Manuel Neuer oft sehr gut vertreten. Das wird nun belohnt. "Sven hat sich die Nominierung verdient. Wenn er gebraucht wurde, ist er dagewesen. Ich bin froh, mir ein eigenes Bild machen zu können und ihn mal im Training kennenzulernen", sagte DFB-Torwarttrainer Andreas Köpke.
Im Juni 2019 ist Ulreich also der nächste Torhüter des FC Bayern in der deutschen Nationalmannschaft. Die AZ erinnert an prominente Vorgänger.
Die Ikonen: Maier, Kahn, Neuer
Das Pokalfinale hat gezeigt, dass Manuel Neuer (33) wieder in der Weltklasse angekommen ist. Gegen Weißrussland wird der Bayern-Kapitän im Tor stehen. Das bestätigte Köpke: "Ich bin froh, dass er nach seiner Verletzung so stark zurückgekommen ist. Das ist nicht selbstverständlich." Seit 2010 ist Neuer die Nummer eins beim DFB, seit 2011 beim FC Bayern - und spätestens seit dem WM-Triumph 2014 eine Torwart-Ikone.
Diesen Status hat auch Oliver Kahn (49) erreicht - und das ohne WM-Titel. Der Titan spielte von 1994 bis 2008 bei Bayern, holte den Champions-League-Titel, absolvierte zudem 86 Länderspiele und wurde 2002 Vize-Weltmeister.
Einen Platz höher aufs Treppchen schaffte es 1974 Sepp Maier (75). Die Katze von Anzing wurde zuvor schon Europameister 1972, insgesamt viermal Meister mit Bayern und holte vier Europacups. Maier ist mit seinen 95 Einsätzen Rekordtorhüter der Nationalelf und mit 699 Pflichtspielen bis heute Rekordspieler des FC Bayern. Eine Legende.
Ach ja: Auch Toni Schumacher spielte zum Ende seiner Karriere bei den Münchnern (1991/92), kam auf immerhin acht Einsätze. Doch seine Laufbahn im DFB-Tor war da schon einige Jahre vorbei.
Die Ersatzmänner: Auman, Junghans, Butt
Im Herbst seiner Karriere erlebte Hans-Jörg Butt (45) noch mal eine Hochphase. Mit dem FC Bayern gewann der Keeper 2010 das Double aus Meisterschaft und Pokal, in der Champions League ging's bis ins Endspiel (0:2 gegen Inter). Butt durfte anschließend als dritter Torhüter mit zur WM - und im Spiel um Platz drei gegen Uruguay (3:2) sogar in der Startelf ran. Überraschend: Butt gelang in seinen vier Länderspielen kein einziges Elfmetertor.
Das schaffte Raimond Aumann (55) in seinen vier Partien für Deutschland ebenfalls nicht, doch der langjährige Bayern-Keeper (1982 bis '94) schoss - anders als Butt - auch keine Strafstöße. Dafür hielt er in 268 Spielen für Bayern 100 Mal seinen Kasten sauber. Ist ja auch was. Walter Junghans (60) brachte es auf immerhin 96 Partien für Bayern, 1984 gehörte er der deutschen Olympia-Auswahl an (ohne Einsatz).
Ob Ulreichs DFB-Karriere erfolgreicher verlaufen wird?
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