Bayernliga Süd
Tobias Oisch: Der ruhige Strippenzieher im Vilzinger Mittelfeld
12. März 2019, 14:00 Uhr aktualisiert am 13. August 2021, 18:21 Uhr
Nach Stationen im Nachwuchs von 1860 München und der SpVgg Unterhaching wechselte Tobias Oisch (22) 2015 nach Vilzing. Hier hat er sich zu einem zentralen Akteur im Spiel der DJK entwickelt.
Es ist eine verrückte Saison, die diese hochveranlagte Truppe der DJK Vilzing bislang spielt. Musste man sich nach dem völlig verkorksten Saisonstart sogar Sorgen um den Klassenerhalt machen, so blühen die Schwarzgelben förmlich auf, seit Christian Stadler das Traineramt übernommen hat. Seit zwölf Spielen sind die Vilzinger nun schon ungeschlagen.
Mittendrin in dieser Entwicklung: Mittelfeldspieler Tobias Oisch. "Wirklich erklären kann ich mir diese komplett verschiedenen Serien auch nicht", sagt er. Stadlers Vorgänger Uli Karmann sei fachlich top gewesen und habe einen guten Job gemacht, die Mannschaft über Jahre weiterentwickelt. "Aber irgendwie sind wir dann in einen Negativstrudel geraten und sind da nicht mehr rausgekommen." Es folgte der Trainerwechsel und mit Christian Stadler ein ganz anderer Trainertyp. "Christian kommt viel über das Emotionale. Das haben wir zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich einfach gebraucht."
Von Knieproblemen gebremst
Den perfekten Start der DJK Vilzing in die Restrückrunde der Bayernliga Süd mit Siegen gegen Tabellenprimus Türkgücü München und Unterföhring konnte Tobias Oisch nur von außen verfolgen. Wegen Knieproblemen verpasste er die Vorbereitung weitestgehend und wurde nicht rechtzeitig fit für die ersten Pflichtspiele des Jahres. Es sind die Nachwirkungen einer schweren Knieverletzung vor vier Jahren, die ihm vor allem im Winter auf Kunstrasen regelmäßig Probleme bereiten. "Es ist einfach schade, dass er durch die Verletzung immer wieder kleine Rückschläge hinnehmen muss", sagt Trainer Stadler. Doch ansonsten ist der Rotschopf voll angekommen bei der DJK Vilzing. Aktuell spielt er seine vierte Saison am Huthgarten. 2015 wechselte er nach drei Jahren in Profi-Nachwuchsleistungszentren nach Vilzing.
Nach dem ersten Jahr in der B-Jugend war Oisch 2012 von der SpVgg GW zu den Münchner "Löwen" gewechselt. Sein Trainer in der U17-Bundesliga war damals der Niederbayer Sepp Steinberger, der heute die zweite Mannschaft des FC Augsburg trainiert. "Tobias war ein Spieler, der eher unauffällig gespielt hat. Er kann gut kicken, ist gegen den Ball und taktisch gut. Zudem ist er ein absoluter Teamplayer und eine fleißige Arbeitsbiene, macht auch Wege für seine Mitspieler", erinnert sich der Fußballlehrer an seinen ehemaligen Schützling.
Von Manuel Baum nach Haching gelockt
Nach einem Jahr brach Oisch seine Zelte beim TSV 1860 aber wieder ab. Er besuchte die Realschule in Taufkirchen, wo einer seiner Lehrer der heutige Bundesliga-Trainer Manuel Baum war. Baum lockte ihn zur SpVgg Unterhaching, wo Oisch bei den von Baum betreuten Profis mittrainieren durfte und in der A-Jugend spielte. An der Seite von Profispieler wie Jonas Hummels, Fabian Götze oder Mario Erb habe er "viel mitgenommen", wie er erzählt.
Allgemein habe ihn die Zeit bei den Proficlubs weitergebracht: "Du lernst, dass du nie aufgeben darfst. Wenn du nachlässt, wirst du liegengelassen. Du musst immer dranbleiben", sagt er. Der Fußball ist auf diesem Niveau eben auch im Jugendfußball schon ein Haifischbecken, in dem man sich auf dem Weg nach oben durchboxen muss. Das passt aber so gar nicht zum besonnenen Typ Tobias Oisch. "Manchmal muss man auch die Ellenbogen einsetzen, um sich durchzusetzen, das hat ihm vielleicht ein bisschen gefehlt", schätzt Sepp Steinberger ein. Eine Meinung, die Oisch selbst durchaus teilt: "Wenn man in unserer Region aufwächst, dann ist das doch ganz anders als in der Großstadt. Das war ich so nicht gewohnt", sagt er. Seine Überzeugung war auch: "Ich wollte mich nur für den Fußball in meiner Persönlichkeit nicht verändern."
Ein weiterer Grund, warum es nicht ganz für den Profibereich gereicht hat, waren Verletzungen, die Oisch vor allem ab der Hachinger Zeit ausbremsten. Im März 2015 hat er sich eine schwere Knieverletzung zugezogen. "Da war so ziemlich alles kaputt", erzählt Oisch. Damit brach er seine Zelte in Unterhaching ab und schloss sich im Sommer 2015 der DJK Vilzing an. "Irgendwann hat es bei mir aber auch fußballerisch nicht mehr gereicht, so ehrlich muss ich sein", reflektiert der 22-Jährige.
Fußball und Ausbildung
Für den Mittelfeldspieler war die DJK damals erster Ansprechpartner und letztlich die beste Alternative. "Wenn man Bayernliga spielen will, gibt es in der Region nicht so viele Möglichkeiten", sagt er. Zudem ließ sich das wunderbar mit dem Start seiner Ausbildung zum Elektroniker bei Vilzings Hauptsponsor Zollner verbinden, die Oisch in diesem Januar abgeschlossen hat.
Zu seiner Anfangszeit in Vilzing war er aufgrund der Nachwirkungen seiner Knieverletzung noch außen vor, schnell entwickelte sich Oisch allerdings zu einer zentralen Figur in der Vilzinger Mannschaft. "Er ist technisch versiert, gut ausgebildet und kann ein Spiel lesen", beschreibt sein aktueller Trainer Christian Stadler und bezeichnet ihn als "kleinen Strategen". Er bringe eine gesunde Mischung mit, die genau zu seiner Position auf der Sechs passe. Sepp Beller, einer der beiden Sportlichen Leiter in Vilzing, kennt Oisch seit seinem Amtsantritt im August. "Ich bin begeistert von ihm als Mensch und Fußballer", sagt er. "Tobias hat sich als feste Größe in unserer Stammmannschaft etabliert und spielt die Sechserposition ganz hervorragend." Zwar sei Oisch nicht der größte und stabilste Spieler. "Aber er hat einen großen Vorteil: er ist ein sehr intelligenter Spieler, kann gut antizipieren."
Beller: "Tobias verkörpert Vilzinger Eigenschaften zu 100 Prozent"
Stadler und Beller stellen auch den Charakter des Geiersthalers in den Vordergrund. "Er ist ein ganz feiner Mensch, auf den man sich absolut verlassen kann. Da sieht man die Handschrift von Roland Dachauer (Sportlicher Leiter, Anm. d. Red.), der bei Verpflichtungen nicht nur aufs Sportliche schaut", sagt Stadler. Und Beller fügt an: "Er verkörpert zu 100 Prozent die Eigenschaften, die wir in Vilzing einfordern: ehrgeizig, bodenständig, kameradschaftlich."
Ein Punkt, in dem sich Oisch nach eigener Einschätzung noch weiterentwickeln kann, ist die Ausstrahlung auf dem Platz. "Ich bin noch ein bisschen zu leise. Aber da bin ich dran, lauter zu werden und mehr Verantwortung zu übernehmen." Dazu meint Sepp Beller: "Das ist so eine Geschichte, jeder Spieler sollte am liebsten immer alles können. Tobias kann natürlich noch daran arbeiten. Aber er wird nie auf dem Platz die großen Töne spucken. Das muss er auch nicht, viel wichtiger ist, dass er sein intelligentes Spiel einbringt."
Zuletzt fehlte Oisch den Vilzingern aufgrund einer Reizung im Knie. Doch seit dieser Woche ist er zurück im Mannschaftstraining und will mit der DJK weiter fleißig Punkte sammeln. Zunächst geht es noch darum, den Klassenerhalt zu fixieren, auch wenn daran kaum noch jemand zweifelt. Und dann blickt er der kommenden Saison zuversichtlich entgegen - und will weiter eine zentrale Rolle im Spiel der DJK einnehmen.
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