AZ-Interview

Sechzig im Sechzger: 25 Jahre Kampf um das Grünwalder Stadion


"Sechzig im Sechzger": Eine Aktion für den Stadion-Ausbau in der Westkurve

"Sechzig im Sechzger": Eine Aktion für den Stadion-Ausbau in der Westkurve

Von Tabitha Nagy

Am Mittwochabend erinnern Aktivisten an 25 Jahre Kampf um den Erhalt des Grünwalder Stadions. Alexander Zeilhofer, aktiv in der Initiative "Sechzig im Sechzger", im Interview mit der AZ.

Untergiesing - Ein Vierteljahrhundert ist es schon her, dass Fans der Löwen und Giesinger begannen, sich gegen den drohenden Abriss des Grünwalder Stadions zu wehren. Am Mittwochabend erinnern Aktive rund um die "Freunde des Sechzgerstadions" und die Initiative "Sechzig im Sechzger" an ihre Aktionen aus den 25 Jahren. In der AZ spricht vorab einer von ihnen.

AZ-Interview mit Alexander Zeilhofer. Der 31-Jährige ist aktiv in der Initiative "Sechzig im Sechzger".

AZ-Interview mit Alexander Zeilhofer. Der 31-Jährige ist aktiv in der Initiative "Sechzig im Sechzger".

AZ: Herr Zeilhofer, was sind Ihre ersten Erinnerungen ans Sechzgerstadion?
ALEXANDER ZEILHOFER: Meine erste richtige Berührung mit der Bedeutung, die das Sechzgerstadion hat, war 2004, in der Zweitligasaison nach dem Abstieg. Im ersten Spiel zurück auf Giesings Höhen, 2:2 gegen Unterhaching, der Beginn der "Mission Wiederaufstieg". Darüber kann man heute eigentlich nur noch schmunzeln, da war ich 16 und habe gleich mit Oma, Opa und Papa Karten klargemacht. Das ging damals mit einem handgeschriebenen Zettel an die Geschäftsstelle, dass man gerne zehn Karten hätte! Es war wahnsinnig einprägsam, dieses Heimkommen nach Giesing, Sechzig dort spielen zu sehen, wo es hingehört, die ganzen Spruchbänder zu sehen, das war der Einstieg für mich.

Vater und Opa waren auch früher schon in Giesing gewesen?
Ja, wenn wir zusammen zum Stadion gegangen sind, hat der Opa immer erzählt, wie es in den 1960er Jahren in Giesing war. Er war sehr rührselig, die Rückkehr hat ihn schon bewegt.

Aktiv für den Erhalt des Sechzgerstadions

2004 galt als wahrscheinlich, dass das Stadion abgerissen wird. Haben Sie sich damals schon engagiert?
Nein, ich war zu jung. Aber es war alles sehr intensiv. Als am letzten Spieltag das Spruchband "Servus Sechzgerstadion - bis zum nächsten Mal" über der Westkurve hing, da hat man auch mit 17 verstanden, das ist irgendwie noch nicht durch. Dieses Ding hier ist nicht totzukriegen. Aktiv wurde ich aber erst später.

Zu Arena-Zeiten.
In der tristen Arena-Zeit, ja.

Waren Sie bei den X-Tausend-Aktionen dabei, als Löwenfans jede Saison ein Heimspiel der Amateure zu riesigen Demonstrationen für den Erhalt des Stadions machten?
Ja, selbstverständlich! Ich glaube, das erste X-Tausend war das schönste, emotionalste. Das hat so eine brutale Eigendynamik entwickelt. Es ging ja unter anderem von den Wildmoser-Kritikern aus, die damals immer als Ewiggestrige bezeichnet wurden. Als junger aktiver Kurvengänger war es krass zu sehen, was sich da entwickelt hat, dass dann da 8.000 Zuschauer kommen. Es hat das Sechzgerstadion wieder ins Bewusstsein gerufen bei vielen Leuten. X-Tausend hat plötzlich wieder positive Presse gebracht. Ich glaube, das hat vom Emotionalen her viel ausgemacht, mit dafür gesorgt, dass politisch letztlich doch noch der Erhalt geschafft wurde.

Hätten Sie sich vorstellen können, nochmal die Profis in Punktspielen in Giesing zu erleben?
Seitdem ich aktiv war, ging es immer darum, dass das Stadion nicht abgerissen werden darf. Dass es erhaltenswert ist. Beim ersten Spiel in der vierten Liga zurück in Giesing gegen Burghausen war das ja auch der allgemeine Sprech, alle haben gesagt sie hätten das niemals mehr für möglich gehalten, dass wir die erste Mannschaft Sechzigs wieder auf Giesings Höhen sehen. Wir haben immer für den Erhalt gekämpft. Alles Weitere hat sich keiner erträumen lassen.

Grünwalder Stadion: Modernisierung statt Abriss

Was bedeutet es heute, die Löwen in Giesing zu sehen? Für Sechzig, fürs Viertel, für Sie persönlich?
Für Sechzig ist es ein Ort der Vernunft - finanziell wie vereinspolitisch. Dem Viertel bringt es Vielfalt, weil auf der einen Seite alle 14 Tage mehrere Tausend Leute hier ihren Spaß haben, die nicht 100-prozentig zum Bild zwischen reichem Harlaching und aufgehübschter Au passen und auf der anderen Seite der Gastronomie und den Kulturschaffenden unter die Arme gegriffen wird. Ich persönlich freu mich einfach über diese Aspekte.

Was sagen Sie im Rückblick zum Kampf für den Stadion-Erhalt?
Dass all die, die gesagt haben, das Sechzgerstadion muss erhalten bleiben, Recht behalten haben. Sonst wäre man in der vierten Liga ohne Stadion dagestanden.

Welche Rolle haben die aktiven Löwen-Fans gespielt? Sagen Sie: Ohne unsere Aktionen wäre das Stadion abgerissen worden?
Davon bin ich felsenfest überzeugt. Ohne das Engagement der "Freunde des Sechzgerstadions", die sich in Architektur, Baurecht, Versammlungsrecht, Stadtpolitik echt reingefuchst haben, würde das Stadion nicht mehr stehen. Das sind Fachleute, sie sind für jeden aus Politik und Verwaltung Partner auf Augenhöhe. Wichtig waren aber auch die emotionalen Aspekte außen rum: die Choreographien, die Spiele, die wir zu Highlights gemacht haben, die Spruchbänder, die Veranstaltungen. Ohne all das wäre es nicht gelaufen, wie es gelaufen ist. Die Politik alleine hatte an diesem Sechzgerstadion überhaupt kein Interesse mehr. Vielleicht noch ein bisschen am Erhalt für A-Jugend und Amateure, aber dass man das Thema jetzt wieder entdeckt hat, diese Errungenschaft, können sich die Fans definitiv auf die Fahnen schreiben.

In einer Umfrage der Freunde des Sechzgerstadions haben sich alle Parteien für den Modernisierungsplan des Stadions ausgesprochen. Bleiben bei Ihnen trotzdem noch Zweifel?
Ich persönlich bin bei diesen Themen immer kritisch. Man hat schon das Gefühl, dass es für alle Parteien ein Thema geworden ist. München nicht nur als Stadt für Reiche - das ist ein Politikum geworden. Trotzdem ist der Kas noch nicht bissen. Das Geld ist noch nicht beschlossen, es kann noch teurer werden. Damit ich wirklich dran glaube, muss der Spatenstich erfolgt sein. Aber immerhin: Das Gefühl ist sehr gut im Moment.

Die "Freunde des Sechzgerstadions" und die Kampagne "Sechzig im Sechzger" laden am Mittwochabend zu einem Stadion-Talk in die Stadionwirtschaft ein. Entlang ausgewählter Etappen erzählen Fanvertreter, was sie und ihre jeweiligen Fangruppen in verschiedenen Zeiträumen zum Stadionkampf beigetragen haben. Beginn ist um "18.60 Uhr", also um sieben. Eintritt frei.

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