Ausnahmezustand beim TSV 1860
Scharold, Köllner, Ismaik: Löwen-Ansagen in Corona-Zeiten
15. März 2020, 17:26 Uhr aktualisiert am 15. März 2020, 17:26 Uhr
1860-Chefcoach Michael Köllner sieht hinter dem Virus "einen tieferen Sinn" - und schickt seine Spieler erstmal nach Hause. Geschäftsführer Scharold warnt vor Schnellschüssen und auch Investor Ismaik schickt eine Botschaft nach München.
München - Ausnahmezustand in Giesing: Die Ausbreitung des Coronavirus schlägt weiter Wellen, auch im Hause eines Ex-Löwen. "Home-Office in diesen Tagen. Leider ist nur gewiss, dass man eigentlich gar nichts weiß", schrieb Jan Mauersberger auf Instagram.
Sechzigs Ex-Spieler, nun 1860-Mitarbeiter und Moderator des Löwen-Radios, postete dazu ein Foto mit Laptop in den eigenen vier Wänden: "Daher seid vorsichtig, bleibt gesund und verantwortungsbewusst!" Die Corona-Krise reißt den TSV 1860 wie alle anderen Klubs aus der Normalität. Wie die Dinge in der Chefetage laufen? "Wir versuchen gerade irgendwie zu planen, wie wir den Laden aufrecht erhalten", sagte Pressesprecher Rainer Kmeth der AZ. Man wolle zuerst einmal die Erkenntnisse der Sondertagung aller Vereinsmanager der 20 Drittligisten am Montag abwarten.
1860-Geschäftsführer Scharold hofft auf Fortsetzung der Saison
"An erster Stelle steht natürlich der Blick auf das allgemeine gesundheitliche Wohl", erklärte Geschäftsführer Michael Scharold in "Bild" und klammerte sich an die Hoffnung, die Saison aus sportlichen wie wirtschaftlichen Gründen fortsetzen zu können: "Wie in vielen anderen Bereichen geht es auch im Sport um Jobs und Existenzen."
Damit sind nicht nur Fußballvereine und deren Personal gemeint, sondern auch Dienstleister, Zulieferer und nicht zuletzt die Geringverdiener unter den Profis. "Wir bei 1860 wollen davor warnen, überstürzt Entscheidungen in Richtung Saisonabbruch zu treffen, ohne vorher Lösungen für den finanziellen Schaden erarbeitet zu haben", so Scharold. Er wünsche sich "eine ausreichend lange Pause", um "die Saison im Sinn der Integrität des sportlichen Wettbewerbs zu Ende spielen zu können".
Aus Sicht der Löwen in der Theorie allzu verständlich, benötigt man doch die Zuschauereinnahmen dringend und könnte die Aufholjagd (14 unbesiegte Spiele in Serie) im Saisonendspurt womöglich sogar mit dem Aufstieg krönen.
Köllner: Spieler "ein bisschen durch den Wind"
Auf dem Rasen ist derzeit genauso wenig los wie auf den Rängen: Trainer Michael Köllner ließ nach der Absage des Topspiels gegen Duisburg (Samstag) sowie des Geister-Testspiels als Ersatz auch das Training ausfallen. "Die Spieler kamen zum Training, und sie waren ein bisschen durch den Wind - das war für mich ein alarmierendes Zeichen", erzählte der 50-Jährige in der Radiosendung "Heute im Stadion" bei Bayern 1.
Köllner, der hinter dem Coronavirus "einen tieferen Sinn" und eine Botschaft an uns alle" bezüglich der immer mehr verlorengehenden "Menschlichkeit" sehe, habe ein Stück weit Normalität vorleben und die Einheit durchziehen wollen. "Dann aber haben die Spieler auf die Bremse getreten und gesagt: 'Trainer, wollen wir jetzt wirklich trainieren?'" Köllner reagierte: Heim-Trainingspläne für die Sechzger - wohl auf unbestimmte Zeit.
Ismaik bedauert Saisonunterbrechung und lobt Münchens Oberbürgermeister
Die PR-Abteilung von Hasan Ismaik setzte ebenfalls eine Nachricht ab. Man signalisierte Verständnis für die Spielabsagen, wenngleich der Investor die Unterbrechung des 1860-Laufes bedaure. Kurios: Ismaik sprach zudem vor der OB-Wahl eine Empfehlung aus: "Wenn ich bei der Oberbürgermeister-Wahl mein Kreuz setzen dürfte, gäbe es für mich nur einen Kandidaten: Dieter Reiter." Hintergrund: Reiter solle Ismaik nach seiner Bestätigung im Amt "in der Stadionpolitik" entgegenkommen, denn der Jordanier sei "nach wie vor der festen Überzeugung, dass das Grünwalder mit der im Raum stehenden Machbarkeitsstudie nicht der Spielort ist, um die Wirtschaftlichkeit des TSV 1860 auf Dauer zu gewährleisten". Aktuell steht diese - wie bei vielen Klubs - auf wackligen Beinen.
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