EM 2016
Portugal schockt favorisierte Kroaten im Achtelfinal-Langweiler
26. Juni 2016, 9:35 Uhr aktualisiert am 26. Juni 2016, 9:35 Uhr
Bis in die Verlängerung boten Kroatien und Portugal am Samstagabend im EM-Achtelfinale Fußball zum Abgewöhnen. Kurz vor dem Ende gelang Cristiano Ronaldo und Co. doch noch die Erlösung. Die Ausgangslage scheint nun günstig wie nie.
Fast entschuldigend nahm Cristiano Ronaldo seinen Real-Madrid-Kollegen Luka Modric nach dem EM-Viertelfinaleinzug in den Arm. Statt der hochgelobten Kroaten hat nun Portugal eine fast schon historische Chance, bei der Fußball-Europameisterschaft durchzustarten. "Portugal ist jetzt der neue Favorit. Sie können es bis ins Finale schaffen", erklärte Kroatiens Trainer Ante Cacic nach dem 0:1 (0:0) nach Verlängerung am Samstag im Achtelfinale in Lens.
Dies klingt eigentlich absurd, so harmlos war der Auftritt des Teams von Superstar Ronaldo, der immer noch auf seinen ersten Titel mit dem Nationalteam hofft. Doch als sich alle in einem erschreckend schwachen und extrem langweiligen Spiel schon auf Elfmeterschießen eingestellt hatten, ebnete Ronaldo seiner Mannschaft doch den Weg ins Viertelfinale. Seinen Torschuss in der 117. Minute - der erste überhaupt von Portugal im gesamten Spiel - konnte Kroatiens Keeper Danijel Subasic nur abklatschen. Der eingewechselte Ricardo Quaresma vollendete und köpfte den Vize-Europameister von 2004 zum sechsten Mal in Serie in die Runde der letzten Acht bei einer EM.
"Wir haben 120 Minuten hervorragend verteidigt - und dann im richtigen Moment zugeschlagen", sagte der Angreifer von Besiktas Istanbul. Da sich die großen Teams Spanien, Italien, Deutschland und Frankreich alle in der anderen Turnierhälfte befinden, scheint die Situation für Ronaldo und Co. günstig, tatsächlich bis ins Endspiel zu marschieren. Nächster Gegner ist am Donnerstag in Marseille nun zunächst Polen. "Es gibt keine einfachen Gegner mehr in diesem Turnier. Polen hat ein starkes Team, wir müssen wieder unser Bestes geben", sagte Abwehrspieler Cedric Soares.
Die gute Ausgangslage für Portugal scheint auch nach den Eindrücken vom Samstag geradezu grotesk. Mit dem vierten Unentschieden im vierten Spiel nach 90 Minuten steht das Team von Trainer Fernando Santos nun im Viertelfinale. Wie ein Titelanwärter spielte Portugal bislang noch in keinem Spiel. Am Mittwoch quälten beide Teams die Zuschauer mit ihrer Zerstörungstaktik. "Wir haben versucht, das Spiel zu machen, aber Kroatien hat uns nicht gelassen. Und Kroatien hat versucht, das Spiel zu machen, aber wir haben sie auch nicht gelassen", meinte Portugals Coach Santos.
Die nach ihren starken Leistungen in der Vorrunde und dem 2:1 gegen Titelverteidiger Spanien eigentlich favorisierten Kroaten waren am Ende fassungslos. "Wir sind sehr enttäuscht und wir alle wissen, das war die große Chance dieser Generation", sagte Abwehrspieler Vedran Corluka und Trainer Ante Cacic meinte: "Wir hatten eine große Chance bei diesem Turnier." Die hat nun Portugal.