Letzter Halt Berlin
Pokalfinale: Kovac und Boateng kämpfen um ihre Zukunft
23. Mai 2019, 10:01 Uhr aktualisiert am 23. Mai 2019, 10:19 Uhr
Bayern-Trainer Kovac kämpft in seiner Heimat ums Double - und um seine Zukunft. "Wir müssen die ganze Kraft geben, die wir noch haben", fordert Lewandowski. Boateng droht ein trauriger Abschied.
München - Als Niko Kovac (47) am späten Samstagnachmittag vor der Südkurve der Münchner Arena stand, noch immer mit Tränen in den Augen nach seiner ersten Meisterschaft und lautstark gefeiert von den Fans, formulierte er seinen letzten Wunsch für diese Saison. "Jetzt fahren wir nach Berlin", sagte der Trainer des FC Bayern, "zu mir nach Hause. Und dort wollen wir den Pokal holen!"
Es wäre das Double für den Coach in seiner Münchner Premierensaison. Das schafften zuvor nur Branko Zebec (1969), Felix Magath (2005), Louis van Gaal (2010) und Pep Guardiola (2014). Überhaupt wartet Bayern seit 2016 auf einen Pokaltriumph. Wird mal wieder Zeit.
Aber würde der Doppelsieg tatsächlich Kovacs Zukunft bei Bayern sichern?
Sichert ein DFB-Pokal-Gewinn Kovacs Zukunft beim FCB?
Nach AZ-Informationen ist weiter offen, wie es mit dem Trainer weitergeht. Eine Analyse der Saison und die damit verbundene Entscheidung in der Kovac-Frage wird erst nach dem Pokalfinale gegen RB Leipzig erfolgen.
Falls die Münchner eine ähnliche Enttäuschung erleben sollten wie im Vorjahr beim 1:3 im Cup-Endspiel gegen Eintracht Frankfurt, könnte es aber auch heißen: Letzter Halt Berlin. Und das in Kovacs Heimatstadt.
"Dass es Niko Kovac geschafft hat, Meister zu werden, und auch noch den DFB-Pokal gewinnen kann, ist - wenn man das reine Resultat sieht - sicherlich alles andere als schlecht", sagte Oliver Kahn, der frühere Weltklasse-Torwart und künftige Bayern-Vorstand, bei spox.com.
Nur: Genügt das reine Resultat, um die Anforderungen beim FC Bayern zu erfüllen?
FC Bayern: Wird Mark van Bommel der neue Trainer?
Wie die AZ weiß, beantwortet so mancher Spieler im Kader diese Frage mit Nein. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge ist ebenfalls nicht restlos überzeugt. Vermisst werden kreative Einfälle des Trainers für die Offensive, zudem sind seine taktischen Korrekturen während der Partien umstritten, genauso seine harschen Ansprachen, wenn Fehler passieren. Laut "Sport Bild" gab es vergangene Woche eine Spielersitzung - ohne den Trainer. Darin schwor sich das Team aufs Double ein.
"Wir haben besprochen, dass wir uns darauf konzentrieren sollten, unseren Job zu machen", verriet Robert Lewandowski gestern. Die Diskussion um Kovac spiele "keine Rolle". Stattdessen müsse man die "ganze Kraft geben, die wir jetzt noch haben", sagte Lewandowski. Ob's klappt?
Felix Magath, der 2005 und 2006 mit Bayern das Double gewann, hält Mark van Bommel (42) für einen geeigneten Bayern-Trainer der Zukunft. "Wenn Sie mit diesem Namen spekulieren, dann würde ich sagen, haben Sie ein gutes Näschen", sagte Magath bei RTL. "Van Bommel als ehemaliger Spieler hier hatte zu den Bayern-Bossen auch damals schon einen sehr guten Draht. Daher halte ich diese Personalie nicht für abwegig."
Derzeit trainiert van Bommel allerdings noch die PSV Eindhoven. Und vor allem Präsident Uli Hoeneß kämpft weiter um eine Zukunft mit Kovac, dem Mann aus dem Berliner Arbeiterbezirk Wedding.
Boateng verlässt den FC Bayern
Die wird es für Jérôme Boateng sehr wahrscheinlich nicht geben. Der Weltmeister, der seit 2011 für Bayern spielt und dort zum Weltklasse-Spieler reifte, sucht einen neuen Klub. Aus Italien soll es Interesse an dem Innenverteidiger geben, doch der 30-Jährige würde seine Karriere am liebsten bei einem Klub der Größenordnung Paris Saint-Germain fortsetzen. Dies wäre auch wichtig für die Marke Boateng: Der Abwehrmann wird von Rap-Superstar Jay-Z gemanagt, seit vergangenem Herbst kann man das Lifestyle-Magazin "Boa" kaufen. Glaubwürdig kann man da nur bleiben, wenn man weiter zur fußballerischen Elite gehört.
Am Samstag gegen Leipzig aber wird Kovac wohl wieder auf Mats Hummels und Niklas Süle setzen. Boateng, dem gebürtigen Charlottenburger, droht die Ersatzbank - und ein trauriger Bayern-Abschied.
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