Abo gekündigt?

Mit der Meisterschaft wird es für den FC Bayern ganz schwierig


"Hier zu verlieren, ist brutal für uns", sagt Thomas Müller (r.) nach dem 1:2 der Bayern bei Tabellenführer Mönchengladbach. Joshua Kimmich spricht von einem "negativen Lauf".

"Hier zu verlieren, ist brutal für uns", sagt Thomas Müller (r.) nach dem 1:2 der Bayern bei Tabellenführer Mönchengladbach. Joshua Kimmich spricht von einem "negativen Lauf".

Von Bernhard Lackner

Wie schon gegen Leverkusen ist Serienmeister Bayern bei Gladbach klar überlegen, verliert am Ende aber. "Es ärgert mich unendlich, ich könnte durchdrehen", sagt Kimmich. Ist die Meisterschaft schon gelaufen?

München/Mönchengladbach - Tja, über der abendlichen Weihnachtsfeier des FC Bayern für Spieler, Trainer und Verantwortliche lag am Sonntag ein Schatten.

Das 1:2 bei Borussia Mönchengladbach durch den Elfmeter in der Nachspielzeit und der Blick auf die Tabelle mit sieben Punkten Rückstand zu Tabellenführer Gladbach dürften ein ziemliches Magengeschwür auslösen. Rang sieben!

Vor 25 Jahren, unter Trainer Giovanni Trapattoni, war man ähnlich schlecht (Achter). Bayern momentan unter Interims-Chefcoach Hansi Flick out of Europe - außerhalb der Champions-League-Plätze, überhaupt außerhalb der Ränge für ein europäisches Ticket. Obwohl die Teilnahme an der Europa League schon eine Art Strafrunde für die Bayern wäre. Das 1:2 war die bereits vierte Pleite der Saison, so oft hatte man zuletzt 2011/12 nach 14 Spieltagen verloren. Lauter böse Zahlen.

Hat der Meister der letzten sieben Jahre etwa sein Abo auf die Schale gekündigt? Die von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge eingeforderte Herbstmeisterschaft ("Bis Weihnachten von der Spitze des Baumes nach unten schauen") ist quasi außer Reichweite.

Zweite Wucherpleite: Bayern-Verantwortliche angefressen

Der Frust war dementsprechend groß. 1:2 vor einer Woche gegen Bayer Leverkusen, nun 1:2 in Gladbach. Dasselbe Resultat, dasselbe Muster: Man ist über weite Strecken die bessere Mannschaft, mit dem Manko, fatalen Chancenwucher zu betreiben. Wie verflixt!

Der Unterschied zum letzten Wochenende: Die Stimmung ist gekippt. Joshua Kimmich sprach von "einem negativen Lauf", war richtig angefressen. "Es ärgert mich unendlich, ich könnte durchdrehen", gestand der stets superehrgeizige Nationalspieler. Nach der Führung durch Ivan Perisic habe man "komplett aufgehört, Fußball zu spielen", befand Sportdirektor Hasan Salihamidzic, "ich weiß nicht, aus welchem Grund. Darüber muss man reden." Der enttäuschte Thomas Müller: "Hier zu verlieren, ist brutal für uns - gerade in unserer Tabellensituation." Müllers Bilanz: "Wir haben zwei Spiele in Folge verloren, wenn man objektiv auf die schaut, haben wir viel Positives gesehen, aber unterm Strich steht viel Negatives."

Der Flick-Effekt ist verpufft. Die ersten vier Partien nach der Entlassung von Niko Kovac gewann der ehemalige Assistent - mit 16:0 Toren. Der Hype um Hansi war groß, Bayerns Triple-Trainer Jupp Heynckes sprach davon, dass er als Chef eine "Epoche prägen" könne. Und nun? Eher über kurz als über lang dürfte er - allerspätestens im Sommer - wieder ins zweite Glied rücken.

Schafft der FC Bayern die erneute Aufholjagt?

Erneut steht der FC Bayern vor einem Berg namens Aufholjagd. "Wir kennen zwar diese Situation, das ist das Gute. Aber es ist ärgerlich, hintendran zu sein und Punkte aufholen zu müssen. Das ist nicht das, was wir uns vorstellen und was uns liegt", so Kapitän Manuel Neuer, "wir wollen oben stehen, vorne sein." Ob der anstehende Gipfelsturm noch einmal gelingt wie in der vergangenen Saison, als man ab Dezember neun Punkte auf die enteilte Dortmunder Borussia aufholen konnte?

Selbst die Bayern zweifeln nun. "Noch mehr Mannschaften sind vor uns als in der letzten Saison. Auch wenn es in Anführungszeichen nur sieben Punkte sind, glaube ich, dass es diese Saison deutlich schwieriger wird", meint Kimmich. Ist das allen im Team bewusst? Kimmich: "Wer es jetzt noch nicht begriffen hat, der ist komplett auf dem falschen Weg. Wer glaubt, dass es wieder so wird wie in der letzten Saison, der ist fehl am Platz." Salihamidzic forderte: "Wir müssen in die Erfolgsspur zurück, die Tore wieder machen. Es ist noch früh in der Saison. Wir haben noch 20 Spieltage, müssen Ruhe bewahren und trotzdem nach innen sehr ehrlich sein."

"Zur Winterpause auf Platz eins zu stehen, ist jetzt nahezu unmöglich", meinte Kimmich. Drei Spieltage sind's noch bis dahin (mit den Spielen gegen Bremen, in Freiburg und gegen Wolfsburg). Müller will "noch neun Punkte holen, sonst schaut's schattig aus". Weihnachten droht zappenduster zu werden für Bayern.

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