Stürmer hört auf
Mission beendet: Gomez war erfolgreich und immer umstritten
29. Juni 2020, 19:10 Uhr aktualisiert am 29. Juni 2020, 19:10 Uhr
Nach einer erfolgreichen, aber nie unumstrittenen Karriere feiert Mario Gomez ein versöhnliches und emotionales Ende seiner Laufbahn in Stuttgart. "Ich wollte noch mal etwas zurückgeben", sagt er.
München - Es gab Zeiten, da wären nach dieser Aussage von Mario Gomez Schlagzeilen gemacht worden. Doch nun, mit seinen 34 Jahren, nach einem Abstieg und einer Saison in der Zweiten Liga, sind diese Worte eben nur noch das, was sie sind: ein Scherz. "Ich bin in Verhandlungen mit Real und Barça", sagte Gomez am späten Sonntagnachmittag grinsend - und fügte noch an: "Wenn das nichts wird, höre ich auf."
Es wird nichts. Und schon vorher war abzusehen, dass dieser kurz zuvor beendete Zweitliga-Spieltag wohl auch Gomez' letzter Arbeitstag als Profi sein würde. Und an diesem mochte er nirgendwo lieber sein als in Stuttgart. "Es war immer mein Traum, hier meine Karriere zu beenden", sagte er mit bebender Stimme.
Was in Stuttgart begann, endet auch in Stuttgart
Nicht Barcelona, nicht Madrid und auch nicht München, sondern der VfB: In Stuttgart, wo alles begann, sollte es für Gomez nun auch zu Ende gehen. Und dass es mit dem Aufstieg zu Ende ging, trotz des 1:3 am letzten Spieltag gegen Darmstadt 98 nach einem Tor von Gomez zum zwischenzeitlichen 1:1, entsprach allem, was er sich erträumt hatte. "Das war auch mein Antrieb in diesem Jahr, den direkten Wiederaufstieg zu schaffen", sagte Gomez.
Nun also ist gelungen, was dem 78-maligen Nationalspieler (31 Tore) ein dringendes Bedürfnis war. Mission beendet. Er habe, sagte Gomez, dem VfB "noch mal etwas zurückgeben wollen", hatte gutmachen wollen, was er vor langer Zeit angerichtet hatte. "Ich habe damals als junger Kerl, als ich aufstrebend war, die Welt erobern und Titel gewinnen wollte, viele VfB-Herzen enttäuscht", sagte er bei Sky. Gemeint war sein Wechsel zum FC Bayern 2009 - zwei Jahre, nachdem er mit dem VfB deutscher Meister geworden war.
Gomez war einst der teuerste Transfer der Bundesliga
Mit einer Ablöse von 30 Millionen Euro machten die Bayern Gomez zum damals teuersten Bundesliga-Transfer. Doch irgendwie funkte es nie so richtig zwischen dem Schwaben mit spanischen Wurzeln und den Bayern.
Dabei gewann Gomez mit den Münchnern 2010 erneut die Meisterschaft, holte 2011 mit 28 Toren die Torjägerkanone. 2013 trug er wesentlich zum Triple bei, als er beim 3:2-Erfolg im Finale des DFB-Pokals ausgerechnet gegen den VfB Stuttgart zwei Tore machte. Überhaupt konnte Gomez eine hervorragende Bilanz aufweisen. In 174 Spielen für die Bayern brachte er es auf 139 Scorerpunkte (113 Tore). Doch unumstritten war er nie.
Nachdem es tatsächlich Gerüchte um Real Madrid gab, wechselte Gomez zunächst nach Florenz. Über die Umwege Besiktas Istanbul und VfL Wolfsburg kam er im Januar 2018 wieder zurück in die Heimat - nach Stuttgart. "Es war immer mein Anliegen als Spieler, den Leuten zu zeigen, dass es für mich im Fußball noch eine gewisse Romantik gibt. Für mich war die Romantik, hier, wo alles angefangen hat, aufzuhören", sagte Gomez.
Hitzlsperger: "Wir als Verein sind es ihm schuldig"
Nun soll er seinem Herzensverein erhalten bleiben, soll mithelfen, dass dieser nun möglichst dauerhaft erstklassig bleibt. "Wir als Verein sind es ihm schuldig", sagte Klubchef Thomas Hitzlsperger und betonte: "Es würde mich freuen, wenn jemand mit seiner Erfahrung dem VfB Stuttgart wieder hilft."
"Dass ich im Fußball weiter tätig sein werde, ist keine Frage. Die Frage ist wo, und die Frage kann ich noch nicht beantworten", sagte er. Der VfB sei sein erster Ansprechpartner, ergänzte der demnächst 35 Jahre alte gebürtige Schwabe. Als Fußballer werde es ihn freilich nicht mehr geben. Außer, der FC Barcelona meldet sich vielleicht doch noch. "Da würde ich noch mal ein Jahr dranhängen", sagte Gomez. Und grinste.
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