Champions League
Messlatte Chelsea: Jetzt gilt's für den FC Bayern
25. Februar 2020, 6:19 Uhr aktualisiert am 25. Februar 2020, 6:19 Uhr
Mit dem Hinspiel im Achtelfinale der Champions League beim FC Chelsea beginnt für den FC Bayern die heiße Phase der Saison. Für Flick geht's um einen neuen Vertrag, für den Klub um Planungssicherheit und Renommee.
München - Ehre, wem Ehre gebührt. Im Vormittagstraining am Montag an der Säbener Straße gratulierten die Bayern-Profis mit einem Ständchen ("Happy Birthday!") ihrem Cheftrainer Hansi Flick zum 55. Geburtstag - vor einer ganz besonderen Champions-League-Reise für den Bayern-Coach, dem Achtelfinal-Duell mit dem FC Chelsea (21 Uhr, Sky live und im AZ-Liveticker).
Bekommt Flick einen neuen Vertrag, wenn er - mindestens - unter die letzten Acht Europas kommt? Nach dem zu frühen Aus im Achtelfinale des Vorjahres gegen den späteren Champions-League-Gewinner FC Liverpool hatte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge die Messlatte nach oben gelegt: "Das darf uns nicht noch einmal passieren!" Auch dem für seine Trainingsarbeit, Taktik und Empathie geschätzten Flick.
Chelsea gegen Bayern: "Crunch Time" für Flick
Nun, in der wichtigsten Saisonphase, muss sich Flick beweisen. Der gebürtige Heidelberger steht vor seinem ersten Messlatten-Spiel. "Klar: Es ist wichtig, dass wir eine gute Saison spielen", erklärte er, "das ist halt so bei Bayern München - und das ist gut so."
Noch mehr steht auf dem Spiel in der "Crunch Time", der heißesten Phase der Saison: Für die Stars, deren Verträge 2021 auslaufen (Manuel Neuer, Thiago, Thomas Müller, David Alaba), ist es in den anstehenden Verhandlungen wichtig zu wissen, wer ab Sommer ihr Chefcoach ist.
Chelsea gegen Bayern: "Finale dahoam" kein Thema
Klarheit muss her, Planungssicherheit. Da wäre ein Aus gegen die Blues fatal. Sogar Ex-Präsident Uli Hoeneß stieg am Montag, begleitet von Ehefrau Susi, in den Flieger, der die Bayern nach London brachte, es ist seine erste Auswärtsreise 100 Tage nach dem Rückzug vom Präsidentenamt. "Es wird ein schwieriges Spiel", prophezeite Hoeneß. "Wir haben ja etwas gutzumachen."
Allein das Wort Chelsea ruft zutiefst unangenehme Erinnerungen bei Hoeneß und allen Bayern-Fans hervor. An das "Finale dahoam" von 2012, als Chelsea-Kapitän Frank Lampard, der heutige Coach, den Henkelpott nach einem dramatischen Endspiel in München - im Elfmeterschießen setzte Bastian Schweinsteiger den letzten Versuch der Bayern an den Pfosten - hochstemmen durfte.
Von 2012 noch im Kader der Roten: Neuer, Müller, Alaba (damals gesperrt) und Jérôme Boateng. Revanchegelüste weisen die Spieler von sich, wollen sich nicht erinnern. "Also da muss man jetzt auch nicht unbedingt drüber sprechen", sagte Kapitän Manuel Neuer. Und Müller meinte, ebenfalls genervt: "Da kommen keine Bilder mehr hoch. Dieses Spiel hat mit dem von damals fast gar nichts mehr zu tun."
Chelsea gegen Bayern: Goretzka wieder fit
Auch für das internationale Renommee des deutschen Abo-Meisters ist das Spiel wichtig. Zumal sich die nationale Konkurrenz mit Borussia Dortmund und RB Leipzig anschickt, das Viertelfinale zu erreichen. Da darf Bayern nicht schon im März "out of Europe" sein.
"Wir werden versuchen, dass dieses Jahr die Reise weitergeht, ich warne aber auch davor, jetzt schon das Träumen anzufangen", sagte Rummenigge am Montag, "ein gutes Ergebnis wäre, dass wir ein Tor machen."
Während Javi Martínez nach seiner schweren Muskelverletzung im Oberschenkel fehlt, steht Leon Goretzka nach seinen muskulären Problemen wieder im Kader. Nun müssen die Bayern ihre Schwäche in K.o.-Spielen ablegen. Seit fünf Partien ist man im Frühjahr sieglos, zuletzt gelang 2018 ein 2:1 beim FC Sevilla.
Chelsea gegen Bayern: Gnabry wieder auf Torejagd?
Andererseits blieb man in den vergangenen zwölf Auswärtsspielen der Königsklasse ungeschlagen (neun Siege, drei Remis) - dieser Vereinsrekord ist jedoch auch auf beeindruckende Spaziergänge durch Gruppenphasen wie im Herbst mit sechs Erfolgen (24:5 Tore) zurückzuführen.
Mit dem 7:2 bei Tottenham sowie den in jener Partie erzielten vier Treffern von Serge Gnabry ließ man Anfang Oktober aufhorchen. Der Ex-Profi vom FC Arsenal (2011 bis 2014) freut sich schon auf das Wiedersehen mit der britischen Hauptstadt.
Gnabry (24): "Es ist immer wieder cool, nach London zu kommen, gegen die Teams dort zu spielen. Ich habe noch viele Freunde dort, die gerne zum Zuschauen kommen. Durch meine Arsenal-Historie ist es schon immer etwas Besonderes. Bei Chelsea habe ich schon ein paar Mal gespielt, da herrscht immer eine besondere Atmosphäre. Das wird ein gutes Spiel." Also: Mach's noch einmal, Serge!
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