Exklusives AZ-Interview
Horst Heldt: "Als Spieler habe ich zu Hansi Flick aufgeschaut"
15. Februar 2020, 14:57 Uhr aktualisiert am 15. Februar 2020, 14:57 Uhr
Horst Heldt, Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln, spricht im AZ-Interview über gemeinsame Zeiten mit Bayern-Trainer Flick und das Duell am Sonntag: "Wir werden uns mit Händen und Füßen wehren."
München/Köln - Horst Heldt ist seit November 2019 als Sport-Geschäftsführer beim 1. FC Köln tätig. Die AZ hat vor dem Duell des FC Bayern bei den Geißböcken (Sonntag, 15.30 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker) mit dem 50-Jährigen gesprochen.
AZ: Herr Heldt, am Sonntag empfangen Sie mit dem 1. FC Köln den FC Bayern. Was erwartet die Münchner dort?
HORST HELDT: Wir wissen schon, wer da kommt. Aber - wie immer - erwartet den FC Bayern in Köln ein ausverkauftes Stadion, das sich wie die Mannschaft mit Händen und Füßen wehren wird. Wir wissen, dass das verdammt schwer wird. Trotzdem werden wir ohne Angst in das Spiel gehen und wollen uns gut präsentieren gegen den wahrscheinlich kommenden Meister.
Horst Heldt wollte Hansi Flick zum FC Schalke holen
Der steht für Sie schon fest?
Bayern war zuletzt sehr konstant, steht jetzt wieder berechtigt da oben und wird sich das auch nicht mehr nehmen lassen. Auch wenn der Meisterkampf eng und die Konkurrenz gewachsen ist, am Ende werden sie sich durchsetzen.
Sie treffen mit Hansi Flick auf einen alten Bekannten. Wie oft tauschen Sie sich aus?
Seitdem er Cheftrainer des FC Bayern ist, hatten wir keinen Kontakt, weil wir beide sehr beschäftigt waren. Ansonsten sprechen wir regelmäßig - und das schon sehr lange. Wir sind uns auch beruflich immer mal wieder über den Weg gelaufen. Gerade während seiner Zeit beim DFB gab es immer wieder Berührungspunkte.
Wie denken Sie an Ihre gemeinsame Zeit beim 1. FC Köln Anfang der Neunziger zurück?
Damals habe ich als junger Spieler zu ihm aufgeschaut und gesagt: "Wow, da kommt einer vom FC Bayern." Das war eine Bereicherung für meine persönliche Entwicklung, weil Hansi schon einiges erlebt hatte und eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Aufgeregtheiten auf und außerhalb des Spielfeldes hatte. Ich habe ihn als sehr teamfähig erlebt. Er hatte das Bayern-Gen in sich, unbedingt erfolgreich sein zu wollen und wusste, was man persönlich alles dafür tun muss. Das war eine schöne Zeit. Leider war sie für ihn relativ schnell beendet, weil er verletzungsbedingt nicht mehr weiterspielen konnte.
Stimmt es, dass Sie Flick 2011 zu Schalke holen wollten?
Als wir Ralf Rangnick damals unerwartet verloren haben, weil er wegen Burnout von einen auf den anderen Tag aufgehört hat, musste ich schnell handeln. Zu der Zeit war Hansi Flick Direktor im U-Bereich des DFB. Und ich hätte ihn gerne als Cheftrainer zu Schalke geholt.
Heldt über Flick: "Von außen wirkt es so, als würde vieles passen"
Sie haben das große Potenzial im Trainer Flick also schon damals erkannt.
Wie gesagt, wir kennen uns sehr lange. Hansi hatte damals schon viele Stationen durchlaufen, hatte sehr erfolgreich als Cheftrainer und auch als Co-Trainer der Nationalmannschaft gearbeitet. Deshalb hat es einfach Sinn gemacht, über ihn nachzudenken. Er hatte zu diesem Zeitpunkt gerade einen neuen Job beim DFB übernommen und wollte das dann auch durchziehen. So ist es eine Idee von mir geblieben.
Sie trauen ihm also sicher auch zu, den FC Bayern über den Sommer hinaus zu trainieren, oder?
Von außen wirkt es so, als würde vieles passen. Vor allen Dingen im Hinblick auf das Verhältnis Trainer und Mannschaft habe ich den Eindruck, dass ihm jeder folgt und es sehr gut harmoniert. Deshalb wird ja auch offen darüber diskutiert, ob er länger bleiben könnte.
Gegen einen möglichen Nachholtermin des Gladbach-Spiels während der Karnevalszeit haben Sie sich zuletzt ziemlich klar positioniert. Warum?
Man kann das nicht isoliert voneinander betrachten. Das ist ein Derby mit ganz vielen Emotionen. Während der Oktoberfestzeit sind die Menschen in München doch auch anders drauf als sonst. Im Karneval ist das hier in der Region genauso. Und das ist ein Hochsicherheitsspiel. Daher macht es Sinn, dass es da auch nicht stattfindet. Ich glaube auch nicht, dass es ein Derby zwischen Bayern und Sechzig an einem Oktoberfestwochenende geben würde, wenn es irgendwann noch einmal dazu kommen sollte.
Wie wichtig ist der Karneval für den FC, der gegen Bayern wieder in Karnevalstrikots aufläuft, grundsätzlich?
Das ist fester Bestandteil der Kultur, unseres Klubs und der Stadt. Ganz Köln freut sich darauf, Karneval zu feiern. Es ist wichtig, seine DNA, wie man großgeworden ist, was einer Stadt und den Menschen, die da leben, etwas bedeutet, anzunehmen. Das ist vergleichbar mit dem Oktoberfest. Da treten die bayerischen Vereine auch aus Überzeugung heraus in Erscheinung. Das gehört zur Kultur der Stadt München dazu.
Ex-Löwe Heldt: "Die Derbys waren etwas Besonderes"
Ist Ihre Motivation als ehemaliger Sechziger gegen die Bayern eigentlich besonders groß?
Nein. Aber es ist doch für jeden immer die größte Motivation, gegen den FC Bayern zu spielen. Und die Derbys damals waren schon etwas Besonderes, weil es ein echtes Stadtderby war.
Sie spielten dabei unter anderem auch noch gegen Oliver Kahn. Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Dass ich ihm mehrere Tore reingehauen habe. (lacht)
Wie sehen Sie ihn jetzt als Verantwortlichen des FC Bayern, der Karl-Heinz Rummenigge 2022 als Vorstandsvorsitzenden beerben soll?
Das kann ich nicht wirklich beurteilen. Ich kann mir aber vorstellen, dass das ganz hervorragend laufen wird, wenn das Zepter irgendwann mal übergeben wird.
Und was sagen Sie zur Entwicklung des TSV 1860?
Sechzig ist und bleibt einfach ein toller Verein mit einer ganz, ganz großen Tradition. Es ist schade, dass sie leider mehrere Gänge nach unten machen mussten. Als ehemaliger Löwe ist es meine große Hoffnung, dass sie irgendwann mal wieder in der ersten oder zweiten Liga ankommen. Weil so ein Verein mit solchen Fans da eigentlich hingehört. Es wird ja immer gesagt, dass der wahre Münchner Sechziger ist und die Leute von außerhalb dann eher die Bayernfans sind. Ich würde mir für die Blauen wünschen, dass es irgendwann wieder ein Derby gibt.
Das komplizierte Vereinskonstrukt des TSV 1860 ist aber nicht unbedingt darauf ausgerichtet, oder?
Nur so viel: Der Verein ist immer größer als jeder Einzelne. Das wirkt von außen nicht immer so.
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