Keine Sperre für Manchester City

Hamann: "Das CAS-Urteil stellt Financial Fairplay infrage"


Kritisiert das CAS-Urteil: TV-Experte Dietmar Hamann

Kritisiert das CAS-Urteil: TV-Experte Dietmar Hamann

Von Daniel Gahn

Der Sportgerichtshof CAS hebt die gegen Guardiolas ManCity verhängte Sperre für die Champions League auf. Hamann: "Man muss sich fragen, ob bei der Uefa die richtigen Leute in der Verantwortung sind."

Manchester - Dieser 13. Juli 2020 dürfte der Tag sein, an dem die Idee des Financial Fairplay zu Grabe getragen wurde. Es war der Tag, an dem der Internationale Sportgerichtshof CAS die zweijährige Europacup-Sperre gegen den englischen Spitzenklub Manchester City aufgehoben hat.

Gnade für City, "Todesurteil" für das Financial Fair Play.

Pep Guardiola freute sich wie ein kleiner Bub, der mit einem Streich durchgekommen ist. Der Teammanager von Manchester City lächelte im Kreise seiner Assistenten befreit in die Kamera, im Hintergrund liefen die "Breaking News" über den Bildschirm: Gnade für Guardiolas City - "Todesurteil" für das Financial Fair Play.

Der CAS hat die Sperre kassiert und dem Kontrollmechanismus der Uefa in einem Schiedsspruch einen wohl vernichtenden Schlag versetzt, ihn zur Financial Farce gemacht. Fein raus ist dagegen das von arabischen Investoren üppig alimentierte City. Prompt verbreitete Guardiolas Co Manuel Estiarte auf Instagram das Freuden-Bild, das der Uefa wie Hohn vorkommen musste.

Auch Geldstrafe gegen Manchester City wird reduziert

Der CAS sah es nach dreitägiger Verhandlung als erwiesen an, dass City nicht ausreichend mit dem Finanzkontrollgremium der Uefa kooperiert und damit gegen Artikel 56 des Financial Fair Play (FFP) verstoßen hätte.

Nicht begründet sei dagegen der Vorwurf, Manchester habe unrechtmäßige Geldzuwendungen durch seine Investoren erhalten. Die am 14. Februar auferlegte Europacup-Sperre sei daher unangemessen gewesen. Die Geldstrafe wurde von ursprünglich 30 auf nur noch 10 Millionen Euro reduziert.

"Dieses Urteil stellt das Financial Fairplay stark infrage, es ist fatal. Das kann nicht im Interesse der Fans sein. Du brauchst Regeln und Regularien und musst versuchen, dass der Wettbewerb gewahrt bleibt", sagte Ex-Nationalspieler und Sky-Experte Didi Hamann, der von 2006 bis 2009 selbst für ManCity spielte, der AZ: "Heute ist kein guter Tag für den Fußball, die Auswirkungen könnten verheerend sein. Es sollte in diesen Zeiten eher Aufgabe der Verbände und Großklubs sein, sich dem Fan wieder anzunähern. Wenn sich der Fan vom Fußball abwendet, haben wir alle ein Problem."

Imageschaden für Uefa

Insgesamt sah der Gerichtshof "die meisten" Verstöße, die City vorgeworfen wurden, als "nicht begründet" oder "verjährt" an - ein schwerer Imageschaden für die Uefa und ihr Kontrollgremium, das die harte Strafe im Frühjahr für Vorgänge aus den Jahren 2012 bis 2016 verhängt hatte.

Hamann: "Ich finde, dass man sich nun die Frage stellen muss, ob es ein Regulativ wie das Financial Fairplay überhaupt noch braucht und ob bei der Uefa die richtigen Leute in der Verantwortung sind. Auch die Uefa muss sich nach diesem Urteil selbst hinterfragen." Hamann befürchtet: "Wir könnten eine Situation bekommen, dass im europäischen Fußball Verhältnisse herrschen wie im Wilden Westen. Fußball darf nicht zum Spiel ohne Grenzen werden. Irgendwann muss es bei solchen Vergehen zu einer Sperre kommen - egal, ob die Vorwürfe verjährt sind oder nicht.

In Manchester, das die Vorwürfe bestritten und den CAS eingeschaltet hatte, sorgte das Urteil für große Erleichterung. Der Klub "begrüße" die Entscheidung und werte sie als "Bestätigung" seiner Position, hieß es. Die Uefa nahm den Schiedsspruch in einer ersten Reaktion lediglich "zur Kenntnis" und bekannte sich mit der Europäischen Klubvereinigung "zu den Prinzipien des Financial Fair Play".

Fußball-Ikone Lineker: Financial-Fair-Play-Regeln werden kaum überleben

"Es ist schwer vorstellbar, wie die Financial-Fair-Play-Regeln dies überleben können", twitterte die englische Fußball-Ikone Gary Lineker. Vielmehr sei die Frage: "Kann die Uefa die Folgen überleben?"

Klar ist: Durch das Urteil wird an den Grundpfeilern gerüttelt, die einen Wettkampf mit vergleichbaren Mitteln im europäischen Fußball im Ansatz gewährleisten sollen. Hamann: "Man vermittelt vor allem den von Investoren finanzierten Profiklubs in England das Gefühl: Was schert uns das Financial Fairplay? Wenn es eines Tages ein Problem oder eine Strafe gibt, dann klagen wir eben." Dieser 13. Juli 2020 könnte wirklich ein Unglücksdatum für den Fußball sein.

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