"Qualitätsspieler halten"
FC Bayern: Hansi Flick kämpft weiter um Thiago und Alaba
5. Juli 2020, 14:13 Uhr aktualisiert am 6. Juli 2020, 12:39 Uhr
Das Double gewonnen, doch um ein Doppel muss der FC Bayern kämpfen. Die Zukunft von David Alaba und Thiago in München ist offen. Die Verträge laufen im kommenden Sommer aus. "Herzstück" Alaba könnte in einer Hinsicht vorangehen.
Berlin/München - Er wollte auf jedes Foto. Mit jedem - und zugleich immer nur mit dem einen, dem goldenen Pokal. David Alaba schnappte sich bei den Feierlichkeiten nach dem 4:2 im Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen auch Hansi Flick, legte den Arm um den Hals des Trainers. Wie Vater und Sohn standen sie auf dem von Lametta übersäten Rasen, voller Stolz und Glück im Gesicht, sie umarmten sich und den Pott.
Eine Liaison, die auf gegenseitiger Hochachtung und Respekt begründet ist. Flick gilt als Erfinder von Abwehrchef Alaba, kitzelte mittels dieser Beförderung vom Linksverteidiger zur zentralen Instanz noch mehr Weltklasse aus Alaba, der mit seinem formidablen Freistoß zum 1:0 die Seinen auf die Siegerstraße brachte, heraus.
Letzte Alaba-Party mit dem FC Bayern?
Alaba schwang sich im Olympiastadion und bei der nächtlichen Sause im "Marriott Hotel", dem Mannschaftsquartier in Berlin, zu einem der Party-Leistungsträger auf. Mit dem Gedanken im Hinterkopf, es könne - abgesehen von der Finalrunde der Champions-League-Saison in Lissabon - bereits seine letzte große Feier im Kreise der Bayern-Familie sein? Wie zuletzt wollte der 28-Jährige nichts preisgeben ("Ich will einfach feiern") über seine Zukunft, die ihn trotz eines Vertrages bis 2021 schon diesen Spätsommer zu anderen Großverein führen könnte.
Das Interesse von Klubs wie Paris Saint-Germain, Inter Mailand, FC Chelsea und Manchester City interessiert wiederum Alaba nicht. Dem Vernehmen nach wären höchstens Real Madrid oder der FC Barcelona die Kategorie Sehnsuchtsziel, für die er München verlassen würde. Doch noch soll es keine Angebote geben und das kriselnde Barça gilt aktuell ohnehin nicht als finanziell ausreichend aufgestellt für einen Megatransfer.
Zuletzt war eine Verhandlungsrunde der Bayern-Verantwortlichen mit Alaba-Vater George und dem neuen Berater Pini Zahavi ergebnislos verlaufen. Im Poker geht's ums liebe Geld. "Ich sehe keinen Grund, Bayern zu verlassen. Vielmehr Geld wird er woanders nicht verdienen", sagte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus bei "Sky": "Bayern ist für Alaba der ideale Verein. Das passt einfach."
Flick: Alaba ist "das Herzstück"
Und er hat einen prominenten Befürworter. Einen, der sich in Berlin derart für Alabas Weiterbeschäftigung ins Zeug warf, dass ein Scheitern das Potenzial zur Störung des Binnenklimas zur Folge haben könnte. Also sprach Flick: "David ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, das Herzstück. Auf dem Platz ist er Weltklasse, neben dem Platz immer positiv, motiviert die Mitspieler. Ich bin zuversichtlich, dass er bei uns verlängert. Er ist hier zu einem außergewöhnlichen Spieler gereift."
Mit 16 Jahren wechselte Alaba aus seiner Geburtsstadt Wien von der Austria in die Jugend des FC Bayern. "Man kann in einem Verein, in dem man ausgebildet wurde, auch seine Karriere beenden", sagte Flick, "das kommt heute nicht all zu oft vor. Da könnte er vorangehen." Das klang wie: Alaba oder nix!
Im Falle von Spielmacher Thiago (29), der von Liverpool mit Meistertrainer Jürgen Klopp umworben wird, sei es "etwas schwieriger", so Flick. Aber auch in diesem Fall sehe er "die Dinge positiv" und habe "immer Hoffnung".
Rummenigge spricht über Thiago-Abgang
Doch der Spanier, der nach seiner Leisten-OP zu einem Kurzeinsatz gegen Leverkusen kam, will trotz eines ausverhandelten Arbeitspapiers weg. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge erklärte, man habe mit Thiago "seriös verhandelt und ihm alle seine Wünsche erfüllt. Doch es sieht so aus, dass er zum Ende seiner Karriere noch einmal etwas Neues machen möchte." Ablösefrei will Bayern 2021 keinen der beiden ziehen lassen.
Flick betonte ausdrücklich: "Ich werde mich einsetzen mit allem, was ich habe, dass wir zwei solche Qualitätsspieler halten können."
Die Botschaft an die Bosse ist verschickt - per Einschreiben! Matthäus glaubt bereits das Ergebnis der Pokerei zu kennen: "Alaba wäre ein größerer Verlust als Thiago. Ich glaube, Thiago geht und Alaba bleibt."