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FC Bayern: Drei Wochen wichtig - wie Hansi Flick mit Philippe Coutinho plant
29. Februar 2020, 11:01 Uhr aktualisiert am 29. Februar 2020, 11:01 Uhr
Der verletzungsbedingte Ausfall von Torjäger Lewandowski ist die Chance von Coutinho, sich endlich ins Rampenlicht zu spielen. "Wir hoffen alle, dass bei ihm irgendwann der Knoten platzt", sagt Trainer Hansi Flick.
München - Das 4:3 der Bayern vor knapp vier Wochen im DFB-Pokal gegen Hoffenheim war eine deftige Niederlage - für Philippe Coutinho. Der Mittelfeldspieler, im August als Sensationsimport gefeiert, tauchte ab. Eine Leistung ohne Esprit, der 27-Jährige konnte als Linksaußen mit Drang zur Mitte keine Torgefahr ausstrahlen. Danach brachte Cheftrainer Hansi Flick den Brasilianer nur noch am vergangenen Freitag im Spiel gegen den Tabellenletzten Paderborn von Beginn an - als es gegen die Ostwestfalen 1:1 stand, musste Weltstar Coutinho nach 62 Minuten vom Platz. Endergebnis 3:2.
Insgesamt durfte die Leihgabe vom FC Barcelona, für 8,5 Millionen bis Saisonende verpflichtet, in den bisherigen acht Pflichtspielen des Jahres 2020 nur drei Mal von Beginn an ran, wurde vier Mal eingewechselt. Viel zu wenig für seine Ansprüche. Coutinhos Bilanz: sechs Tore und sechs Vorlagen in 1.211 Bundesliga-Minuten. Doch nach dem Verletzungs-Schock um Robert Lewandowski, der mit einem Schienbeinkanten-Anbruch aus dem Champions-League-Duell beim FC Chelsea (3:0) rund vier Wochen ausfällt, wird Coutinho gebraucht.
FC Bayern: Hansi Flick gibt Coutinho Startelf-Garantie
Schon am Samstag (15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) im Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim, für das Flick ihm am Freitag einen Startelf-Platz versprach. Was der Coach sonst nicht macht. In Coutinhos Fall jedoch geht es darum, seine Seele zu streicheln, ihm das Vertrauen öffentlich zu beweisen. "Philippe wird auf jeden Fall spielen", erklärte Flick, "von daher hat er die Chance, sich ins Spiel zu integrieren. Er macht es im Training sehr gut. Ich schätze ihn als Fußballer und als Mensch. Wir hoffen alle, dass bei ihm irgendwann der Knoten platzt. Jetzt wäre ein optimaler Zeitpunkt." Klare Ansage. Coutinho soll wissen: Er ist wichtig. Plötzlich wichtig.
Bis zu Lewys Rückkehr, der in 33 Pflichtspielen dieser Saison unglaubliche 39 Tore erzielt hat, sollen rund vier Wochen vergehen. Das Ziel fürs Comeback des Mittelstürmers ist das Liga-Topspiel am 4. April bei Borussia Dortmund. Bis dahin stehen für die Bayern inklusive Hoffenheim sechs Partien auf dem Programm - innerhalb von drei Wochen, danach ist Länderspielpause. Und da aktuell auch Kingsley Coman (Oberschenkel) mindestens ein Spiel ausfällt und Ivan Perisic (Knöchelbruch) erst im Laufe des März sein Aufbauprogramm steigern kann, rückt wohl Serge Gnabry ins Sturmzentrum und Thomas Müller rechts auf den Flügel. Auf halblinks dann Coutinho. Wie gesagt - plötzlich wichtig.
Rummenigge über Coutinho: "Alle versuchen, ihn zu unterstützen"
Für drei Wochen. "Philippe hat manche Spiele gut gespielt, manchmal vermittelt er den Eindruck, dass er gehemmt ist. Fakt ist, dass wir alle glauben, dass er ein überragender Fußballer ist. Das sehen wir im Training und auch manchmal im Spiel", sagte Karl-Heinz Rummenigge unter der Woche. Ein Lob, verbunden mit einer Rest-Portion Hoffnung und deutlicher Kritik ("Auch manchmal im Spiel"). Der Vorstandsboss: "Alle versuchen, ihn zu unterstützen. Wir müssen hoffen, dass er in den entscheidenden Wochen ein wichtiger Faktor wird."
Coutinho spielt ab sofort also vor - nicht unbedingt für einen Anschlussvertrag bei Bayern, das scheint aufgrund der (selbst für die Münchner) zu hohen Kaufoption in Höhe von 120 Millionen nahezu ausgeschlossen. Eher für seinen Heimatverein FC Barcelona sowie für andere Interessenten muss der Brasilianer sich und seine - aktuell verschütteten - Qualitäten wieder in Erinnerung rufen.
Wer Lewandowski im Sturmzentrum ersetzt, wollte Flick nicht verraten: "Es ist immer gut, wenn der Gegner rätselt und nicht so viele Infos von uns bekommt." Generell gilt: "Entscheidend ist, dass wir als Mannschaft alle noch enger zusammenrücken und die Zeit, die er ausfällt, gemeinsam erfolgreich bestreiten."
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