Souveräner Achtelfinal-Auftritt

FC Bayern: Die wichtigsten Erkenntnisse der Gala beim FC Chelsea


Der FC Bayern hatte nach der 3:0-Gala beim FC Chelsea jeden Grund zum Feiern.

Der FC Bayern hatte nach der 3:0-Gala beim FC Chelsea jeden Grund zum Feiern.

Von Bernhard Lackner

Der FC Bayern sendet mit dem souveränen 3:0-Sieg beim FC Chelsea ein deutliches Zeichen an Fußball-Europa. Unter Hansi Flick gehören die Münchner zum Favoritenkreis in der Champions League - einige Stars brauchen aber noch Zeit. Die Erkenntnisse zur Gala bei den "Blues".

London/München - "Ein 3:0-Auswärtsergebnis ist natürlich ein Träumchen. So macht es Spaß, Anhänger und Spieler des FC Bayern zu sein", jubilierte Thomas Müller nach der Gala beim FC Chelsea am Dienstagabend - und das aus gutem Grund.

Nach dem 3:0-Erfolg stehen die Bayern mit mehr als einem Bein im Viertelfinale, auch "Blues"-Coach Frank Lampard zeigte sich angesichts der starken Leistung der Münchner äußerst beeindruckt. "Das Level von Bayern war fantastisch. Sie sind eine echt starke Mannschaft und das war mir auch bewusst", erklärte die Chelsea-Legende.

Hansi Flick hat die Mannschaft seit seiner Amtsübernahme im November zusammengeschweißt. Unter dem 55-Jährigen blühen zahlreiche Stars wieder auf. Die Lehrstunde bei den "Blues" hat gezeigt: Bayern darf sich weiterhin zum Favoritenkreis um den Champions-League-Titel zählen - einige Probleme sind dafür aber noch zu lösen. Das sind die Erkenntnisse aus der Gala in London:

Robert Lewandowski kann auch K.o.-Spiele

Robert Lewandowski stellte gegen Chelsea seine Qualitäten als Teamplayer unter Beweis.

Robert Lewandowski stellte gegen Chelsea seine Qualitäten als Teamplayer unter Beweis.

"Robert befindet sich in der Form seines Lebens", meinte Hansi Flick noch vor der Partie bei Chelsea. Eine Aussage, die sich kaum leugnen lässt: 39 Tore erzielte der 31-Jährige in den bisherigen 33 Saisonspielen, dazu kommen fünf Vorlagen. Der Pole traf in allen sechs Champions-League-Spielen, in denen er in dieser Spielzeit auf dem Platz stand. Mit elf Treffern hat er schon jetzt seinen persönlichen Rekord in der Königsklasse eingestellt.

Klar ist: Das Abschneiden der Bayern auf internationalem Parkett hängt auch und vor allem von Lewandowskis Form ab. In den vergangenen Jahren haftete dem Torjäger jedoch stets der Makel an, in den wichtigen Spielen abzutauchen. Dass er absolut gewillt ist, ebenjenen Makel abzulegen, zeigte er am Dienstagabend.

Lewandowski war umtriebig, ließ sich immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen und stellte seine Qualitäten als Teamplayer unter Beweis. Vor allem vor dem Treffer zum 1:0 zeigte sich der 31-Jährige uneigennützig und legte - trotz guter Schussposition - auf den noch besser positionierten Serge Gnabry ab. Nur drei Minuten später setzte Lewandowski den 24-Jährigen erneut ein - 2:0!

In der 76. Minute war der Pole dann selbst zur Stelle und sorgte für den 3:0-Endstand. Sein letzter Treffer in einem K.o.-Spiel datierte vom 20. Februar 2018, damals traf er beim 5:0-Sieg über Besiktas Istanbul, seitdem war er über zehn Stunden ohne Treffer geblieben.

Umso bitterer: Wie die Bayern am Mittwoch mitteilten, erlitt der Torjäger gegen Chelsea einen Anbruch der Schienbeinkante am linken Kniegelenk und wird rund vier Wochen ausfallen. Damit verpasst Lewandowski unter anderem das Rückspiel gegen Chelsea und das Pokal-Viertelfinale beim FC Schalke.

Thiago gefällt als Zweikämpfer

Giftig in den Zweikämpfen: Unter Hansi Flick erfüllt Thiago auch seine Defensiv-Aufgaben.

Giftig in den Zweikämpfen: Unter Hansi Flick erfüllt Thiago auch seine Defensiv-Aufgaben.

Noch in der Hinrunde stand Thiago bei Fans und Beobachtern in der Kritik, sogar über einen Abgang im Sommer wurde spekuliert. Seit der Winterpause zeigt sich der Spanier aber wieder deutlich formverbessert und hat starken Einfluss auf das Spiel der Münchner. Auch gegen Chelsea zeigte er eine starke Leistung (AZ-Note 2).

Bemerkenswert: Unter Hansi Flick engagiert sich Thiago auch deutlich stärker in der Defensive. Insgesamt 13 Zweikämpfe bestritt der technisch so beschlagene Sechser am Dienstagabend, zusammen mit Serge Gnabry eroberte er von allen Bayern-Spielern am häufigsten den Ball zurück. In seiner aktuellen Verfassung ist der 28-Jährige aus der Startelf nicht mehr wegzudenken - vor allem in den entscheidenden Spielen.

Kingsley Coman braucht noch Zeit

Wieder Kingsley Coman: Bayern-Mannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt eilt herbei.

Wieder Kingsley Coman: Bayern-Mannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt eilt herbei.

Das Jahr 2020 ist bislang noch nicht das Jahr des Kingsley Coman. Knapp zwei Monate fehlte der Flügelstürmer den Münchnern zuletzt aufgrund einer Kapselverletzung, von seiner Topform ist er auch zweieinhalb Wochen nach seiner Rückkehr auf den Platz noch ein gutes Stück entfernt.

Dies zeigte sich auch am Dienstagabend. Im Duell mit dem Spanier Marcos Alonso hatte Coman regelmäßig das Nachsehen, auch in seinen Dribblings wirkte er bisweilen unglücklich. Zu allem Überfluss musste der 23-Jährige nach einem Sprint in der 65. Minute ausgewechselt werden. Auch wenn die Bayern schnell Entwarnung gaben (Coman wird lediglich fünf Tage pausieren müssen) hat das Spiel gegen Chelsea gezeigt: Der Franzose braucht noch Zeit, um wieder in Topform zu kommen.

Philippe Coutinho sammelt weiter keine Pluspunkte

Bemüht, aber glücklos: Coutinho blieb auch gegen den FC Chelsea blass.

Bemüht, aber glücklos: Coutinho blieb auch gegen den FC Chelsea blass.

Philippe Coutinho und der FC Bayern - es ist weiterhin keine wirkliche Liebesbeziehung. Von der Startelf ist der Brasilianer derzeit meilenweit entfernt, Hoffnung auf Besserung gibt es aktuell wenig. Auch weil Coutinho seine Chancen nicht nutzt. Dies zeigte sich am Dienstagabend einmal mehr.

"Alle versuchen ihm zu helfen, der Trainer, die Mitspieler. Wir müssen jetzt hoffen, dass er in den entscheidenden Wochen, die jetzt beginnen, ein wichtiger Faktor wird, der dazu beiträgt, dass wir Titel gewinnen", meinte Karl-Heinz Rummenigge noch vor dem Abflug gen London. Seine Hoffnungen sollten einmal mehr unerfüllt bleiben.

Gegen Chelsea kam die Leihgabe des FC Barcelona in der 65. Minute beim Stand von 3:0 für den verletzten Coman in die Partie. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt im Prinzip entschieden, Coutinho wirkte dennoch einmal mehr gehemmt und agierte unglücklich. In seiner aktuellen Form ist der Brasilianer kein Faktor in den entscheidenden Spielen.

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