Trotz Über-Form
FC Bayern: Darum ist der Ballon d‘Or für Robert Lewandowski unerreichbar
3. Dezember 2019, 19:15 Uhr aktualisiert am 3. Dezember 2019, 19:15 Uhr
Beim Ballon d'Or geht Robert Lewandowski mal wieder leer aus und wird nur Achter. Die AZ analysiert, was dem Stürmer des FC Bayern fehlt.
München - Zumindest auf dem Roten Teppich hatte Robert Lewandowski gemeinsam mit seiner im fünften Monat schwangeren Ehefrau Anna einen preiswürdigen Auftritt hingelegt. Und auch die Sitzordnung im Pariser Theatre du Chatelet, wo der Ballon d'Or am Montagabend vergeben wurde, hatte durchaus darauf hingedeutet, dass der Stürmer des FC Bayern dem begehrten goldenen Ball - oder zumindest einer Topplatzierung - in diesem Jahr deutlich nähergerückt ist.
In Abwesenheit von Cristiano Ronaldo, der sich zeitgleich lieber in Rom zu Italiens Fußballer des Jahres auszeichnen ließ, saß Lewandowski direkt neben Lionel Messi und Virgil van Dijk, also den beiden heißesten Anwärtern auf die prestigeträchtige Auszeichnung zum besten Fußballer des Kalenderjahres. Hoffnung machte Lewandowski auch, dass diese ja nun wieder unabhängig von der Fifa-Weltfußballerwahl von einer Fachjournalisten-Jury aus aller Welt vergeben wird.
Am Ende landete Lewandowski dennoch weit abgeschlagen mit gerade mal 44 Punkten auf einem enttäuschenden achten Rang. Messi (686 Punkte) gewann seinen sechsten Ballon d'Or vor van Dijk (679) und Ronaldo (476), dem er nun wieder eine Auszeichnung voraus ist. Lewandowski blieb mal wieder nichts anderes übrig, als dem Argentinier zu gratulieren und dabei trotzdem in die Kameras zu lächeln.
Weltfußballer-Wahl: Lewandowski gibt sich sportlich
"Ich bin sehr glücklich, unter die Top10-Fußballer der Welt berufen worden zu sein", schrieb der Pole später in den sozialen Netzwerken und übermittelte nochmals seine "aufrichtigsten Glückwünsche" an die Gewinner des Abends. Einen davon, nämlich den besten Torhüter Allison Becker, hatte er sogar persönlich geehrt. Bleibt die Frage, ob der Ballon d'Or für Lewandowski ein Ballon d'unerreichbar bleiben wird, oder was ihm (noch) fehlt, um ihn zu bekommen.
Tore können es jedenfalls nicht sein. Davon produzierte die Tormaschine 2019 nämlich so viele wie kein anderer. In 53 Pflichtspielen für Bayern und die polnische Nationalelf waren das 51 Treffer. Zuletzt sorgte er mit seinem Viererpack in 14 Minuten und 31 Sekunden beim 6:0 gegen Belgrad für einen Champions-League-Rekord. In der Bundesliga jagt er Gerd Müllers ewige 40-Tore-Bestmarke (aktuell 16 Saisontore).
Zum Vergleich: Messi traf in 54 Pflichtspielen 2019 "nur" 46 Mal, Ronaldo schoss in 44 Partien 33 Tore. Sowohl Messi als auch Ronaldo sorgen mit ihrer außergewöhnlichen individuellen Klasse auf dem Spielfeld aber nach wie vor für Staunen. Lewandowski gilt als bester Mittelstürmer der Welt. Ihm haftet trotz seiner beeindruckenden Quote aber an, häufig zu viele Chancen zu vergeben (wie in Belgrad und gegen Leverkusen) und in den wichtigen Champions-League-Spielen nicht (mehr) zu treffen. Gegen Liverpools Becker gelang ihm etwa noch kein Tor.
FC Bayern: Lewandowski hat ein Lobby-Problem
Was Lewandowski ebenfalls noch fehlt, ist ein großer Titel. Mit der polnischen Nationalelf ist der auch nicht zu erwarten. Und mit Bayern war für ihn in der Champions League bislang spätestens im Halbfinale Schluss. Der Gewinn dieser Trophäe würde sein Standing in jedem Fall verbessern.
Lewandowski hat aber auch ein internationales Lobby-Problem. Bei der aktuellen Ballon-d'Or-Wahl hatten ihn lediglich die Länder Deutschland, Honduras, Kambodscha, Pakistan, Polen, Serbien, sowie die Turks- und Caicos-Inseln unter den Top3. In Sachen internationaler Strahlkraft sind ihm Messi und Ronaldo um Lichtjahre voraus. Abzulesen ist das zum Beispiel auch an ihren Followerzahlen auf Instagram. Während Lewandowski dort 16 Millionen Menschen folgen, tun dies bei Messi 137 und bei Ronaldo sogar 191 Millionen. Dass beide derartige Weltmarken sind, hat sicher auch damit zu tun, dass sie lange bei den wohl schillerndsten Klubs, dem FC Barcelona (Messi) und Real Madrid (Ronaldo), spiel(t)en.
Thomas Müller hatte daher nach der Gala zum Ballon d'Or den passenden Kommentar für Lewandowski parat und schrieb bei Twitter: "Sieger der FC-Bayern-Herzen."
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