Die neue Nazionale
Eine echte Einheit
18. Juni 2021, 13:53 Uhr aktualisiert am 18. Juni 2021, 13:53 Uhr
Italien sorgt ohne großen Star für reichlich Furore. Trainer Roberto Mancini hat eine echte Einheit geformt, die mit Offensivfußball begeistert.
Andrea Pirlo, Fabio Cannavaro, Francesco Totti oder Alessandro Del Piero - es sind klangvolle Namen, die der Squadra Azzurra bei ihrem WM-Triumph 2006 goldenen Glanz verliehen. Und heute? Sind es Spieler wie Manuel Locatelli, Domenico Berardi oder Nicola Barella, auf die Italien setzt. Es sind nicht die großen Stars im europäischen Fußball, dennoch zählen die Azzurri nach bisher begeisternden Leistungen ihrer "No-Names" längst zu den heißen EM-Favoriten.
Trainer Roberto Mancini hat es nach der verpassten WM 2018, dem Tiefpunkt in der Historie des viermaligen Weltmeisters, geschafft, eine echte Einheit zu formen. Selbst gestandene Profis wie Kapitän Giorgio Chiellini (36), Leonardo Bonucci (34), Marco Verratti (28) oder Ciro Immobile (31) stellen sich bedingungslos in den Dienst der Mannschaft. "Keiner fühlt sich als Superstar, der besser ist als die anderen", lobte Marcello Lippi, Weltmeister-Trainer von 2006, die "neue" Nazionale.
Italienische Euphorie kennt nahezu keine Grenzen
Nach zwei beeindruckenden 3:0-Siegen gegen die Türkei und die Schweiz liegen die Tifosi dem Team von Mancini regelrecht zu Füßen. Die Euphorie kennt vor dem Gruppenfinale am Sonntag (18.00 Uhr MESZ/ZDF) in Rom gegen Wales nahezu keine Grenzen.
Chiellinni, der wegen muskulärer Probleme wohl ausfällt, und seine Kollegen haben es geschafft, den Funken überspringen zu lassen. "Der Champion", betonte Juve-Verteidiger Bonucci "ist die Gruppe". Es sei "ein Mix aus Jungen und Alten, der gut zusammenpasst. Wir freuen uns, dass wir zusammen sind. Eine solche Freude hat man in der Mannschaft lange nicht gespürt." Und Bonucci muss es nach 104 Länderspielen wissen.
"Magische" Atmosphäre
Auch der routinierte Chiellini ist angetan vom Spirit im Team. Er bezeichnete die Atmosphäre schon vor dem Turnier als "magisch". Dabei zu sein, "belebt dich". Mancini sei Dank.
Der 56-Jährige habe, äußerte Francesco Acerbi, schlicht "die Mentalität der Mannschaft geändert". So einfach ist das. "Er sorgt dafür", ergänzte der Lazio-Profi, "dass wir uns auf dem Platz gut fühlen, dass wir keinen Druck spüren. Er hat eine Familie aus uns gemacht." Eine Familie, in der es "keine Eifersucht und keinen Neid" gebe, unterstrich Barella.
Wie weit dies die bereits für das Achtelfinale qualifizierten Italiener bei der EURO 2020 führen wird, bleibt abzuwarten.
Hoffnungen auf EM-Titel berechtigt
Es sei noch "ein langer Weg", warnte Mancini die Tifosi bereits vor allzu viel Euphorie. Dennoch sind die Hoffnungen auf den ersten EM-Titel seit 1968 durchaus berechtigt.
Aus den einstigen Catenaccio-Experten sind Offensiv-Künstler geworden, aus starken Einzelspielern eine echte Truppe. Er sei einfach nur "superstolz, Teil dieser Gruppe zu sein", sagte Locatelli, gegen die Schweiz mit zwei Toren der Mann des Abends: "Es ist irre."
Italien habe eben "keinen Pogba und keinen Mbappe", schrieb der Corriere della Sera, aber eben eine Mannschaft "mit klarer Qualität".
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
Italien: Donnarumma - Di Lorenzo, Bonucci, Acerbi, Spinazzola - Barella, Jorginho, Locatelli - Insigne, Immobile, Berardi. - Trainer: Mancini
Wales: Ward - Connor Roberts, Mepham, Rodon, Ben Davies - Allen - Morrell, Ramsey - Bale, Moore, James. - Teammanager: Page