Servus und Bonjour!

Die Champions League trainiert deutsch


Das Halbfinale 2020: zwei deutsche Teams, zwei aus Frankreich und mit Tuchel, Flick und Nagelsmann (v.l.) drei deutsche Trainer.

Das Halbfinale 2020: zwei deutsche Teams, zwei aus Frankreich und mit Tuchel, Flick und Nagelsmann (v.l.) drei deutsche Trainer.

Von Markus Giese

Ein Halbfinale der Champions League mit je zwei Teams aus Deutschland und Frankreich - das gab es noch nie. Es ist keineswegs die einzige Premiere. Vor allem die deutschen Trainer stehen im Fokus.

Lissabon - Politisch gesehen sind Deutschland und Frankreich tonangebend in Europa, im Fußball haben bislang aber meist andere Nationen die Musik gemacht, vor allem Spanien und England. Doch in diesem Jahr ist alles anders.

"Frankreich und Deutschland - in Brüssel und auf dem Spielfeld die Motoren von Europa", twitterte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, nachdem am Sonntagabend völlig überraschend Außenseiter Olympique Lyon Manchester City aus der Champions League warf und damit das Halbfinale komplettierte.

FC Bayern, RB Leipzig, PSG und Lyon: Deutsch-französisches Halbfinale

Ein rein deutsch-französisches Halbfinale im Übrigen. Das gab es in der Geschichte der Champions League noch nie. Neben Lyon, das nun die Bayern herausfordert, stehen auch Paris Saint-Germain und erstmals RB Leipzig unter den besten vier Teams in Europa. Ob dieser seltenen Konstellation bangt Macron vor den beiden deutsch-französischen Duellen offenbar schon um das gute Verhältnis zum Nachbarland und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er hoffe, twitterte Macron mit einem Schuss Humor, "dass sie es mir nicht übelnehmen wird, wenn ich Paris und Lyon unterstützen werde".

Doch wer auch immer am Ende im Finale von Lissabon steht, mindestens ein deutscher Trainer wird mit dabei sein. Denn, auch das gab es noch nie, mit Hansi Flick (Bayern), Julian Nagelsmann (Leipzig) und Thomas Tuchel (Paris) stehen erstmals drei deutsche Trainer im Halbfinale der Königsklasse. Dass Lyons Coach Garcia, ein Franzose, mit Vornamen ausgerechnet Rudi heißt, passt nur ins Bild.

"Mein Vater hat mir diesen Namen gegeben. Er war ein großer Radsport-Fan und hat Rudi Altig geliebt", sagte Rudi Garcia dazu.

Zum dritten Mal in Folge steht damit übrigens ein deutscher Coach im Finale der Champions League, nachdem dies 2018 und 2019 ja schon Liverpools Jürgen Klopp gelungen war.

Qualitätssiegel für die deutsche Trainerausbildung

Sowohl für Flick als auch für Tuchel und Nagelsmann wäre das Endspiel eine Premiere. "Ich freue mich natürlich für Thomas und für Julian", sagte Flick: "Wir werden versuchen, dass wir einen der beiden im Finale treffen." DFB-Präsident Fritz Keller lobte die "großartige Leistung" der Trainer in Lissabon. Auch der Verband Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) ist begeistert. "Zufall ist das ganz sicher nicht", sagte Präsident Lutz Hangartner: "Es ist eher ein Beleg dafür, dass die Trainerausbildung in Deutschland sehr gut ist."

Besonders Bayern-Trainer Flick sorgte bislang mit seinem torreichen und dominanten Offensiv-Fußball für Staunen in Europa. "Zwischen Trainer und Mannschaft herrscht eine Chemie, die ich selten gesehen habe", erklärte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bei Sky Italia die Stärken seines Trainers. "Der deutsche Fußball ist normalerweise nicht so attraktiv. Seit Flick die Mannschaft übernommen hat, hat sich alles komplett geändert." Er habe die Mannschaft "vom ersten Tag an besser gemacht".

Was die Akteure auf dem Feld betrifft, dürfen sich die Franzosen freuen. Denn neben Lyon (10) und PSG (9) haben auch die Bayern (5) und Leipzig (4) einige Franzosen im Kader. Den 28 spielberechtigten Profis aus dem Nachbarland stehen im Halbfinale dagegen "nur" 20 aus Deutschland gegenüber, zwei davon (Julian Draxler und Tilo Kehrer) verdienen ihr Geld in Paris.

Halbfinale komplett ohne Ronaldo und Messi

Zwei Protagonisten der vergangenen Jahre fehlen dafür komplett. Das deutsch-französische Halbfinale heißt nämlich auch, dass erstmals seit 2007 weder Cristiano Ronaldo, noch Lionel Messi Teil der besten vier Mannschaften sind.

Und damit nochmal zu den bisherigen Dominatoren des europäischen Fußballs. Ein Halbfinale ohne englische oder spanische Beteiligung in der Königsklasse, das gab es sogar seit 1996 nicht mehr. Goodbye und Adios! Stattdessen heißt es Servus und Bonjour.

Es sind eben wirklich besondere Zeiten.

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