AZ-Analyse
Der Bayern-Achter: Die Erfolgsgaranten für den Titel
18. Juni 2020, 12:31 Uhr aktualisiert am 18. Juni 2020, 12:31 Uhr
Der achte Titelgewinn in Serie dokumentiert eindrucksvoll die Ausnahmestellung des FC Bayern in der Bundesliga. Die AZ stellt die Protagonisten des Erfolges in dieser (erneuten) Meister-Saison vor.
München - Auch fünf Minuten machen einen (zum) Meister. Erinnern Sie sich noch an Renato Sanches, das hochgelobte Talent aus Portugal? Der Mittelfeldspieler machte vergangenen Sommer die Vorbereitung beim FC Bayern mit, wechselte dann im August zum OSC Lille. Zuvor hatte Sanches (22) beim Bundesliga-Auftakt gegen Hertha BSC (2:2 - ja, wirklich 2:2, aus heutiger Perspektive nahezu unglaublich) fünf Minuten als Einwechselspieler mitgemischt. Eine DFL-Medaille für den Deutschen Meister 2019/20 geht also auch nach Nordfrankreich - Glückwunsch!
Auch vier Spieler aus der Drittliga-Mannschaft blieben unter der Marke von 90 Minuten Beitragszeit zum Titel: Sarpreet Singh (21 Jahre/8 Minuten), Leon Dajaku (19/10 - bei zwei Einsätzen), Oliver Batista Meier (19/12) und Kwasi Okyere Wriedt (25/13). Ihre Zeit bei den Profis kommt vielleicht noch - abgesehen von Torjäger Wriedt, der am 1. Juli zum niederländischen Erstligisten Willem II Tilburg wechselt.
Für den 30. Meistertitel der Klubhistorie waren natürlich andere im Kader verantwortlich, die Leistungsträger, die Macher und an erster Stelle der Trainer. Eine AZ-Übersicht des Bayern-Achters, der acht Garanten des achten Triumphes in Serie:
Hansi Flick
Der 55-Jährige ist der Baumeister des Erfolgs, Bayerns Mann der Saison. Als Ergänzung zu Cheftrainer Niko Kovac letzten Sommer gekommen, übernahm er die taumelnde und gegen Kovac aufbegehrende Mannschaft Anfang November nach einem desaströsen 1:5 in Frankfurt. "Seitdem spielen wir wirklich attraktiven und erfolgreichen Fußball", schwärmte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
In Zahlen: Flick gewann 19 von 22 Bundesligaspielen (wettbewerbsübergreifend 26 von 29), machte aus sieben Punkten Rückstand sieben Zähler Vorsprung. Seine Empathie und sein Fachwissen überzeugten die Spieler.
Thomas Müller (31 Einsätze, sieben Tore)
Unter Kovac abgeschrieben und böse abgestempelt ("Notnagel2) zahlte der 30-Jährige das von Flick geschenkte Vertrauen mit Leistung zurück. Der Vorlagenkönig der Liga (20) ist wieder unverzichtbar, auch als Motivator, Lautsprecher und in der Corona-Zeit verlängerter Arm des Trainers auf dem Platz. Er verlängerte seinen Vertrag bis 2023.
Robert Lewandowski (29/31)
Der Toptorjäger der Liga erzielte in Bremen das Goldene Tor zum Meisterstück - wer sonst? 31 Saisontore sind persönlicher Rekord des 31-Jährigen. Nach Lothar Emmerich, Gerd Müller, Dieter Müller und Pierre-Emerick Aubameyang ist der Pole erst der fünfte Spieler, der in einer Spielzeit mehr als 30 Treffer erzielt.
Joshua Kimmich (31/3)
Unter Kovac oft zwischen der Rechtsverteidiger-Position und dem Job als Sechser hin- und hergeschoben. Seit Flick bis auf wenige Ausnahmen als Innenverteidiger zur Aushilfe - auch das kann er! - der Fixpunkt im Mittelfeld-Zentrum. Der 25-Jährige ist Antreiber, Kapitän der Zukunft und Siegtorschütze beim wichtigen 1:0 in Dortmund.
David Alaba (27/1)
War die beste Idee von Flick, den Österreicher als Abwehrboss zu installieren. Über Jahre Weltklasse als Linksverteidiger, nun das schlaue Auge der Viererkette mit feinsten Pässen in die Tiefe. Verlängert der 27-Jährige nach seiner neunten Meisterschaft (wie Müller) nun endlich seinen Vertrag, der nur bis 2021 datiert ist?
Jérôme Boateng (22/0)
Neben Müller das Comeback des Jahres. Der 31-Jährige sollte den Verein auf Rat von Ehrenpräsident Uli Hoeneß vergangenen Sommer verlassen, fand keinen passenden Verein und spielte sich mit Wucht und Wille in der Innenverteidigung fest - will wegen Flick noch ein Jahr bleiben.
Alphonso Davies (28/3)
Der Senkrechtstarter der Saison, das Überholmanöver auf zwei Beinen, der "FC Bayern Roadrunner", so Müller. Der 19-Jährige stieg dank famoser Leistungen als Linksverteidiger zu einem der besten und begehrtesten Teenager-Kicker des Planeten auf. Er verlängerte jetzt bis 2025. Künftiger Weltstar aus Kanada - made in Bayern.
Oliver Kahn
Seit Anfang Januar ist der 51-Jährige als Vorstand im Amt. Und was soll man über den Ex-Torwart, einst Kapitän und Titelsammler, der seinen Job mit Umsicht und Kreativität erfüllt, schon sagen? Bayern hat 2020 noch kein Spiel verloren. Titanös!
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