Bayern-Keeper pausiert
Das sagt ter Stegen zum Zweikampf mit Neuer
9. Oktober 2019, 8:31 Uhr aktualisiert am 9. Oktober 2019, 8:31 Uhr
Im ersten Länderspiel nach der Torwart-Debatte steht Marc-André ter Stegen im Test gegen Argentinien im Kasten. Charmant geht er mit der Situation um - doch letztlich ist er chancenlos im Kampf gegen Bayern-Keeper Manuel Neuer.
München/Dortmund - Marc-André ter Stegen hat seine Sache sehr gut gemacht, tadellos. Kein verbaler Fehltritt, kein Brandbeschleuniger in der Torwart-Debatte, nichts. Es war ein cooler Auftritt des Torhüters am Dienstagmittag auf der Pressekonferenz im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund.
An einem Ort, der DFB-Torwartgeschichte dokumentiert, von Toni Turek über Sepp Maier bis hin zu Manuel Neuer, dem Keeper des FC Bayern, der aktuellen Nummer eins im Lande. Da wollte sich der 27-Jährige vom FC Barcelona nicht locken lassen angesichts des Zoffs zwischen den Bayern und den Nationalelf-Verantwortlichen.
Ter Stegen: "Fühle mich nicht mehr unter Druck gesetzt"
Er goss kein Öl ins Feuer, löschte mit Wasser. Eloquent, stets lächelnd und charmant, so gab sich ter Stegen am Tag vor seinem nächsten Einsatz in der Nationalelf beim Testländerspiel am Mittwoch gegen Argentinien (20.45 Uhr, RTL live).
"Ich hoffe, dass wir als Team ein gutes Spiel machen. Das wird ein fantastisches Spiel, ich freue mich darauf", sagte ter Stegen ganz unverfänglich und verneinte, bei seiner Bewährungschance einen besonderen Druck zu spüren: "Ich fühle mich nicht mehr unter Druck gesetzt als sonst und möchte einfach mein Bestes geben - wie immer."
Seit März läuft alles gegen ter Stegen
In seinem 23. Länderspiel werden alle Augen auf den gebürtigen Mönchengladbacher und Ex-Borussen (2009 bis 2014) gerichtet sein. Auch die von Manuel Neuer, der auf der Bank zusieht. Und sich seinen Teil denken wird.
Seinen letzten Einsatz im DFB-Trikot hatte ter Stegen am 20. März beim 1:1 im Test gegen Serbien, als er zur Pause Neuer ablöste. Seitdem lief alles gegen ihn. Bei den EM-Qualifikationsspielen im Juni sollte er sich zeigen können, musste jedoch verletzt absagen.
Im September hatte ihm Joachim Löw das Quali-Match in Belfast gegen Nordirland in Aussicht gestellt. Nach dem überraschenden 2:4 gegen die Niederlande in Hamburg zog es der Bundestrainer vor, die durch Ausfälle geschwächte Mannschaft durch einen Torwartwechsel nicht zu beeinträchtigen.
Giftpfeile aus München in Richtung ter Stegen
Zurück in Barcelona beklagte sich ter Stegen: "Die letzte Länderspielreise war ein harter Schlag für mich." Worauf sich Neuer brüskiert äußerte und in der Folge Giftpfeile aus München Richtung ter Stegen flogen. So erklärte Präsident Uli Hoeneß: "Er hat gar keinen Anspruch, dort zu spielen."
Die Debatte wurde zum Zoff, lief aus dem Ruder. Neuer gegen ter Stegen, die Bayern-Bosse kontra Nationalelfdirektor Oliver Bierhoff und umgekehrt. Jetzt nahm ter Stegen Dampf raus, sagte zum Aufreger-Thema der letzten Wochen cool: "Ich mache mir da nicht viele Gedanken drüber, habe mich die letzten Wochen auf den Fußball konzentriert. Jeder möchte spielen, so ist es auf jeder Position - nicht nur im Tor."
Über sein Verhältnis zu Neuer (33) sagt der Barça-Keeper: "Wir sind absolut professionell miteinander. Wir haben ein gutes Verhältnis." Ein Gespräch mit Neuer brauche es da gar nicht, auch Löw verschob die angekündigte Aussprache mit den beiden Rivalen auf Ende der Woche vor dem EM-Qualifikationsspiel am Sonntag in Estland - dort kommt Neuer zu seinem 91. Länderspiel.
Neuer bis zur EM 2020 die Nummer eins
Wohl ohne wirklich gefordert zu werden. "Die beiden respektieren sich, und ich sehe da überhaupt keine Probleme. Grundsätzlich ist das die kleinste, nein, das ist gar keine Baustelle", sagte Löw am Dienstag angesichts der aktuellen Absagenflut und Verletztenmisere im Team.
Zuletzt hatte der Bundestrainer klargestellt, dass Neuer bis zur EM 2020 die Nummer eins sei, "wenn nichts Außergewöhnliches passiert". Heißt für ter Stegen: Er bleibt der Kronprinz - charmant, aber chancenlos. Aufgeben aber ist keine Option.
"Ich werde alles dafür geben, die Nummer eins zu sein. In einem dreiviertel Jahr kann viel passieren. Aber über allem steht das Gemeinsame." Ex-Bundestrainer Berti Vogts sieht keinen Nachteil im Zweikampf zwischen Neuer und ter Stegen um die Nummer eins - im Gegenteil, das sei eher leistungsfördernd. "Wir müssen dem lieben Herrgott danken, dass wir zwei solche Toptorleute haben."
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