Löwen in der Dritten Liga

Daniel Bierofka greift an: "Ich habe eine Vision mit 1860"


Klare Ansagen: Coach Daniel Bierofka (li.) im Training des TSV 1860.

Klare Ansagen: Coach Daniel Bierofka (li.) im Training des TSV 1860.

Von Patrick Mayer / Online

Daniel Bierofka spricht bei Blickpunkt Sport über die Zukunft der Löwen und eine schwierige Zeit in seiner Laufbahn. Und der 1860-Coach gewährt Einblicke in seinen Lehrgang.

München - Der Löwen-Trainer ist in Giesing. Und das ist wegen des Fußballlehrer-Lehrgangs von Daniel Bierofka keine Selbstverständlichkeit.

So nahm sich der 39-Jährige nach dem 2:0 (2:0) gegen den FSV Zwickau auch die Zeit, um am Sonntagabend bei "Blickpunkt Sport" im BR über die Sechzger zu sprechen.

Die AZ fasst die Aussagen des 1860-Trainers zusammen:

Daniel Bierofka über…

…seinen Vater Willi Bierofka: "Wir sind in gewissen Bereichen sehr ähnlich, in anderen sehr unterschiedlich und konträr. Da gibt zuhause auch mal Stress, weil wir eine andere Meinung haben. Aber wird vertragen uns schnell wieder und haben zuhause eine harmonische Stimmung."

Fachgespräch: Kult-Trainer Karsten Wettberg (li.) und Trainer-Vater Willi Bierofka.

Fachgespräch: Kult-Trainer Karsten Wettberg (li.) und Trainer-Vater Willi Bierofka.

…seine Doppelbelastung: "In der nächsten Woche bin ich noch da, das ist sehr positiv. Dann habe ich Zeit und kann mit der Mannschaft arbeiten und kann sie auf den Gegner vorbereiten. Das ist schon schwierig, wenn ich nicht da bin. Ich bin ja auch in Hennef sehr gefordert. Es ist nicht einfach, das alles unter einen Hut zu bekommen. Aber das habe ich gewusst, auch der Verein hat es gewusst. Die letzten Jahre liefen ein bisschen anders als geplant, aber ich mache es so gut es geht und mit allem was ich kann. Ich komme von der Energie her manchmal an meine Grenzen, aber ich werde weiterkämpfen."

…die Trainerausbildung: "Das ist knallhart lernen. Es gibt Fächer wie Psychologie und Physiologie, es ist eigentlich wie ein Studium. Man bekommt sehr viel beigebracht: Mannschaftsführung, Krisenbewältigung, Reden mit den Spielern, Trainingssteuerung. Im fußballerischen Bereich hat man als Trainer schon Erfahrung. Und das Pflichtpraktikum kann ich ja zum Glück bei mir selbst machen. Das ist ganz witzig, ich muss mich da auch bewerten. Ich mach's bei mir selber - ein richtig gutes Praktikum." (lacht)

Bierofka erzählt von schwerer Verletzung

…die Medien: "Der Umgang mit Medien ist auch ein großer Teilbereich. Gerade bei 1860, wo viel passiert, so viel außenrum und auch mal Unruhe da ist, ist das nicht einfach. Es ist meine größte Herausforderung, das maximal von der Mannschaft wegzuhalten. Wir haben ja noch viele junge Spieler, da kann die Medienstadt München auch sehr erdrückend sein."

…seine schwere Beinverletzung: "Ich war vier Monate im Krankenhaus, hatte unzählige Operationen. Mir wurde ein Ersatzknochen eingesetzt. Es war wirklich so, dass ich nicht wusste, wie es weitergeht. Ich habe mich selbst infrage gestellt: Schaffe ich es nochmal oder nicht? Ich habe mir gesagt, dass ich kämpfen muss und ich habe es geschafft. Dieser Glaube stärkt mich auch jetzt - denn ich weiß, wenn man für etwas kämpft, kann man es schaffen."

Bierofka lobt Lorant

…Werner Lorant: "Er war der wichtigste Trainer in meiner Karriere. Ich kam von den Bayern-Amateuren und war als Amateurspieler gedacht, der vorerst unten spielen und bei den Profis mittrainieren soll. Ich habe ihn anscheinend so überzeugt, dass er mir eine Chance gegeben hat. Das hätten nicht viele Trainer gemacht. Ich bin ihm sehr dankbar, denn das war auch der Startschuss meiner weiteren Karriere."

…die Aufsichtsratssitzung am vergangenen Samstag: "Ich habe auch noch keine Informationen, also kann ich dazu nichts sagen. Am Dienstag werde ich mich mit Michael Scharold zusammensetzen und er wird mich informieren. Letztes Jahr war ich mehr involviert und musste viel machen, das mit eigentlichem Trainerdasein nichts zu tun hat. Es ist ja auch wichtig für mich, mich auf Sport zu konzentrieren. Ich hoffe, es ist ein gutes Zeichen, dass ich noch nichts gehört habe und gehe positiv in das Gespräch."

Arbeiten intensiv mit den Löwen: 1860-Coach Daniel Bierofka (re.) und Co-Trainer Franz Hübl.

Arbeiten intensiv mit den Löwen: 1860-Coach Daniel Bierofka (re.) und Co-Trainer Franz Hübl.

…die geplante Beförderung von Günther Gorenzel: "Ich kenne ihn als Spieler und als meinen Jugendcheftrainer. Wir hatten damals schon einen sehr engen Kontakt. Ich wollte gemeinsam mit Herrn Scharold jemand dazuholen, der Struktur reinbringt, der ein ganz klares Denken hat. Günther war bei großen Klubs, in Hoffenheim und Kasan. Er weiß, wie er den Verein aufstellen muss."

Bierofka fordert "klare Ziele"

…sein Ziel als Trainer: "Bei mir ist bisher alles sehr viel schneller gegangen als gedacht. Ich habe in der U16 angefangen und der Plan war: zwei Jahre dort, dann vielleicht zwei Jahre bei der U18, U19… ich habe zu meiner Frau gesagt: ‚Jetzt bin ich nicht mehr Profi, jetzt wird es ruhiger.' Jetzt ist es doch ein bisschen anders gekommen. Ich bin trotzdem froh, dass ich schon so weit bin und mehrfach ins kalte Wasser geschmissen wurde. Das bringt etwas für den Charakter und die Persönlichkeit, dabei kann man viel lernen. Ich habe eine Vision mit 1860, aber ich kann sie nur umsetzen, wenn wir klare Strukturen haben. Wir brauchen klare Ziele und Strukturen, wo es hingehen soll."