Leere Kassen und Ladenhüter

Bundesliga: Transfer-Zurückhaltung aus der Not geboren


RB Leipzig stemmte 20 Millionen für Dominik Szoboszlai.

RB Leipzig stemmte 20 Millionen für Dominik Szoboszlai.

Von sid

Spektakuläre Winterdeals sind in der Bundesliga angesichts der Coronakrise Mangelware. Und dennoch verzeichnet keine Liga im Wechselfenster ein größeres Transferminus als die deutsche Elitespielklasse.

Die Deadline nahe, der Bedarf vielerorts groß - doch Corona erstickt die ambitionierten Pläne vieler Vereine im Keim: Die Rekordzeiten auf dem Transfermarkt sind vorbei. Inmitten der Krise sind die Kassen der Fußball-Bundesligisten leer, ein Sparkurs wird quasi zwangsverordnet. Oder etwa doch nicht? Nirgendwo gingen die Vereine im Wintertransferfenster mehr ins Risiko als in der deutschen Elite-Spielklasse.

Satte 37,5 Millionen Euro beträgt das Transferminus der Bundesliga kurz vor Schließung des Wechselfensters am kommenden Montag - keine andere Liga machte diesbezüglich mehr Verlust. Und das liegt nicht an einer Vielzahl spektakulärer Neuzugänge. Nein, ganz im Gegenteil: Mit 45 Millionen Euro gaben die Bundesligaklubs im Winterwechselfenster so wenig aus wie seit sieben Jahren nicht mehr. Doch es fehlen Transfereinnahmen.

In Sachen Abgänge liege "nicht etwas auf dem Tisch, worüber wir uns Gedanken machen müssten", sagte Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc und sprach damit das Problem vieler Vereine an. Lukrative Angebote für eigene Spieler flattern kaum herein, seine Ladenhüter wird ohnehin kaum jemand los und wenn dann nur ablösefrei oder auf Leihbasis.

Wenige Transfereinnahmen

Ligaweit wechselte einzig Eintracht Frankfurts Bas Dost für eine Ablöse (für 4 Millionen Euro zum FC Brügge) dauerhaft den Verein. Der FSV Mainz 05 streicht für seinen Topangreifer Jean-Philippe Mateta 3,5 Millionen Euro Leihgebühr ein - und das war es dann auch schon in Sachen Transfereinnahmen.

RB Leipzig stemmte dennoch 20 Millionen Euro für Dominik Szoboszlai von RB Salzburg - den ligaweiten Königstransfer. "Durch das Transferplus im Sommer und das Erreichen des Achtelfinales in der Champions League haben wir zusätzliche Einnahmen generiert, um einen Transfer dieser Größenordnung auch in dieser finanziell schwierigen Zeit realisieren zu können", versicherte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff.

Frankfurt bewies mit der Rückholaktion von Luka Jovic auf Leihbasis ein glückliches Händchen, ansonsten wurde aus der Spitzengruppe nur Bayer Leverkusen mit den beiden Rechtsverteidigern Jeremie Frimpong und Timothy Fosu-Mensah tätig. Gladbachs Sportdirektor Max Eberl gönnte sich im Januar gar eine Auszeit.

Zorc: "Kein Wunschkonzert"

"Es ist kein Wunschkonzert, Weihnachten ist vorbei. Es ist schwierig nachzujustieren", brachte Zorc die Lage der meisten Vereine auf den Punkt. Überhaupt nahmen bislang nur fünf Klubs Geld in die Hand, lediglich acht Vereine tätigten überhaupt Transfers. Besonders die Kellerkinder zeigten sich dabei kreativ.

"Alles tun, wozu wir in der Lage sind", gab Sportvorstand Jochen Schneider vom Schlusslicht Schalke 04 die Marschrichtung vor und lockte die ehemaligen Königsblauen Sead Kolasinac und Klaas-Jan Huntelaar wieder an. Der auf Rang 16 platzierte 1. FC Köln verpflichtete mit Max Meyer sogar einen ablösefreien ehemaligen deutschen Nationalspieler, der FSV Mainz 05 bediente sich mit Dominik Kohr und Danny da Costa beim Lokalrivalen aus Frankfurt.

Man werde bis zum Ende des Winter-Transferfensters am Montag "wach bleiben", kündigte FSV-Sportdirektor Martin Schmidt an. Tätig werde der Tabellenvorletzte jedoch nur für "Qualität, die direkt da ist". Mit dieser Herangehensweise werden in dieser schwierigen Zeit wohl alle Vereine den Transferendspurt angehen.