AZ-Interview
Beckenbauer-Enkel Luca: Ich werde immer mit Opa verglichen
15. April 2020, 12:57 Uhr aktualisiert am 15. April 2020, 12:57 Uhr
Ein Leben als "Kaiser-Enkel": In der AZ erzählt Luca Beckenbauer, wie es ist, mit so einem berühmten Großvater aufzuwachsen und welches seiner Tattoos für ihn eine besondere Bedeutung hat.
München - AZ-Interview mit Luca Beckenbauer. Der 19-jährige Enkel von Franz Beckenbauer wurde fußballerisch beim FC Bayern ausgebildet. Vater Stephan (Foto, 2015 verstorben) war früher selbst Profi und später Jugendtrainer beim Rekordmeister.
AZ: Herr Beckenbauer, die wichtigste Frage in diesen Zeiten: Wie geht es Ihnen?
LUCA BECKENBAUER: Mir geht es gut, ich bin gesund, wenn Sie das meinen.
Und Ihrem Großvater, immerhin gehört er mit 74 Jahren zur sogenannten Risikogruppe?
Auch ihm geht es gut, unsere ganze Familie ist zum Glück gesund.
Karriereplanung in der Corona-Krise
Nach Jahren im Jugendbereich auf Schalke und bei Hannover 96 sind Sie letzten Sommer zum Regionalligisten SV Heimstetten gewechselt. Kann ein Beckenbauer nur in Bayern fußballerisch glücklich werden?
Es war auch ein Grund, dass ich näher bei meiner Familie sein wollte. In Hannover hätte ich mit der Zweiten Mannschaft Regionalliga gespielt. Dass ich gewechselt bin lag eher an 96. Ich war nicht mehr zufrieden dort.
Ist Ihr aktueller Verein nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zurück zum FC Bayern?
Nein. Ich habe schon das Ziel, nächste Saison mindestens eine Liga höher zu spielen. Aber das muss nicht unbedingt beim FC Bayern sein. Außerdem kann man ja in der jetzigen Situation eh nicht sagen, wie es weitergeht. Ich bin aber völlig entspannt, wir haben jetzt ja noch ein bisschen Zeit.
Beckenbauer kann sich 1860-Wechsel vorstellen
Wirft Sie die Krise in Ihrer Karriereplanung zurück?
Schwer zu sagen, ich weiß ja nicht, ob die Vereine in Zukunft eher auf junge oder auf erfahrenere Spieler setzen.
Die Corona-Pandemie einmal ausgeklammert, was wäre sportlich der nächste logische Schritt für Sie?
Mein Ziel ist es in der kommenden Saison in der Dritten Liga zu spielen. Ich könnte mir aber auch Österreich oder die Schweiz vorstellen, das sind auch interessante Ligen für junge Spieler.
Käme für einen "gebürtigen Roten" wie Sie auch der TSV 1860 in Frage?
Ja, daran würde es nicht scheitern. Für mich wäre das kein Problem.
Fußball und Familientradition
Sie sind Verteidiger, können aber auch im defensiven Mittelfeld spielen, ein klassischer Beckenbauer also. Was hätte der "Kaiser" dazu gesagt, wenn aus Ihnen ein Stürmer geworden wäre?
Ach, das hätte er nicht schlimm gefunden. Ich habe ja in der U8 und U9 als Stürmer angefangen, dann hat sich aber später herauskristallisiert, dass ich als Abwehrspieler oder auf der Sechs besser zurecht komme.
Wie reagieren eigentlich Ihre Gegenspieler in der Regionalliga, wenn sie merken, mit wem sie es zu tun haben?
Bislang habe ich da überhaupt nichts mitbekommen. Ehrlich gesagt, ist das ziemlich angenehm. Ich kenne es ja schon mein ganzes Leben lang, dass ich auf meinen Nachnamen angesprochen werde, dass man mich mit meinem Opa vergleicht.
Und privat? Werden sie da oft auf Ihren berühmten Großvater angesprochen?
Groß konfrontiert werde ich damit nicht. Meine Freundin zum Beispiel kenne ich schon seit der 7. Klasse, sie wusste also von Anfang an, wer ich bin.
Wie viele Fußballer haben auch Sie Tattoos, eines hat jedoch eine ganz bestimmte Bedeutung. Wollen Sie darüber sprechen?
Sie meinen das Tattoo auf der Wade. Es ist das Geburtsdatum meines Vaters. Das habe ich mir nach seinem Tod (Stephan Beckenbauer starb 2015 an einem Hirntumor, Anm. d. Red.) als Erinnerung an ihn stechen lassen.
Haben Sie nach diesem schweren Schicksalsschlag darüber nachgedacht, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen?
Nein, überhaupt nicht. Ich war ja eigentlich jeden Tag mit ihm zusammen auf dem Fußballplatz und habe mit ihm trainiert. Deshalb wollte ich das auch für ihn weitermachen.
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