Wer führt, wer folgt?
AZ-Zeugnisse: Die Noten für die Bosse des TSV 1860
3. Juni 2019, 7:03 Uhr aktualisiert am 3. Juni 2019, 7:03 Uhr
Sechzig ist besonders in den Führungspositionen ein zerstrittener Verein. Die Bosse des TSV 1860 und Investor Hasan Ismaik finden oft keine gemeinsame Basis. Das Saisonzeugnis der AZ für die Oberlöwen.
München - Sechzig München, Musterbeispiel für einen gespalteten Fußballverein. Neustes Kapitel nimmerendender Auseinandersetzungen zwischen den Vereinsoberen um Präsident Robert Reisinger und Investor Hasan Ismaik: ein vom e.V. befürwortetes Angebot von Hauptsponsor "die Bayerische", für bis zu 300.000 Euro pro Saison die Namensrechte des Nachwuchsleistungszentrum zu erwerben.
Ismaik dagegen scheint das Paket (bisher) zu verschmähen. Der ausgerufene Konsolidierungskurs Reisingers entzweit die Vertreter des Muttervereins und Ismaik. Zwischen den (Gesellschafter-)Stühlen sitzt Finanz-Geschäftsführer Michael Scharold und versucht händeringend, die Wünsche von Trainer Daniel Bierofka und Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel zu erfüllen. Wie sich sämtliche Protagonisten geschlagen haben?
Im letzten Teil der AZ-Serie gibt's die Saisonzeugnisse für die Löwen-Bosse. Wer führt, wer folgt?
Daniel Bierofka: Note 2
Sechzigs Vereinsikone lieferte zwei Resultate: Platz zwölf in der ersten Drittliga-Saison und Note 1,3 bei der Trainerlizenz. Bierofka besticht durch Ambition hoch drei, Leidenschaft und Verbissenheit. Die Doppelbelastung hat dem 40-Jährigen in der Prüfungsphase seine Grenzen aufgezeigt - eigenen Aussagen zufolge sein "Belastungslevel weiter erhöht".
Kann er brauchen, denn er kämpft auch abseits des Platzes für seine Löwen. Stärken an der Seitenlinie? Holte viel aus den Spielern heraus, Bierofka-Teams punkten in der Rückserie gewöhnlich besser, was für eine Weiterentwicklung spricht. Eine Prise Lockerheit würde aber nicht schaden.
Günther Gorenzel: Note 2
Sportchef, Aushilfstrainer, Geschäftsführer, Medienansprechpartner Nummer eins: Der Österreicher hat gleich mehrere Rollen übernommen.
Wichtig für die Sechzger: Kopf-Mensch Gorenzel ergänzt Herz-Mensch Bierofka als kühler Analytiker. Wenngleich er Kritik aus der Westkurve einstecken musste und ihm die Ausstrahlung eines Bierofka fehlt: Gorenzel steht für Professionalität.
Michael Scharold: Note 4
Scharold hat definitiv keinen leichten Job. Sechzigs KGaA liefert weiterhin jährlich ein Millionen-Defizit. Positiv: Der Finanz-Fachmann hat die Zahlen offengelegt und dabei Transparenz gezeigt. Auch wirbt er stets für ein Miteinander. Negativ: Er hat im Zuge der Offenlegung eingestanden, zu hohe Sponsorenerlöse eingeplant zu haben. Ein Problem, das Sechzigs Kaderplanung erheblich erschwert.
Robert Reisinger: Note 5
Der Präsident und seine Unterstützer vertreten die nachvollziehbare These, man dürfe keine weiteren Darlehen von Ismaik aufnehmen. Nur: Es gibt (noch) keine funktionierende Alternative. Der Umgang mit dem Jordanier lässt zudem arg zu wünschen übrig. Eine Loslösung ist (bisher) fehlgeschlagen. Eine weitere Zusammenarbeit erschwert Reisinger durch die Tatsache, teils durchaus sinnhaftige Angebote an Ismaik (vorübergehende Rückführung der U19 und U21 in den e.V.) mit Kritik und Nadelstichen zu garnieren. Kaum Interviews und mehrere abgesagte TV-Auftritte zeugen von mangelhaftem öffentlichen Auftreten.
Hasan Ismaik: Note 5
Positiv: Ismaiks Zwei-Millionen-Spritze, ohne die Sechzig in der Dritten Liga kaum auf die Beine gekommen wäre. Und sein Rückzug aus den Gremien und die Ernennung von Saki Stimoniaris zum Aufsichtsrats-Vorsitzenden. Aber: Der Geldgeber hat seit seinem Einstieg bei Zweitligist 1860 im Jahre 2011 geschätzt bis zu 70 Millionen verbrannt. Seine Pläne sind weiter nebulös. Die erforderliche Planbarkeit seiner Handlungen ist nach wie vor nicht gegeben. Fazit: Gehen Vereinsbosse und Ismaik weiter so miteinander um, bleibt Sechzig eine tickende Zeitbombe.
Saison-Zeugnisse für die Löwen
Teil 3: Noten für das Mittelfeld