FC Bayern im Trainingslager

Alphonso Davies: Bayerns Wunderkind legt los


Mit den Bayern im Trainingslager in Doha: Neuzugang Alphonso Davies.

Mit den Bayern im Trainingslager in Doha: Neuzugang Alphonso Davies.

Von Guido Verstegen / Online

Der 18-jährige Alphonso Davies ist einer der großen Hoffnungsträger im Kader. Sein Entdecker vergleicht ihn sogar mit Mbappé. Der Kanadier schwärmt von Thiago.

Doha/München - Die weißen Socken hat Alphonso Davies fast bis zu den Knien hochgezogen, an seinen Ohren glitzern zwei silberne Stecker. Das ist er also, Bayerns neuer Wunderspieler. "Hello", sagt der Kanadier freundlich, als er am Dienstag zum ersten Mal über seinen Wechsel zu den Münchnern spricht.

"Phonzy" lässt sich im Teamhotel in Doha in den rot-goldenen Sessel fallen und lächelt. Scheu wirkt der 18-Jährige nicht. "Deutschland ist großartig", sagt der Teenager, der den Bayern mehr als zehn Millionen Euro Ablöse wert war, "auch wenn die Sprache ziemlich schwierig ist".

Ein paar Wörter hat der Neue schon drauf: "Wie geht's dir? Servus!", verrät er. Und natürlich: "Mia san mia." Die Bayern setzen große Hoffnungen in den Linksfuß mit den langen, dünnen Beinen, der zuvor für die Vancouver Whitecaps spielte. (Lesen Sie hier: Das ist Alphonso Davies)

Alphonso Davies: "Bayern spielt attraktiven Fußball"

Sportdirektor Hasan Salihamidzic warb im vergangenen Sommer intensiv um Davies, er stach namhafte Konkurrenten aus. Warum also nach München, Herr Davies? "Bayern hat ein tolles Team, außerdem gefällt mir die Spielweise", erklärt er: "Bayern lässt den Ball gerne laufen und spielt attraktiven Fußball. Ich konnte mir vorstellen, dass ich gut in dieses Team passe." (Lesen Sie hier: Salihamidzic über Davies - "Keinen Hype machen")

Die Ansätze im Trainingslager sind vielversprechend. So selbstbewusst und überlegt, wie Davies spricht, spielt er auch. Mit Ruhe, Präzision - und gleichzeitig viel Mut in Dribblings. Vor allem deshalb haben ihn die Bayern ja geholt: Davies soll die nächste "Bombe" (Uli Hoeneß) werden, der nächste Künstler auf der Außenbahn nach Franck Ribéry und Arjen Robben. ()


Überragend in der MLS: Davies (l.) im Trikot der Vancouver Whitecaps. Foto: imago/ZUMA Press


Alphonso Davies: Vorschusslorbeer für den Kanadier

"Sie sind großartig", sagt Davies über die Oldies: "Auch heute sind sie noch tolle Spieler, von denen ich hoffentlich noch viel lernen kann." Ein bisschen was hat Davies aber natürlich schon selbst drauf. "Ich sehe eine strahlende Zukunft", sagte etwa Zlatan Ibrahimovic über den Youngster.

Und sein Entdecker Craig Dalrymple aus der Whitecaps-Jugendakademie verglich ihn "aufgrund der Power und der Geschwindigkeit" mit Frankreichs Wunderkind Kylian Mbappé. Größer könnten die Maßstäbe kaum sein.

Auffällig ist, wie die Mitspieler in Doha von Davies schwärmen. Egal ob Thomas Müller, Manuel Neuer oder Niklas Süle: Alle loben sein Auftreten - auf und neben dem Platz. "Es ist nicht einfach, sich an den Unterschied im Training und das Tempo anzupassen", sagt Süle: "Dafür macht er es sehr gut. Er hat einen richtig guten linken Fuß, dazu viel Tempo. Ich denke, wir haben einen richtig guten Spieler geholt."

Davies: Steiniger Weg zum "Traum, der wahr geworden ist"

Einen, der sich prima ins Team integriert und während der Trainingseinheiten mit den Kollegen flachst. Hip-Hop-Fan Davies ist sogar schon zum Mannschafts-DJ aufgestiegen. Die Frage ist nur, ob Bayerns Juwel sofort helfen kann. Bislang spielte Davies in der nordamerikanischen Liga MLS, dort ist das Niveau nicht vergleichbar mit dem in der Bundesliga.

"Wir brauchen Qualität, deshalb ist er hier. Je früher, desto besser", sagte Trainer Niko Kovac und bescheinigte Davies "riesiges Potenzial". Beim Telekom Cup in Düsseldorf am Sonntag werden auch die Fans einen ersten Eindruck bekommen.

Vielleicht steht Davies dann gemeinsam mit Thiago auf dem Platz, der Spanier zählt neben Lionel Messi zu den Idolen des 18-Jährigen. "Er ist sehr inspirierend für mich", schwärmte Davies: "Thiago hat technisch außergewöhnliche Fähigkeiten. Er lässt alles ganz leicht aussehen. Da macht es Spaß, zuzusehen."

Ganz leicht ging es in Davies' Leben bislang nicht immer zu. Seine Eltern flohen vor dem Bürgerkrieg in Liberia, Davies kam 2000 in einem Flüchtlingslager in Ghana zur Welt. "Wenn wir Essen besorgen wollten, mussten wir über Leichen steigen", berichtete seine Mutter Victoria einmal.

Dass er heute bei Bayern ist, bezeichnet Davies als "Traum, der wahr geworden ist". Sein Lebensweg treibe ihm "Tränen in die Augen". Nun beginnt ein neues Kapitel. Bayerns Wunderkind legt los.