Zoff beim TSV 1860

50+1-Regel: Reisinger kontert Ismaik-Kritik


Nicht die besten Freunde: Investor Hasan Ismaik (l.) und Löwen-Präsident Robert Reisinger.

Nicht die besten Freunde: Investor Hasan Ismaik (l.) und Löwen-Präsident Robert Reisinger.

Von Michael Schleicher / Online

1860-Präsident Robert Reisinger rüffelt Investor Hasan Ismaik für dessen Aussagen über 50+1.

München - Liebe Profifußball-Vereine, was haltet ihr von der 50+1-Regel? Wie die DFL am Donnerstag erklärte, sollen die 36 Erst- und Zweitligaklubs einen Fragebogen über die umstrittene Regelung erhalten. "Ziel der Umfrage ist es, die Einstellungen, Anregungen und Wünsche der Clubs in Bezug auf die 50+1-Regel zu erheben."

Würde Sechzigs Präsident Robert Reisinger so ein Bogen vorliegen, könnten die Antworten vermutlich kaum klarer ausfallen als seine Aussagen nach Hasan Ismaiks jüngster Kritik an den Zuständen im deutschen Spitzenfußball. Der Geldgeber des TSV 1860 hatte sich am Dienstag bei Facebook zu Wort gemeldet und einmal mehr sein Unverständnis über die Beibehaltung der 50+1-Regel erklärt. Diese sei "nicht nur altmodisch, sondern auch hemmend für die Bundesliga im internationalen Vergleich", schrieb Ismaik und verurteilte die "Hetzjagd" auf Hoffenheims Dietmar Hopp und Hannovers Martin Kind.

Sechzig schafft an, nicht der Hauptgesellschafter

Prompt übt Reisinger, womöglich verärgert über Ismaiks neuerliche Äußerung gegen die Regelung, die 1860 gegenüber seinem Hauptanteilseigner die Entscheidungshoheit sichert, scharfe Kritik am Finanzier. "Ich bin nicht sicher, ob Hasan Ismaiks PR-Agentur immer weiß, was ihr Auftraggeber will. Denn intern sprechen die Investorenvertreter bei uns eine gänzlich andere Sprache", erklärt Reisinger der AZ.

Der Präsident stellt klar, wofür nicht nur sein Präsidium stehe, sondern was auch die Vertreter des Geldgebers, Yahya Ismaik, Saki Stimoniaris und Peter Cassalette im Aufsichtsrat unterstützen würden: "Die Anerkennung der 50+1-Regel in Deutschland ist im TSV 1860 München unumstritten und fester Teil der Kooperation zwischen den Gesellschaftern." Eine Kante vom Vereinsoberhaupt gegen Ismaik und das Bekenntnis: Sechzig schafft an, nicht der Hauptgesellschafter.

Reisinger will Klarheit für kommendes Jahr

Doch damit nicht genug: Reisinger kritisiert Ismaik für dessen Aussage über Hopp und Kind. "Auch hinkt in meinen Augen ein Vergleich zwischen Menschen wie Dietmar Hopp, Martin Kind, Dietrich Mateschitz oder Ismaik. Hinter dem Engagement der Genannten im Fußball stehen schließlich völlig unterschiedliche Beweggründe", schreibt Reisinger und konkretisiert: "Sie reichen von persönlichem Mäzenatentum bis zum unverhohlenen Marketinginstrument für einen Konzern." Das könne man "nicht über einen Kamm scheren". Wenngleich der Oberlöwe keine genaue Zuweisung vornimmt, dürfte er Ismaik dabei weit entfernt von einem uneigennützigen Förderer sehen.

Dennoch schreibt Reisinger bezüglich Ismaiks Absichten: "Ich freue mich, wenn ich in der Zeitung lese, Ismaiks Intention ist es heute noch, die Löwen wieder erfolgreich zu machen. Dazu ist er erklärter Löwenfan und der Verein ihm ans Herz gewachsen." Das seien "gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Partnerschaft".

An diesen Aussagen müsse sich der Jordanier laut Sechzigs Präsident künftig messen lassen - etwa bei den Planungen der neuen Spielzeit, über die Trainer Daniel Bierofka erst am Freitag erklärte: "Die Finanzen sind nicht mein Job, aber natürlich will ich wissen: Was haben wir für ein Budget? Deshalb sollten sich die Gesellschafter relativ schnell durchringen, damit man weiß, wie es nächstes Jahr ausschaut."

Reisingers Schlusswort über Ismaiks Löwen-Bekenntnis, das im Kontext des schwelenden 50+1-Konfliktes mehr nach sarkastischer Spitze klingt als ehrlicher Überzeugung: "Ich bin sicher, dass wir von dieser Liebe zum Verein in den Verhandlungen für die neue Saison eine Menge spüren werden."

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