München im DEL-Finale hinten
Warum Gross Trainerlegende Jackson ins Wanken bringt
26. April 2019, 13:14 Uhr aktualisiert am 26. April 2019, 13:14 Uhr
Dreimal besiegte EHC-Trainer Don Jackson seinen Kontrahenten Pavel Gross in einem Finale - diesmal scheinen sich die Dinge umzukehren. "Es ist noch nicht vorbei", sagt Münchens Kapitän Michael Wolf.
München - Im Spanischen wird die ehrgebietende Anrede Don für gewöhnlich gegenüber den Familienoberhäuptern einflussreicher Familien verwendet, selbst der ehemalige König wird als Don Juan Carlos I. angesprochen.
Im Deutschen und im Amerikanischen gibt es diese Anrede zwar nicht, doch auch beim EHC Red Bull München sprechen sie alle mit höchstem Respekt von ihrem Don. Gemeint ist dann freilich nicht ein Adelstitel, sondern der Vorname des Trainers und die Aura des Erfolgs, die diesen umgibt: Donald Clinton Jackson, Rufname: Don, eilte bisher stets der Ruf des (fast) Unbesiegbaren voraus.
Wo Jackson, der US-Amerikaner aus Minnesota, in der Deutschen Eishockey Liga trainierte, dort war eben stets der Erfolg. Auf diese Formel ließen sich die vergangenen Jahre in der DEL bringen. Achtmal in seinen zwölf DEL-Spielzeiten als Cheftrainer holte Jackson mit seinen Teams den Titel (fünfmal mit den Eisbären Berlin, zuletzt dreimal in Serie mit dem EHC Red Bull München), acht seiner neun Playoff-Finalserien gewann er.
Jackson vs. Gross: Schlägt der Adler-Coach zurück?
Und dreimal hieß sein unterlegener Endspiel-Kontrahent: Pavel Gross. Stets stand Jackson, der Taktikfuchs und Menschenfänger, den Titelplänen des ehrgeizigen Deutsch-Tschechen, der acht Jahre lang die Grizzlys Wolfsburg trainiert hatte, im Weg. Bis jetzt. Denn nun, beim vierten Final-Aufeinandertreffen der beiden Erfolgstrainer, scheinen sich die Dinge umzukehren.
Nach der 0:4-Pleite am Mittwochabend liegen Jackson und sein EHC Red Bull München in der Finalserie mit 1:3 gegen Gross und seine Adler Mannheim zurück - ein weiterer Sieg am Freitagabend (19.30 Uhr/Sport1 und Magenta Sport live) reicht den Mannheimern, um sich erstmals seit 2015 wieder zum Meister zu krönen und Jackson und die Red Bulls nach drei Jahren zu entthronen.
Doch noch wiegelt Gross ab. "Ich sage ihnen immer wieder: Das nächste Spiel wird noch schwerer", meinte der 50-Jährige und warnte vor dem EHC: "Wir wissen, wie gut diese Mannschaft ist, sie war im Finale der Champions League und ist zuletzt drei Mal Meister geworden."
EHC schwächelt: Nur drei Tore in vier Finalspielen
Jackson hingegen sagte Worte, wie sie ein Trainer mit einer Siegquote von über 65 Prozent in der DEL eben so sagt. "Wir bereiten uns darauf vor, zu gewinnen", meinte der 62-Jährige, "das ist unsere Mentalität. Ich erwarte, jedes Spiel zu gewinnen. Das wissen die Spieler, so denken sie auch."
Doch Jackson weiß natürlich, wie schwer es wird, die Serie noch einmal zu drehen. Fünf verletzte Leistungsträger, der Kräfteverschleiß - allein in den Playoffs absolvierten die Red Bulls 328 Minuten mehr als die Adler - und die schlechte Chancenverwertung machen ihm zu schaffen. Drei Tore in vier Finalspielen sind eben nicht meisterwürdig.
Letzter Auftritt von EHC-Kapitän Wolf?
Am Mittwoch probierte er es mit einer kompletten Reihenumstellung - auch dieser Kniff verpuffte. Die Aura des Erfolgs, sie scheint Jackson verlassen zu haben. Glauben will man das beim EHC noch nicht. "Es ist noch nicht vorbei", sagt Kapitän Michael Wolf, der nach dieser Saison seine Karriere beenden wird, "wir werden alles daran setzen, ein sechstes und ein siebtes Duell zu erzwingen. Wir haben eine Mannschaft auf dem Eis, die alles tun wird, um Mannheim zu schlagen."
Für Wolf, dem in dieser Saison erst ein Playofftor gelang, könnte die Partie am Freitag die letzte seiner Laufbahn sein. "Ich möchte natürlich nicht auswärts aufhören", sagte er. "Obwohl, ich revidiere meine Aussage, ich will auswärts aufhören, aber nicht am Freitag." Sondern nach drei Siegen am Dienstag, mit dem Pokal in der Hand. Es wäre eine Geschichte, die gut zu Wolf passen würde. Und erst Recht zu Jackson, dem Don.