Duell mit seinem Ex-Club

Sven Ziegler: Der Tigers-Durchstarter

Sven Ziegler ist vielleicht die größte der vielen positiven Überraschungen bei den Tigers. Vor dem Duell mit seinen Ex-Klub ist der 24-Jährige besonders motiviert.


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Sven Ziegler trifft mit den Straubing Tigers in den Pre-Playoffs auf seinen Ex-Verein Eisbären Berlin.

Von Stefan Wasmer

Er ist ohne Zweifel die positive Überraschung des bisherigen Saisonverlaufs bei den Straubing Tigers: Wohl kaum ein Beobachter hätte Sven Ziegler vor dem Beginn der laufenden Spielzeit zugetraut, sich bei seinem neuen Arbeitgeber zu einem echten Torjäger zu entwickeln, doch mit 18 Saisontreffern bei 51 Einsätzen ist der Rechtsaußen zum drittbesten Schützen der Gäubodenstädter avanciert - und hat seine bisherige DEL-Saisonbestmarke mal eben verdoppelt. "Das habe ich selbst auch nicht so erwartet", gibt der 24-Jährige mit Blick auf seine bemerkenswerte Hauptrunde zu, "aber es lief ganz gut".

Allerdings dauerte es auch in Straubing seine Weile, ehe Ziegler so richtig in Fahrt kam, stand der gebürtige Nürnberger doch bis Anfang Dezember bei lediglich drei Saisontreffern. Dann aber drehte Ziegler auf und erzielte in den letzten 27 Hauptrundenpartien stolze 15 Tore. "Ich hatte einen ganz guten Lauf, aber etwas Krasses geändert habe ich eigentlich nicht. Ich würde eher sagen, dass sich das automatisch entwickelt hat. In der ersten Saisonhälfte habe ich noch in einer anderen Reihe gespielt. Das wurde dann ein bisschen umgestellt, und ich habe dann auch in Überzahl meine Eiszeit und generell mehr Verantwortung bekommen. Und im Powerplay ist es natürlich klar, dass man mehr Schuss- und Torchancen hat", erklärt der ehemalige Nachwuchs-Nationalspieler seinen Aufschwung.

Tatsächlich hat sich Ziegler, der bekanntermaßen auch in der kommenden Saison für Straubing spielen wird, insbesondere im sechstbesten Überzahlspiel der DEL längst zu einem enorm wichtigen Faktor entwickelt. Sieben Mal traf der Rechtsschütze in der Hauptrunde mit einem Akteur mehr auf dem Eis, was gemeinsam mit Liga-Top-Scorer Jeremy Williams den mit Abstand besten Wert bei den Tigers bedeutet.

"Offensiv läuft es ganz gut, aber wir bekommen zu viele Gegentore"

"Vor allem im Powerplay habe ich da mit Mike Connolly einen, der genau weiß, wo er den Puck hinlegen muss, damit ein Mitspieler ihn bekommt", sagt Ziegler, der nicht nur in Überzahl einen Großteil seiner Tore aus dem umkämpften Raum unmittelbar vor dem gegnerischen Gehäuse markiert und die wertvolle Fähigkeit besitzt, dort immer wieder genau am richtigen Fleck zu stehen. "Man muss schon ein bisschen davor ahnen, wo der Puck hingehen wird, und seinen Schläger richtig positionieren. Das ist dann einfach Durchsetzungsvermögen vor dem Tor. Und manchmal auch ein bisschen Glück, dass ich die Scheibe im letzten Moment noch treffe. Man muss immer offen sein, um angespielt zu werden", erläutert der Franke das Erfolgsrezept in dem Bereich der Eisfläche, in dem es für Angreifer häufig am meisten wehtut.

Und genau auf diese schmutzigen Treffer hofft Ziegler nun auch in der am Mittwoch beginnenden ersten Playoff-Runde, in der die Tigers ausgerechnet auf seinen vorigen und langjährigen Klub Eisbären Berlin treffen. "Dass es gegen meine alten Teamkollegen geht, ist natürlich etwas Besonderes für mich. Ich bin auch noch in Kontakt mit einigen meiner ehemaligen Mannschaftskameraden. Wir freuen uns, dass wir uns wiedersehen und uns gegenüberstehen", erzählt der Stürmer und warnt vor seinem in der laufenden Spielzeit lange schwächelnden Ex-Arbeitgeber: "Die Eisbären sind in diesem Jahr zwar nicht so gut drauf wie zum Beispiel in der vergangenen Saison, und ich weiß nicht, ob sie den Schalter sofort umlegen können, aber Berlin ist auf jeden Fall eine gefährliche Mannschaft."

So oder so werden die Tigers nach der punktbesten Hauptrunde der Klubhistorie nun wohl noch einmal eine Schippe drauflegen müssen, wollen sie den DEL-Rekordchampion ausschalten. Das ist auch Sven Ziegler bewusst. "Offensiv läuft es ganz gut, aber wir bekommen zu viele Gegentore. Wir müssen defensiv viel besser stehen. Jeder muss seinen Mann haben. Wir dürfen es dem Gegner nicht so leicht machen, in unserem Drittel zu spielen", sagt der Flügelstürmer, der diesmal unter anderen Voraussetzungen als zu seiner Eisbären-Zeit in die Endrunde startet: "In den vergangenen Jahren habe ich in den Playoffs keine große Rolle gespielt und saß auch ziemlich oft auf der Tribüne. Aber in dieser Saison habe ich viel mehr Verantwortung, bekomme mehr Eiszeit und kann sozusagen mehr am Spiel teilnehmen. Von daher ist die Vorfreude, dass es endlich losgeht, viel, viel größer", blickt Ziegler dem Auftakt der fünften Eishockeyjahreszeit entgegen.

Und bei den Straubing Tigers hätten sie mit Sicherheit nichts dagegen, sollte der Aufsteiger seinen Lauf auch in den Playoffs fortsetzen.