Straubing Tigers
Kommentar: So wird der Mitchell-Weg zum Boomerang
25. November 2016, 10:00 Uhr aktualisiert am 25. November 2016, 10:00 Uhr
Leidenschafts- und emotionslos! Blutleer und ohne Biss! So präsentierten sich die Straubing Tigers am Mittwochabend im Auswärtsspiel bei den Grizzlys Wolfsburg. Das Ergebnis war eine 1:4-Niederlage, womit die Tigers gegen keineswegs überragend agierende Grizzlys sogar noch gut bedient waren. Es war die vierte Niederlage in Folge. Zwölf der vergangenen 15 Spiele wurden verloren - das ist keine Bilanz eines Playoff-Kandidaten. Noch profitieren die Tigers vom erneut guten Saisonstart mit vier Siegen aus den ersten fünf Spielen. Nach dem Negativlauf zuletzt muss man sich bei den Tigers aber Gedanken machen - auch über den Weg von Trainer Larry Mitchell.
Seit Dezember 2014 ist Mitchell Trainer des niederbayerischen DEL-Clubs. Seitdem durfte er die Mannschaft nach seinen Vorstellungen umbauen. Mit Dylan Yeo, Sandro Schönberger, Thomas Brandl, René Röthke und Stefan Loibl sind nur noch fünf Spieler von Beginn seiner Amtszeit übriggeblieben. Stattdessen ging er seinen Weg, für den er bereits in Augsburg bekannt war, und holte viele Nordamerikaner mit deutschem Pass nach Straubing. War damals kein einziger davon im Straubinger Kader (Peter Flache musste den Verein kurz zuvor verlassen), so sind es mittlerweile sechs - der typische Mitchell-Weg eben.
Weichen mussten dafür einige Identifikationsfiguren. Angefangen beim Niederbayern Marcel Brandt bis zu Akteuren wie Alexander Dotzler oder Sebastian Osterloh. Spieler, die sich mit Straubing identifiziert und alles für den Verein gegeben haben. Ob man sich rein qualitativ verbessert hat? Vielleicht. Aber gerade für einen kleinen Verein wie die Tigers sind Werte wie Kampfgeist, Leidenschaft und Identifikation unerlässlich. Und man muss festhalten, dass Spieler wie Sebastian Osterloh und Alexander Dotzler, die zwar nicht für das spektakuläre Spiel, dafür aber für solide Defensivarbeit bekannt sind, dem anfälligen Tigers-Spiel in dieser Saison an allen Ecken und Enden fehlen.
Talentförderung bleibt auf der Strecke
Was in Straubing komplett auf der Strecke bleibt, ist die Förderung der eigenen Talente. Marcel Brandt wurde für nicht gut genug befunden. Nach der Vertragsauflösung in Straubing reifte er in Düsseldorf zum Nationalspieler. Dustin Strahlmeier flüchtete ob der besseren Perspektive nach Schwenningen. Dort bekommt er Vertrauen, machte schon jetzt genauso viele Spiele wie vergangene Saison in Straubing und weist bessere Werte auf als die aktuellen Tigers-Goalies Matt Climie und Dimitri Pätzold.
2014 wurde "Eigengewächs" Stefan Loibl aus Landshut zurückgeholt. Der Stürmer spielt nun bereits seine dritte Saison bei den Tigers. Es sei der Plan, in dieser Saison den einen oder anderen jungen Spieler mehr ins Team einzubauen - vor allem Stefan Loibl. Das versprach Manager Jason Dunham vor dieser Saison. "Franz Steer hat Stefan Loibl in Rosenheim zu einem DEL-Spieler entwickelt. (...) Jetzt können wir die Früchte ernten und wollen Stefan kommende Saison voll bei uns integrieren", sagte der Sportliche Leiter. Die Realität sieht anders aus. Zwar machte Loibl bereits 13 Spiele, wurde aber gerade zuletzt zwischen vierter Reihe, Tribüne und Kooperationspartner Frankfurt hin- und hergeschoben. Nachwuchsförderung geht anders. Wie zum Beispiel in Düsseldorf und Wolfsburg, wo Spieler wie Maximilian Kammerer oder Fabio Pfohl Vertrauen bekommen, auch Fehler machen dürfen, und dies mit Leistung zurückzahlen.
Der Weg von Larry Mitchell steht auf dem Prüfstand. Es wird in den kommenden Spielen eine Frage der Ehre. Die Spieler der Straubing Tigers müssen zeigen, was es ihnen bedeutet, im Tigers-Trikot auf dem Eis zu stehen - unabhängig davon, ob mit Larry Mitchell nun der richtige oder falsche Trainer hinter der Bande steht. Denn wenn Einsatz und Moral stimmen, dann werden in Straubing auch Niederlagen verziehen. Nicht aber, wenn man in Bremerhaven plötzlich das Eishockeyspielen einstellt und in Wolfsburg nie auf dem Eis ankommt. Wenn sich das Auftreten der Mannschaft nicht schleunigst zum Positiven verändert, dann wird der Mitchell-Weg für die Straubing Tigers ganz schnell zum Boomerang.