DSC-Trainer im Interview
John Sicinski: "Wollen die Leute begeistern"
5. Mai 2018, 10:00 Uhr aktualisiert am 5. Mai 2018, 10:00 Uhr
Meister der Oberliga Süd, Einzug ins Playoff-Finale, sportlicher Aufstieg. Hinter dem Deggendorfer SC liegt eine sehr erfolgreiche Saison, mit der vor der Saison keiner gerechnet hat. Der DSC strebt in die DEL2, auch wenn für den Aufstieg noch nicht alles final geklärt ist. Ein Vater des Erfolgs ist Trainer John Sicinski. Binnen zwei Jahren hat er den DSC zu einem sportlichen Aufsteiger geformt. Im idowa-Interview spricht er über eine "Traumsaison", über die neu ausgebrochene Eishockey-Euphorie in Deggendorf und blickt auf den möglichen Aufstieg in die DEL2 voraus.
Herr Sicinski, eine wahnsinnig erfolgreiche Saison liegt hinter dem Deggendorfer SC und gipfelte im sportlichen Aufstieg in die DEL2. Wie blicken Sie darauf zurück?
John Sicinski: Wir haben alle Erwartungen übertroffen. Unser Ziel war eine Top-Vier-Platzierung, damit wir mit Heimrecht in die Playoffs starten - dann sind wir Erster geworden. Anschließend wollten wir die erste Playoff-Runde überstehen - dann sind wir bis ins Finale gekommen. Das war eine absolute Traumsaison für uns. Keiner hat das in dieser Form erwartet, auch ich nicht.
Was waren die Faktoren für den Erfolg?
Sicinski: Da gibt es viele. Wir sind von Verletzungspech verschont geblieben. Dazu gehört das nötige Quäntchen Glück. Wir waren sehr konstant, hatten nie eine längere Niederlagenserie. Es hat einfach alles für uns gepasst. Nachdem wir die Serie gegen Selb gewonnen hatten, habe ich zu unserem Vorstand Artur Frank gesagt: Wir müssen jetzt eigentlich aufsteigen, denn eine solche Saison kannst du nicht wiederholen. Das ist kaum zu toppen. Selbst wenn wir uns sportlich gut aufstellen mit Spielern wie René Röthke, den ich quasi noch als Neuzugang sehe, oder Christoph Gawlik, dann kannst du nicht automatisch davon ausgehen, wieder Erster zu werden und ins Finale einzuziehen.
Die anderen Vereine schlafen auch nicht...
Sicinski: Genau das meine ich damit. Landshut, Rosenheim, Selb - das sind alles Teams, die sich verstärken. Ich wiederhole mich: es war eine Traumsaison für uns und hoffentlich folgt nun der krönende Abschluss, dass wir wirklich diesen Aufstieg wahrnehmen.
Was waren Ihre persönlichen Highlights in der Saison?
Sicinski: Dazu zähle ich unser erstes ausverkauftes Spiel zu Hause im Derby gegen Landshut. Auch das Heimspiel gegen Selb, als wir Oberliga-Süd-Meister geworden sind. Jede Playoffserie, die man gewinnt, ist ein Highlight. Dieses Gefühl, mit den Jungs zu feiern, das Shakehands mit dem Gegner. Und dann natürlich der Sieg in Selb in der Verlängerung, als wir ins Finale eingezogen sind. So einen Jubel habe ich seit langem nicht mehr gesehen. Das war wirklich Wahnsinn.
John Sicinski über die Planungen für die DEL2
Wie optimistisch sind Sie, dass es mit der DEL2 klappt?
Sicinski: Unser Vorstand arbeitet mit aller Macht daran, das zu realisieren. Klar ist aber auch, dass wir dafür Hilfe brauchen. Nicht nur von den Mitgliedern, von der Stadt und den Sponsoren, sondern auch von den Fans. Es läuft gerade gut und es gibt immer wieder positives Feedback. Aber aktuell müssen wir noch abwarten.
Wie planen Sie aktuell als Trainer und Sportlicher Leiter?
Sicinski: Ich muss natürlich für alle Szenarien bereit sein. Für die Oberliga wäre unsere Mannschaft fast komplett, da würden uns nur noch ein paar Verteidiger fehlen. Für die DEL2 müssten wir uns schon noch verstärken. Ich bin ständig in Kontakt mit Spielern, die für uns interessant sind. Es schaut so aus, dass wir wohl aufsteigen werden. Aber bis die letzte Entscheidung gefallen ist, muss ich leider noch warten.
Würden Sie den meisten Spielern aus ihrem bisherigen Kader den Sprung in die DEL2 zutrauen?
Sicinski: Mit den Spielern, die wir jetzt haben, würde es nicht einfach werden, das wissen wir. Die zweite Liga ist einfach eine andere Hausnummer als die Oberliga. Aber ich traue ihnen schon diesen Sprung zu. Spieler wie Dimitri Litesov oder die Janzens haben schon zweite Liga gespielt. Kyle Gibbons und Curtis Leinweber haben diese Chance mehr als verdient. Über René Röthke und Christoph Gawlik brauchen wir gar nicht erst reden, die haben bis vor kurzem beide noch in der DEL gespielt. In der Verteidigung müssen wir was machen. Mit Andreas Gawlik und Milos Vavrusa haben wir zwei Spieler mit höherklassiger Erfahrung. Aber die anderen sind junge Deggendorfer, die auf einem solchen Niveau noch nicht gespielt haben. Sie werden ihre Chance bekommen und müssen sich an das neue Tempo gewöhnen. Aber für die offenen Stellen in der Verteidigung müssen wir DEL2-erfahrene Leute holen.
Wie könnte eine mögliche Kooperation mit Straubing aussehen?
Sicinski: Das wird sich im Laufe der Vorbereitung herauskristallisieren. Die einzigen Spieler, die für uns infrage kommen, sind die unter 23 Jahren. Davon hat Straubing nicht viele im Kader und ein Stefan Loibl wird leider nicht infrage kommen (lacht). Ich tausche mich ständig mit Jason Dunham aus. Aber es geht auch in die andere Richtung. Durch den Anreiz einer Förderlizenz für Straubing wären wir für Perspektivspieler deutlich interessanter. Auch Cody Brenner wird weiterhin in Straubing mittrainieren, was gut für seine Entwicklung ist.
Wie sieht der Zeitplan in den kommenden Wochen aus? Bis wann brauchen Sie eine definitive Entscheidung, ob es mit dem Aufstieg klappt?
Sicinski: Der Verein hat die Frist vom 22. Mai gesetzt. Bis dahin sollen die Unterlagen eingeschickt werden, wenn es in Richtung DEL2 geht. Ich selbst hätte es natürlich lieber schon letzte Woche gewusst statt in drei Wochen. Aber die Situation ist so. Der Verein wird kein finanzielles Risiko eingehen und das ist auch richtig so.
John Sicinski über die Eishockey-Euphorie in Deggendorf
Mit der vergangenen Saison wurde in Deggendorf eine Eishockey-Euphorie ausgelöst. Wie haben Sie diese wahrgenommen?
Sicinski: Die Euphorie kam einfach, weil wir eine konstant erfolgreiche Saison gespielt haben. Wir waren immer oben dabei und haben attraktive Heimspiele gezeigt. Dadurch wurde Eishockey immer mehr zum Gesprächsthema in Deggendorf. Dann kamen die ersten ausverkauften Spiele, in den Playoffs standen die Leute Schlange, um an Karten zu kommen. Das spricht sich einfach rum.
Wie wollen Sie diese Euphorie aufrecht erhalten?
Sicinski: Wenn wir in der Oberliga bleiben, dann müssen wir einfach so weitermachen. Wenn es die DEL2 wird, dann müssen die Erwartungen in Grenzen gehalten werden. Unser Ziel müsste dann der Klassenerhalt sein. Die Leute müssen sich mit uns identifizieren können, wir brauchen eine kampfstarke Mannschaft. Wir werden die Spiele nicht mit Talent gewinnen, wir werden über den Kampf und harte Arbeit kommen. Das soll die Leute begeistern, sie sollen eine Mannschaft sehen, die immer alles bis zur letzten Sekunde gibt.
Was macht sportlich den Reiz DEL2 aus?
Sicinski: Jeder Sportler will einfach so hoch spielen wie möglich. Der logische Schritt für uns ist nach oben. Es ist natürlich schön, in einer unteren Liga ganz oben zu stehen. Aber wir suchen einfach die Herausforderung, wollen uns mit den DEL2-Teams messen.
John Sicinski über Christoph Gawlik und die Entwicklung des DSC
Wie wichtig ist für die Zukunft auch ein Spieler wie Christoph Gawlik, der sich in einem guten Eishockey-Alter dazu entschlossen hat, seine Karriere bei seinem Heimatverein fortzusetzen?
Sicinski: Das ist überragend für uns. Wir waren mit Christoph letzten Sommer schon in Verbindung. Damals hat er sich aber noch für Krefeld entschieden. Er wurde Meister in der DEL und in der DEL2. Er ist ein Name, den jeder in Deggendorf kennt. Das bringt auch wieder Euphorie rein.
Was kann er in die Mannschaft einbringen?
Sicinski: Er ist ein sehr erfahrener Spieler, der unsere jungen Spieler mit führen kann. Christoph hat höherklassig gespielt, kennt solche Situationen und Spiele und kann seinen Mitspielern immer wieder Tipps geben. Mit ihm und René Röthke haben wir zwei langjährige DEL-Profis, die in unserer Mannschaft einfach vorangehen. Christoph ist ebenfalls ein Kämpfer. René war für uns nicht nur wegen seiner Tore wichtig, sondern auch, weil er harte Arbeit und eine gute Einstellung vorgelebt hat. Das sind Spieler, von denen unsere Jungen lernen können, deshalb sind sie für uns Gold wert.
Gehen wir davon aus, es klappt mit der DEL2: wie groß ist Ihre Vorfreude darauf?
Sicinski: Die ist natürlich riesig. Ich denke, dass vor allem in den ersten Monaten die Fans sehr zahlreich ins Stadion kommen werden. Es ist einfach etwas Neues. Die Leute wollen sehen, wie sich der DSC in der DEL2 schlägt. Es ist vor allem auch attraktiveres Eishockey. Die Spieler sind größer, schneller und technisch besser. Deshalb würde ich mich sehr darauf freuen.
Sie sind vor zwei Jahren nach Deggendorf zurückgekehrt. Hand aufs Herz: Hätten Sie eine solche Entwicklung für möglich gehalten?
Sicinski: Eigentlich nicht und vor allem nicht so schnell. Wir haben uns einfach Jahr für Jahr gut entwickelt und uns punktuell verstärkt. Aber das hatte ich nicht erwartet. Vom siebten Platz vor zwei Jahren sind wir auf den fünften in meinem ersten Jahr und jetzt sind wir Erster geworden und sportlicher Aufsteiger. Dass es so schnell gegangen ist, dafür gibt es viele Faktoren. Wir nehmen die Situation gerne an und hoffentlich können wir nun den nächsten Schritt in die zweite Liga gehen.