Am Boden

Grizzlys Wolfsburg ballern Tigers noch tiefer in die Krise


Climie und seine Vordermänner waren rund um die Uhr mit Verteidigen beschäftigt.

Climie und seine Vordermänner waren rund um die Uhr mit Verteidigen beschäftigt.

Von Felix Hüsch

Es war Ladies Night im Eisstadion am Pulverturm und die naturgemäß etwas höherschwelligen Anfeuerungsrufe der Damenwelt konnten die Straubing Tigers am Freitag nur zu gut gebrauchen. Gegen die Grizzlys Wolfsburg musste dringend ein Erfolgserlebnis her. Im Vorjahr konnte man die Niedersachsen jedoch nur einmal in vier Spielen schlagen. Seit Freitag ist klar: Mehr als drei Siege sind auch diese Saison nicht mehr möglich.

Die Gäste bauten mit einer frühen Überzahl erstmals Druck auf. Einmal lag die Scheibe frei vor Matt Climies Schoner, konnte aber von Robbie Bina nicht verwertet werden. Trainer Larry Mitchell ließ sich nach der ersten strittigen Entscheidung der Unparteiischen gleich zum ersten hitzigen Wortgefecht hinreißen - der Coach stand sichtbar unter Strom. Nach fünfeinhalb Minuten musste Climie den ersten "big save" auspacken, nachdem seine Vordermänner den Puck leichtfertig hergeschenkt hatten. Wolfsburg war in den ersten zehn Minuten die aktivere, schnellere und spielstärkere Mannschaft. Die Hausherren konnten fast ausschließlich über Konter in den Angriff übergehen.

Straubing startet seine beste Phase

Wie aus dem Nichts forderte der vom Trainer zuletzt hochgelobte Mike Connolly dann aber Wolfsburg-Keeper Sebastian Vogl aus spitzem Winkel. Der riss den Arm rechtzeitig hoch. Jetzt waren plötzlich die Gastgeber am Drücker. In seinem 500. DEL-Spiel bediente Adam Mitchell seinen Nebenmann Steven Zalewski, der aus der Drehung ebenfalls an Vogl scheiterte. Mit zunehmender Spielstärke der Straubinger gewann das Torhüter-Duell mehr und mehr an Bedeutung. Innerhalb von einer Minute brannte es auf beiden Seiten. Kassieren musste aber vor der Pause nur noch der Kanadier - und er war chancenlos. Nach einem parierten Schuss von Christoph Höhenleitner war es Philip Riefers, der locker einschob.

Weniger beeindruckt vom Gegentor knüpften Sandro Schönberger und Konsorten dort an, wo sie im ersten Drittel aufgehört hatten und schrammten im Powerplay mehrfach am Ausgleich vorbei. Erschwert wurde der Weg zurück ins Spiel jedoch durch eine 2+10 Minuten Disziplinarstrafe gegen Tim Miller wegen Checks gegen den Kopf. Obendrauf gab es eine zweiminütige Strafe wegen Stockchecks. Spätestens zu diesem Zeitpunkt - angesichts einer doppelten Unterzahl der Tigers - waren die Fans nicht mehr zu halten und starteten ein gellendes Dauerkonzert. Der personelle Nachteil machte sich dann mit dem zweiten Gästetor durch Kris Foucault bemerkbar.

Tigers wieder mit Strafbank-Abo

Durch eine Zeitstrafe gegen Sandro Schönberger mussten die Tigers erneut mit ansehen, wie vier Straubinger Feldspieler mit Mann und Maus gegen fünf Wolfsburger verteidigten. Der Kapitän wurde hinter der Bande quasi nahtlos abgelöst von Mike Connolly. Beide traf das Urteil "Bandencheck". Die Straubinger agierten jetzt durchgehend in Unterzahl und Robbie Bina markierte das 3:0 aus Sicht der Gäste. So ging es dann auch in die zweite Pause.

Erst zwei Minuten im Schlussabschnitt gespielt, überwanden die Gäste Climie zum vierten Mal. Zuvor hatte Mike Cornell die Scheibe nicht sauber stoppen können und an den Gegner verloren. Nach der vermeintlichen Vorentscheidung wurde es ruhiger im Stadion. Viele auf den Rängen schienen nicht mehr wirklich an den Turnaround zu glauben. Scott Timmins riss dann in der 46. Minute alle aus ihren Tagträumen und verkürzte auf 1:4. Die Freude war allerdings nicht von langer Dauer. Dafür sorgte Patrick Seifert mit seiner schnellen Antwort zur 5:1-Führung.

Vielleicht kam bei so manchem nach dem zweiten Tigers-Tor durch Mike Cornell nochmal ein bisschen Hoffnung auf. Die erneute Zeitstrafe gegen Sandro Schönberger aber machte klar: Hier geht heute wohl nix mehr. Zwei weitere Treffer der Grizzlys ließen keinen Zweifel mehr aufkommen. Tyson Mulock und Alexander Weiß erhöhten auf 7:2. Nach der Sirene zerschmetterte Climie seinen Schläger auf der eigenen Querlatte und dürfte nicht der einzige stark angefressene Straubinger Akteur gewesen sein.

Mitchell sauer über die Einstellung seiner Spieler

Gästetrainer Pavel Gross gab sich auf der anschließenden Pressekonferenz perfektionistisch. "Bei sieben Toren gibt es an der Offensive natürlich nicht viel auszusetzen. In der Defensive müssen wir uns aber noch ein bisschen besser präsentieren. Die Höhe des Sieges spiegelt den Verlauf nicht direkt wider. Zwei drei Tore weniger von uns hätten es auch getan", so Gross.

Mitchell zeigte sich von einer deutlich kritischeren Seite, als noch auf der Pressekonferenz am Donnerstag. In seinem auf englisch abgegebenen "Statement" monierte er neben der fehlenden Disziplin in den Schlussminuten auch eine zu große Leichtigkeit im vorherigen Spielverlauf. "Wir haben es Wolfsburg heute leicht gemacht, zu wenig verhindert, zu viele Chancen zugelassen. Den Spielausgang haben wir uns leider nicht anders verdient".

Straubing Tigers - Grizzlys Wolfsburg: 2:7 (0:1/0:2/2:4)
Tore: 0:1 (19:53) Riefers (Höhenleitner); 0:2 (30:22) Foucault (Aubin, Furchner); 0:3 (36:09) (Aubin, Voakes); 0:4 (42:05) Aubin (Likens); 1:4 (45:01) Timmins (Connolly); 1:5 (46:22) Haskins (Seifert, Fauser); 2:5 (54:49) Cornell (Röthke); 2:6 (58:34) Mulock (Wurm, Riefers); 2:7 (59:14) Weiß (Fauser,Pfohl)

So spielten die Tigers: Climie (Pätzold) - Renner, Cornell; Jobke, Madaisky; Sullivan, Edwards; Bettauer - Schönberger, Brandl, Röthke; Miller, Loibl, Whitmore; Hedden, Zalewski, Mitchell; Connolly, Timmins, Williams

So spielten die Grizzlys: Vogl (Brückmann) - Dehner, Bina; Wurm, Likens; Krupp, Sharrow, Seifert - Furchner, Haskins, Foucault; Höhenleitner, Mulock, Riefers; Fauser, Pfohl, Weiß; Aubin, Voakes, Dibelka