Kooperation
Franz Steer: "Förderlizenz-Prinzip ist nur Alibi"
9. Juni 2016, 13:30 Uhr aktualisiert am 9. Juni 2016, 13:30 Uhr
In der vergangenen Saison verlief die Kooperation zwischen Straubing und Rosenheim gut. Jetzt könnte die Zusammenarbeit dennoch enden.
Das vergangene Jahr in Rosenheim hat Stefan Loibl weitergebracht. 41 Spiele hat der Stürmer der Straubing Tigers für den Kooperationspartner absolviert. Loibl war Leistungsträger in Rosenheim, sammelte 34 Scorerpunkte. Der gebürtige Straubinger stand in den wichtigen Situationen auf dem Eis und konnte dadurch reifen. "Das letzte Jahr war das Beste, was mir passieren konnte", sagt der Youngster.
Jeder DEL-Verein muss eine Kooperation mit einem Zweitligisten eingehen. Die Zusammenarbeit zwischen Straubing und Rosenheim - sie hat sich in der vergangenen Saison zwar fast ausschließlich auf die Personalie Loibl fokussiert - war im Nachhinein laut Starbulls-Trainer Franz Steer aber ein Gewinn für beide Seiten. "Die Kooperation hat gut geklappt, das war ein guter Deal. Stefan hat bei uns viel Eiszeit gehabt, das hat beiden Seiten genützt. Und ich glaube, es hat Stefan auch sehr viel Spaß gemacht bei uns", zieht Steer gegenüber idowa Bilanz. "Wir könnten gerne so weitermachen."
Die letzte Aussage trifft Steer im Konjunktiv, weil es alles andere als sicher ist, ob die Kooperation zwischen den Tigers und den Starbulls fortgesetzt wird. Wie Steer erklärt, gab es vor vier Wochen letztmals Kontakt mit Tigers-Manager Jason Dunham. Dieser wollte in der Kooperation zur neuen Saison einige Punkte ändern.
Deshalb kann sich Steer gut vorstellen, dass sich Straubing bereits nach einem neuen Partner umsieht. "Wir sind nicht unter Zugzwang", stellt Steer ganz entspannt fest, "wir brauchen laut Statuten keinen Kooperationspartner, die DEL-Clubs aber schon."
Steer übt Kritik am Förderlizenz-Prinzip
Für Steer sei das ganze System grundsätzlich zu überdenken. "Das Förderlizenz-Prinzip ist ja nur ein Alibi", findet er klare Worte. "Es war ja ursprünglich gedacht, dass die DEL-Vereine drei U23-Spieler unter Vertrag nehmen, diese Spielpraxis in der DEL2 sammeln lassen und sie bei Bedarf nach oben holen. Aber in der Praxis wird das ja nicht so gemacht." Oder nur in seltenen Fällen. Die Kooperation zwischen Frankfurt und Nürnberg beziehungsweise Garmisch und München nennt Steer da als Positivbeispiele. Wobei sich eine solche Art der Kooperation auch nicht jeder DEL-Verein leisten könne.
Auch deshalb geht Steer mit der Frage nach einem Kooperationspartner entspannt um. "Wir haben unseren eigenen Nachwuchs", sagt Steer selbstbewusst. Deshalb sei man auch nicht unbedingt auf Talente aus der DEL angewiesen. Zumal Loibl auch ein Ausnahmefall war und der Starbulls-Coach nicht glaubt, dass er über eine Förderlizenz Spieler bekommen könnte, die in seiner Mannschaft eine große Rolle spielen. Zudem steht Steer anderen Akteuren eher skeptisch gegenüber: "Das wäre dann auch für das Mannschaftsgefüge nicht gut, wenn einer kommt, der dann unbedingt spielen soll und ein eigener Spieler dafür auf die Tribüne muss", betont Steer. Bei Loibl sei das nicht der Fall gewesen. "Stefan ist ein Riesentyp und war in der Mannschaft voll akzeptiert."
Loibl aber soll in der kommenden Saison auch in Straubing eine größere Rolle spielen. Und weitere Spieler sind nicht in Sicht, da Loibl aktuell der einzige U23-Akteur im Tigers-Kader ist. Und so betont Steer zwar immer wieder, dass die Kooperation vergangene Saison "gut gelaufen" sei, macht aber nicht den Eindruck, als würde ihn ein Ende der Zusammenarbeit vor große Probleme stellen. "Wir werden uns autark aufstellen, das haben wir auch vergangene Saison so gemacht", sagt der Rosenheimer Trainer.