Verteidiger im Interview

EHC-Star Keith Aulie in der AZ: "Ich liebe die bayerische Kultur"


Keith Aulie (39) ist seit dieser Saison Assistenzkapitän beim EHC Red Bull München.

Keith Aulie (39) ist seit dieser Saison Assistenzkapitän beim EHC Red Bull München.

Von André Wagner

EHC-Star Keith Aulie spricht in der AZ über Lederhosn, neidische Freunde in der kanadischen Heimat und seinen Spitznamen Muhammad Aulie: "Ich bin nicht so sehr der Schmetterling, sondern die Biene".

München - Der frühere NHL-Verteidiger Keith Aulie (39) ist seit dieser Saison Assistenzkapitän beim EHC Red Bull München, der am Freitag im Topspiel gegen den amtieremdem Meister Adler Mannheim antritt.

AZ: Mister Aulie, was geht einem Kanadier wie Ihnen durch den Kopf, wenn er beim Wiesn-Dreikampf des EHC Red Bull München gegen die Fußballer des TSV 1860 und die Volleyballer des TSV Herrsching im Bierkruglauf antreten muss?
KEITH AULIE: Es ist so verdammt viel Spaß. Ich liebe Bayern und seine Kultur und Traditionen. Nicht, dass ich diese alle verstehen würde, aber Spaß machen sie auf jeden Fall. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich in meinem gesamten Leben nie wieder derart viel Bier und Bierkrüge in den Armen halten werde. Aber Spaß beiseite, dadurch, dass ich jetzt seit 2017 bei den Red Bulls spiele und es nicht mein erstes Oktoberfest ist, fühlt es sich alles - langsam, aber sicher - normaler an. Ich liebe es, in Lederhosn herumzulaufen. Ich habe meinen Leuten in der Heimat Bilder von mir in der Tracht geschickt, sie sind alle eifersüchtig, dass ich hier in München bin, die Lederhosn trage, und das Oktoberfest mitmache. Es gibt in Kanada nicht viele Events, die bekannter sind.

Aulie: "Das A auf der Brust, ist so etwas, wie ein Ehrenabzeichen"

Wie wohl fühlen Sie und Ihre Familie sich in München?
Ganz offen: Die Stadt, die Kultur, die Leute, die einen hier so nett und freundlich und respektvoll behandeln, sind ein großer, ein entscheidender Grund, warum wir uns entschlossen haben, in München bei den Red Bulls zu bleiben. Alles hier ist erstklassig, die Stadt, der Verein, wir als Familie können wirklich nur das Beste über jeden Aspekt unseres Lebens hier erzählen. Unser Jüngster ist hier geboren, er ist ein echtes Oktoberfest-Baby. Nächste Woche feiert er seinen Geburtstag und dann gehen wir als Familie wahrscheinlich auf die Wiesn und feiern dort mit ihm.

Keith Aulie beim Bierkruglauf.

Keith Aulie beim Bierkruglauf.

Was bedeutet es Ihnen, dass Sie von den Mannschaftskollegen zum Assistenzkapitän gewählt wurden?
Sehr viel, das A auf der Brust, ist so etwas, wie ein Ehrenabzeichen. Ich bin kein Typ, der dauernd das Wort ergreift, der rumschreit und all das. Das bin ich nicht. Ich bin einer, der einfach nur jeden Tag sein Bestes geben will, der aber auch schaut, dass alle anderen ihr Bestes geben können. Ich versuche, ihnen die Freiräume zu schaffen. Ich habe zum Beispiel nicht eine Sekunde daran gedacht, ich müsste der Assistenzkapitän sein. So etwas entwickelt sich, indem die Kameraden sehen, wie man ist - und was man für das Team alles gibt.

Aulie: "Ich tue, was getan werden muss. Ich beschütze meine Mitspieler"

Sie sind dafür berühmt, dass Sie sich mit Ihrer beeindruckenden Physis von 1,98 Metern und hundert Kilo vor die Mannschaft stellen.
Ich tue, was getan werden muss. Ich beschütze meine Mitspieler. Es ist nicht so, dass ich auf's Eis gehe und sage, ich will es jetzt krachen lassen. Aber ich spiele hart, habe auf dem Eis vielleicht auch ein bisschen eine böse Ader, Einschüchterung war immer ein Teil meines Spiels. Ich suche keinen Kampf, ich gehe ihm aber auch nicht aus dem Weg. Manchmal ist das schwierigste auf dem Eis, nicht die Kontrolle zu verlieren, manchmal will man wütend werden, aber damit schadet man seiner Mannschaft meist mehr, als dass man ihr nützt, deswegen ist die Priorität, von der Strafbank weg zu bleiben. Und ich glaube, das gelingt mir mittlerweile sehr gut.

Unvergessen ist Ihr Fight in der vergangenen Saison gegen Mannheims Dauerrüpel David Wolf.
Das war nicht nur für die Fans ein Moment, an den man sich erinnert, sondern auch für mich. Er ist ein großer, starker Typ, der sich den Ruf eines harten Kerls erkämpft hat. Er hat mich nach einem Check attackiert, ich habe den Kampf angenommen. Es ist ja nicht so, dass ich das nicht in meiner Karriere schon öfter gemacht habe. Spiele gegen Mannheim sind immer sehr speziell, sehr emotional. Das war da so, das wird auch am Freitag nicht anders sein.

Wie sehr gefällt Ihnen Ihr Spitzname Muhammad Aulie in Anlehnung an Muhammad Ali, den wohl größten Boxer aller Zeiten?
Ich finde es witzig, der begleitet mich jetzt schon einige Jahre. Aber ich denke, man wird unsere Stile nicht miteinander verwechseln können. (lacht)

Aulie: "Bin mehr Biene als Schmetterling"

Ali beschrieb seinen Stil als "Float like a butterfly, sting like a bee" - schwebe wie ein Schmetterling und stich zu wie eine Biene.
Ich bin wohl nicht so sehr der Schmetterling, sondern sehr viel eher die Biene. (lacht)

Sie sprachen die Rivalität mit Mannheim an, wie schmerzhaft war es für Sie, dass die Adler vergangene Saison dem EHC die Meisterkrone entrissen haben?
Sehr. Das Schönste am Eishockey ist das Siegen, das Schlimmste das Verlieren. Alle von uns hätten gerne, noch ein bisschen mehr in die Waagschale werfen können, aber wir hatten sehr viele Verletzte und auch sonst ein paar Schwierigkeiten. Es war ja für alle nicht zu übersehen, dass wir am Ende der Saison unsere Probleme hatten, Tore zu schießen. Deswegen freue ich mich über die Neuzugänge, wir haben definitiv viel Klasse, Erfahrung, Talent und Können dazugewonnen. Jetzt wollen wir angreifen, die Rolle des Jägers übernehmen und Mannheim den Titel wieder abnehmen.

Thema Verletzte im Finale: Auch Sie gehörten dazu, obwohl Sie die Serie durchgespielt haben.
Das stimmt, ich habe mir gleich im ersten Spiel eine ernste Verletzung zugezogen, die auch nur wenige Tage nach dem Finale operiert werden musste. Das ist natürlich sehr frustrierend, wenn man der Mannschaft unbedingt helfen will, aber der Körper es in dem Moment einfach nicht zulässt. Ich habe die Zähne zusammengebissen und gegeben, was da war, aber ich war weit davon entfernt bei hundert Prozent zu sein. Das tat wirklich weh.

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