Weitere Spieler könnten folgen

Causa Pielmeier bringt DEL in die Bredouille


Torhüter Timo Pielmeier (r.) und der DEL-Klub ERC Ingolstadt lösen den Vertrag im Einvernehmen auf.

Torhüter Timo Pielmeier (r.) und der DEL-Klub ERC Ingolstadt lösen den Vertrag im Einvernehmen auf.

Von sid

Nationaltorwart Timo Pielmeier verweigerte den Gehaltsverzicht, wurde aus dem Kader des ERC Ingolstadt geworfen und bekam vor Gericht recht. Damit bringt der Olympia-Silbermedaillengewinner von Pyeongchang 2018 jetzt die ganze DEL in die Bredouille. Weitere Spieler könnten im Sommer seinem Beispiel folgen.

"Das steht außer Frage, das ist unstrittig. Wenn jetzt in der Saison 2021/22 Corona-Eingeständnisse eingefordert werden von den Klubs, und der Spieler hat einen Altvertrag für die Saison, dann muss sich der Verein neu mit dem Spieler einigen", sagte der langjährige Spielerberater Klaus Hille dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Wenn es dann zu keiner Einigung kommt, ist der Altvertrag gültig." Es müssten dann also Gehälter gezahlt werden, mit denen viele Klubs nicht kalkulieren.

Spieler verzichteten auf bis zu 60 Prozent ihrer Gehälter

Der Gehaltsverzicht beschäftigte die DEL den ganzen vergangenen Sommer. Weil die Zuschauereinnahmen fehlen, mussten die 14 DEL-Klubs ihre Etats von insgesamt rund 130 Millionen Euro um mehr als 60 Millionen Euro zusammenstreichen. Der Großteil der Spieler verzichtete auf bis zu 60 Prozent der Gehälter, wodurch die Durchführung der Spielzeit nach zweimaliger Verschiebung überhaupt erst möglich wurde. Wie viele Zuschauereinnahmen in der kommenden Saison fehlen, ist noch nicht abzusehen.

Für Pielmeier hatte so auch in der vergangenen Sommerpause das große Streitthema Gehaltsverzicht begonnen. "Für mich ging es ausschließlich um die Art und Weise der Gespräche", betonte der 32-Jährige im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen - also nicht nur um Geld, was ihm vorgeworfen wurde. Das sahen die Verantwortlichen in Ingolstadt anders und strichen ihn im Juli 2020 kurzerhand aus dem Profikader.

Pielmeier erhält eine sechsstellige Abfindung

Acht Monate später sieht die Welt anders aus, zumindest aus Pielmeiers Sicht. Seine Anwälte erzwangen durch den Erfolg vor Gericht, dass die Pressemitteilung zu seiner Aussortierung wieder von der Homepage der Schanzer genommen werden musste. Zudem erklärte die Ingolstädter Kammer des Münchner Arbeitsgerichts die Kündigung des Vertrags seitens des ERC für ungültig. Außerdem soll Pielmeier für seinen noch bis 2022 gültigen Vertrag eine niedrige sechsstellige Abfindung ausgezahlt bekommen haben. Der Vertrag wurde im Nachgang "einvernehmlich aufgelöst".

Hille betonte, dass die Anzahl der noch laufenden Altverträge, die vor der Corona-Pandemie langfristig abgeschlossen worden seien, "schwer zu beziffern" sei: "Man kann aber davon ausgehen, dass die meisten der deutschen Topspieler und Nationalspieler längerfristige Verträge haben." Im Augenblick "gucken wir aber in die Glaskugel. Wir wissen noch nicht so genau, was im August und September passiert."

Pielmeier jedenfalls will nach all dem Trubel um seine Person wieder sportlich in Erscheinung treten. "Für mich stand eigentlich die ganze Zeit fest, dass ich weiterspielen möchte. Es gibt auch schon die eine oder andere Option", sagte der gebürtige Deggendorfer. Die Konditionen müssen allerdings wieder neu ausgehandelt werden.