Elektroschocks für Mäuse
Schmäh-Preis für Tierversuch: Uni Regensburg nimmt Stellung
20. März 2024, 17:14 Uhr
Der Verein "Ärzte gegen Tierversuche" hat die Universität Regensburg mit einem Schmäh-Preis bedacht und kritisiert damit einen Versuch, bei dem Mäuse Elektroschocks ausgesetzt wurden. Die Universität verteidigt dagegen ihr Vorgehen und sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt.
Der Verein setzt sich laut eigenen Angaben bereits seit 45 Jahren für eine tierversuchsfreie Forschung ein. Dabei verleiht er jährlich auch Negativpreise für die "absurdesten" Tierversuche und lässt seine Mitglieder darüber abstimmen. In diesem Jahr schaffte es auch ein Projekt der Universität Regensburg in die nähere Auswahl. Dabei wurden Feldmäusen in einem Versuch Elektroschocks verpasst, wenn sie sich Artgenossen näherten. Das Projekt diente laut Angaben der Universität dazu, "Traumatisierungsprozesse auf Ebene des Gesamtorganismus, der Nervenzellen und auf molekularer Ebene zu untersuchen und daraus Therapiemöglichkeiten abzuleiten". Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Translational Psychiatry" veröffentlicht.
Die Teilnehmer der Abstimmung kürten das Regensburger Projekt prompt zum Sieger des unrühmlichen Wettbewerbs. Auch "Ärzte gegen Tierversuche" kritisierte die Versuchsanordnung. „Soziale Ängste entwickeln sich beim Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen über einen längeren Zeitraum anhand der Erfahrungen, die der betroffene Mensch macht und können auch eine genetische Komponente aufweisen“, wird Dr. Johanna Walter, wissenschaftliche Referentin bei "Ärzte gegen Tierversuche", in der Mitteilung des Vereins zitiert. „Diese komplexe Krankheitsentstehung beim Menschen nun auf die Gabe von Elektroschocks herunterzubrechen und bei Mäusen zu untersuchen, die sich in ihrer Physiologie und ihrem Sozialverhalten ganz erheblich vom Menschen unterscheiden, ist einfach absurd“, wo Walter weiter.
Die Universität Regensburg reagierte dagegen überrascht auf die Nachricht. "Der Versuch ist legitim, da Tierversuche derzeit in einigen Bereichen alternativlos sind, um die Grundlagen für den Fortschritt in Biologie und Medizin zu legen", teilte ein Sprecher der Universität auf Anfrage unserer Mediengruppe mit. Soweit möglich verzichte die Universität darauf - allerdings sei dies nicht in allen Fällen möglich. Im konkreten Fall seien alle Auflagen eingehalten und die entsprechenden Genehmigungen eingeholt worden. "Daher waren wir bereits über die 'Nominierung' der Studie für den 'absurdesten Tierversuch des Jahres' durch 'Ärzte gegen Tierversuche' verwundert und sehen sowohl die Nominierung, als auch das finale Votum als völlig ungerechtfertigt an. Insbesondere Ärzte und Ärztinnen sollten die essenzielle Bedeutung von Tierversuchen für die medizinische Grundlagenforschung kennen."