Kolumne

Donaugeflüster

Einsamer Ludwig


Die Steinerne Brücke in der Abdensonne.

Die Steinerne Brücke in der Abdensonne.

Jetzt steht der bayerische König wieder ganz allein da. Das Gerüst um die Reisterstatue an der Südseite des Doms wurde abgebaut und der Regent wirkt wieder gänzlich unnahbar. In Wahrheit war es gar kein Gerüst, das ihn jetzt für Monate umgab, sondern Kunst im öffentlichen Raum. Das verstanden trotz prägnanter Information die wenigsten Menschen. Doch fast alle Passanten und Touristen nutzten die Gelegenheit und erklommen die Stufen hoch zu Pferd und Reiter. Obwohl der Aufstieg ausdrücklich erlaubt und sogar Teil des Kunstprojektes war, fühlten sich die meisten Besucher dabei recht verwegen. Sie vermuteten, etwas Verbotenes zu tun und liefen kichernd hoch. Man sollte und konnte wahlweise Pferd oder Reiter in die Augen blicken, aber die meisten Leute winkten einfach wie vom Ausflugsdampfer. Unzähliche Selfies entstanden, ebensoviele Gruppenfotos. Ich war auch mehrfach oben, es war lustig und abenteuerlich. Der Blick auf den Dom ist nicht wirklich anders von dort, aber eben ungewohnt. Ich mag Kunst, die so rätselhaft ist und so viel Spielraum lässt für eigene Interpretationen. So schnell werde ich nicht mehr auf Augenhöhe sein mit Ludwig, der womöglich noch seiner Lola Montez nachtrauert. Vielleicht ist er ganz froh, wieder seine Ruhe zu haben? Mach's gut, König Ludwig!

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