Straubing
Keine gezielten Angriffe gegen Obdachlose
25. Juli 2018, 13:54 Uhr aktualisiert am 6. April 2023, 11:46 Uhr
Der Brandanschlag auf zwei obdachlose Männer in Berlin hat auch zahlreiche Menschen in Niederbayern schockiert. Viele stellen sich die Frage: Könnte so etwas auch bei uns passieren? Laut den Verantwortlichen der Stadt Straubing und des Polizeipräsidiums Niederbayern sind Gewalttaten gegen Obdachlose in der Region statistisch gesehen kein drängendes Problem.
Doris Wölfl, die in Straubing für die Obdachlosenhilfe zuständig ist und täglich Kontakt mit Menschen ohne Dach über dem Kopf hat, muss nicht lange überlegen: In sechs Jahren, die sie nun für die Betreuung der Obdachlosen zuständig ist, habe es keine gewaltsamen Übergriffe auf ihre Schützlinge gegeben, ließ sie über Pressesprecher Johannes Burgmayer ausrichten. In der Mehrzahl sprechen die Menschen, die in ihrer Einrichtung Schutz vor Wind und Wetter suchen, von Anteilnahme und Menschlichkeit, die ihnen von Bewohnern und Besuchern der Stadt entgegengebracht würde. Obdachlosigkeit an sich sei aber in Straubing durchaus ein Thema - die neun Betten in der Unterkunft am Schanzlweg beispielsweise seien nach wie vor stark frequentiert.
Ein Interview mit Doris Wölfl über die Einrichtung am Schanzlweg lesen Sie hier: Wir sind die letzte Anlaufstelle für diese Menschen.
Ähnlich lautet die Antwort auf unsere Anfrage beim Polizeipräsidium Niederbayern: In der Statistik deute bislang nichts darauf hin, dass es in der Vergangenheit gezielte Attacken auf Obdachlose gegeben haben könnte, erklärte Pressesprecher Günther Tomaschko. Selbstverständlich seien in Fälle von Körperverletzung oder Beleidigung auch gelegentlich Menschen ohne festen Wohnsitz verwickelt. Gezielte Gewalttaten oder systematische Feindseligkeiten gegen Obdachlose seien aber bei den Dienststellen bislang nicht gemeldet worden.
In Berlin hatten zwei Obdachlose im Alter von 47 und 62 Jahren am Sonntagabend bei einem Übergriff lebensgefährliche Brandwunden erlitten. Laut Agenturmeldung war ein Mann mit einem Benzinkanister in der Hand zu den schlafenden Obdachlosen gegangen und hatte die beiden Männer angezündet.
Am Montagabend hatten sich rund 150 Menschen zu einer Solidaritätsbekundung am Berliner S-Bahnhof Schöneweide eingefunden, wo der Anschlag stattgefunden hatte.