Wieviel musikalische Tradition braucht ein bayerisches Bierzelt? Was geht und was geht nicht? Wir haben bei zwei Festwirten, die in der Vergangenheit das ein oder andere Experiment gewagt haben, auf dem Gäubodenvolksfest nachgefragt.

Bayern und seine Bierzelte. Eine unantastbare Konstante möchte man meinen. Da gehört viel Bier dazu, deftiges Essen und die typisch-bayerische Blasmusik. Abends darf es dann auch ruhig einmal eine Partyband sein, die mit allseits bekannten Coversongs einheizt. Der ein oder andere Festwirt wagte in den vergangenen Jahren allerdings auch mal einen Ausflug auf für bayerische Bierzelte ungewohntes Terrain. So kam es etwa zum Gastspiel von Nik P. ("Ein Stern..") im Festzelt Wenisch. Im Reisinger-Festzelt versuchten sich dagegen Ballermann-Haudegen (2014) und (2015) - mit mittelmäßigem Erfolg. Während Mickie Krause unter den jungen Leuten immerhin noch für Stimmung sorgen konnte, wirkten insbesondere Die Atzen wie ein Fremdkörper im Himmel der Bayern. Spätestens nach diesem Auftritt drängte sich bei nicht wenigen Volksfestbesuchern die Frage auf: wieviel Ballermann-Klamauk verträgt das Gäubodenvolksfest eigentlich?

"Ein völliger Stilbruch"

Waltraud Wenisch hat hierzu eine eindeutige Meinung: "Nik P. war damals ein einmaliger Versuch. Wir werden das definitiv nicht mehr machen." Der Grund liegt für Waltraud Wenisch auf der Hand: "Es war einfach ein völliger Stilbruch. Die Leute wurden im Festzelt plötzlich aus ihrer Stimmung herausgerissen. Außerdem passte der Kosten-Nutzen-Faktor absolut nicht." Ähnlich sieht das auch Hubert Reisinger vom gleichnamigen Festzelt, wenngleich er betont: "Man muss immer offen für Neues sein. Wir schauen uns den Zeitgeist ganz genau an." Das war wohl auch der Grund, warum der Festwirt in den Jahren 2014 und 2015 einen Hauch von Mallorca nach Straubing aufs Gäubodenvolksfest holte. Es blieb bislang bei diesen beiden Versuchen. "Das Feedback war zwar zumindest bei Mickie Krause relativ gut, aber unterm Strich war das finanziell eine Nullnummer", so Reisinger. Wohl auch deshalb wird es derartige Ballermann-Experimente bis auf weiteres erstmal nicht mehr geben. "Wir legen wieder mehr Wert auf das Bodenständigere", betont Reisinger. Tagsüber müsse man das Programm "familienfreundlich gestalten", abends dürfe es dann schon etwas lauter werden.

Dabei geben die Festwirte ihren Bands genaue Vorgaben. Waltraud Wenisch: "Wir haben uns letztes Jahr nach dem Gäubodenvolksfest von einer Band getrennt, weil die entgegen unserer Vorgaben schon am frühen Abend AC/DC gespielt haben. Das wollen wir nicht. Wir wollen, dass die Leute bei uns im Bierzelt bis etwa 20 Uhr entspannt genießen und gemütlich essen können."

Beste Stimmung ist in allen sieben Festzelten auf dem Gäubodenvolksfest sowieso garantiert, auch ohne Ballermann. Außerdem ist ja "Malle" bekanntlich nur einmal im Jahr - dann aber lieber in Spanien, als in einem Bierzelt am Gäubodenvolksfest.