Landkreis Regensburg
Karmeliten denken an Abschied: Verliert Straubing den Orden?
1. Mai 2015, 11:45 Uhr aktualisiert am 1. Mai 2015, 11:45 Uhr
Zu den Dingen, die Pater Georg sehr gut kann, gehört die Fähigkeit zum energischen Auftritt. "Nein!", sagt Pater Georg äußerst energisch, "ich sage gar nichts! Das gehört alles nicht in die Presse!" Aber es gehört natürlich in die Presse.
Wenn die Karmeliten darüber nachdenken, ihr Straubinger Kloster, das älteste ununterbrochen bewohnte Karmelitenkloster in Deutschland, zu schließen, ist das wichtig für Straubing.
Pater Georg wird bald 85, er war als Novize hier, seit 15 Jahren ist er wieder in Straubing, das ist lange genug, um zu wissen, dass die Karmeliten, ihr Kloster, ihre Kirche zu Straubing gehören, ein Teil der Stadt sind, seit Hunderten von Jahren. Aber vielleicht kann Pater Georg gar nicht anders als so zu reden.
Denn Pater Georg ist Prior in Straubing. Aber in Bamberg ist Pater Dieter. Bamberg ist der Hauptsitz der Karmeliten in Deutschland und Pater Dieter ist ihr Provinzial, das Oberhaupt der deutschen Ordensprovinz der Karmeliten, und er will auch nicht, dass die Presse schreibt. Das hat Pater Dieter schon tags zuvor klar, sehr klar, ins Telefon gesagt: Kein Statement. Kein Wort. Kein Thema. Alles Spekulation. Aber was heißt hier Spekulation?
In drei Wochen ist Pfingsten. Dann beginnt im Kloster Springiersbach an der Mosel das Provinzkapitel der Karmeliten. Dabei geht es auch darum, ob und welches Kloster geschlossen wird. "Es stehen alle Standorte auf dem Prüfstand", das zumindest sagt Pater Dieter in Bamberg noch ins Telefon, und er sagt: "Von der Altersstruktur her ist Straubing extrem." Sechs Männer sind es nur noch, davon drei über 80, einer ist schwerkrank, einer dieser Tage verstorben, und keine Neueintritte. So ist das im Grunde überall, nicht nur in Straubing. Aber Straubing ist ein besonderer Ort für die Karmeliten. Wird ausgerechnet hier aufgelöst?
Der Provinzial eines bedrohten Ordens
Das Aufgeben von Klöstern ist ein großes Thema bei den Karmeliten, und es gibt Karmeliten und Informationsteile in und aus anderen Orten. Deshalb setzt sich ein Bild zusammen: Es gibt zwei Lager im Provinzkapitel. Ein Lager sieht Bedeutung und Geschichte des Straubinger Klosters. Deshalb will es das Kloster in Straubing erhalten. Das andere Lager sieht die finanzielle Seite. Deshalb will es die Auflösung. Der Kopf dieses anderen Lagers ist allem Anschein nach Pater Dieter.
Wer kauft eine Kirche?
Aber die Karmeliten sind seit über 600 Jahren in Straubing, 650 wären es in drei Jahren. Sind sie dann noch hier? Der Provinzial will verkaufen, er sondiert den Markt, bietet das Kloster an. Sogar die Kirche selbst soll nicht tabu sein. Aber wer kauft eine Kirche? Ein Konzertveranstalter? Ein Gastronom? Wahrscheinlich ist: niemand. Es ist eine reiche Kirche, reich an Kunst und Geschichte. Viele gläubige Straubinger gehen in diese Kirche, wie ihre Eltern und Großeltern gingen, und davor deren Eltern. Es ist auch ihre Kirche, das war sie immer.