Wir sind wir
Jacqueline war Emo
16. Oktober 2013, 16:33 Uhr aktualisiert am 16. Oktober 2013, 16:33 Uhr
Sie sind immer traurig, ritzen sich und kennen keine andere Farbe außer Schwarz - so ist das Klischee, wenn man von Emos redet. Die 19-jährige Jacqueline aus Straubing hält nichts von diesem Bild. Sie selbst ist zwar mittlerweile kein Emo mehr, hat aber diesen Stil vor fünf Jahren gelebt.
"Ich habe damals meine Haare schwarz gefärbt und vorwiegend schwarze Oberteile und Hosen getragen", berichtet Jacqueline. In den Haaren, die sie sich meistens auftoupiert hat, trug sie oft Schleifen. Andere wichtige Accessoires wie Ketten und Armbänder waren mit Totenköpfen oder Sternchen verziert. Die Augen hat sich die Straubingerin schwarz geschminkt. Sie hat die Emo-Phase mit ihrer besten Freundin durchlebt. Ihre Mutter hatte kein Problem mit Jacquelines Kleidungsstil.
"Natürlich hat sie sich gewünscht, dass ich mich anders kleide, aber noch viel stärker haben meine Lehrer darauf reagiert", berichtet die Jugendliche. Sie haben ihr immer wieder gesagt, dass sie als Emo bei einer Bewerbung keine guten Karten hätte. "Nur ein Lehrer hatte kein Problem mit mir. Er hat das Beste aus meinem Kleidungsstil gemacht und mir empfohlen, Friseurin zu werden", erinnert sich Jacqueline. Und genau dazu hat sich die Straubingerin entschieden. "Ich bin meinem damaligen Chemielehrer ziemlich dankbar für den Tipp", so die 19-Jährige. Heute ist Jacqueline kein Emo mehr. Mit ungefähr 17 Jahren hat sie sich von der Szene abgewandt. Geblieben ist ihre Liebe zu Tattoos.
Übrigens: Die Emo-Szene war laut Jugendforscher Philipp Ikrath nie besonders groß. "Es gab viele Vorurteile gegenüber den Emos. Man glaubte zum Beispiel, dass sich die Mitglieder der Szene ritzen und immer traurig sind", sagt der Experte. Weil die Emos sehr stark abgelehnt wurden, brauchte es viel Mut, sich zu der Szene zu bekennen. "Das ist der Grund, warum die Szene mittlerweile wieder fast verschwunden ist", sagt Philipp Ikrath. Auch Jacqueline erinnert sich an die ein oder andere Beschimpfung während ihrer Zeit als Emo. "Meistens hab´ ich das aber ignoriert und bin drübergestanden", erinnert sie sich.