Eishockey

Fans fordern: Bullyzeiten für Fans, nicht fürs TV


Choreografien wie hier von den Straubinger Fans sind das Salz in der Suppe beim Stadionerlebnis. Durch die Verlegung von Freitagsspielen auf den Donnerstag sehen sich viele Fans vor große Herausforderungen gestellt.

Choreografien wie hier von den Straubinger Fans sind das Salz in der Suppe beim Stadionerlebnis. Durch die Verlegung von Freitagsspielen auf den Donnerstag sehen sich viele Fans vor große Herausforderungen gestellt.

In dieser Saison wird pro Freitagsspieltag eine Partie auf Donnerstag vorverlegt. Viele Fanclubs, darunter auch zahlreiche der Straubing Tigers, sprechen sich gegen diese neue Regelung aus.

Es war eine große Veränderung, als im vergangenen Sommer die Telekom als Medienpartner der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) eingestiegen ist. Fortan waren im Internet alle Spiele der höchsten deutschen Liga live zu sehen, ausgewählte Partien liefen bei Sport1 auch im Free-TV. Ein großer Schritt für eine Sportart, die wie so viele andere im Schatten von König Fußball um Aufmerksamkeit und mediale Präsenz kämpfen muss.

Zu Beginn dieser Saison kam ein weitere Schritt hinzu. Ab sofort soll neben den üblichen Bullyzeiten am Freitag und Sonntag auch jeweils am Donnerstag ein Spiel stattfinden. "Wir möchten den Fans die Gelegenheit geben, möglichst viele Spiele live zu verfolgen. Deshalb haben wir uns mit der Telekom darauf verständigt, jeweils eine Freitags-Partie auf den Donnerstag vorzuverlegen", sagte im Rahmen der Spielplan-Bekanntgabe Jörg von Ameln, der Leiter Spielbetrieb bei der DEL.

Wahrscheinlich gut gemeint, kommt diese Veränderung bei vielen Fans aber ganz und gar nicht gut an. So erreichte unsere Redaktion, wie viele andere Medien deutschlandweit auch, am Samstag ein offener Brief, unterzeichnet von den "aktiven Eishockeyfans der DEL". Insgesamt 74 Fanclubs von elf verschiedenen Vereinen haben diesen Brief unterschrieben. Nur aus Augsburg, Mannheim und München sind keine Fanclubs dabei. Mit am stärksten vertreten sind die Fans der Straubing Tigers, von denen 13 Fanclubs unterschrieben haben.

In diesem Schreiben sprechen sich die Fanclubs "ausdrücklich gegen Spielverlegungen auf Wochentage alleinig zum Zweck der Fernsehübertragung aus, nicht gegen die aufgrund der deutlich verlängerten Länderspielpause normalen Spieltage unter der Woche." Grundsätzlich sei eine vernünftige TV-Präsenz zwar im Interesse aller Eishockeyfans und werde begrüßt. "Allerdings sind Verlegungen einzelner Spiele von Freitag auf Donnerstag zur Erhöhung der Einschaltquoten mit massiven Einschränkungen für diejenigen Fans verbunden, die ins Stadion gehen und aus diesem Grund wird hier eine rote Linie überschritten", so die Fanclubs weiter.

Die Fanclubs führen fünf Gründe auf, die aus ihrer Sicht gegen die Spielverlegung auf Donnerstag zugunsten der TV-Übertragung sprechen:

  • Keine Entzerrung des Spielplans: Durch die Verlegung eines Spiels werde kein zusätzlicher Spieltag gewonnen. Sie "bieten ausschließlich den Übertragungsdiensten und Fernsehzuschauern einen Vorteil, während sie allen Stadiongängern, die seit Jahren die Basis des deutschen Eishockeys bilden, große Steine in den Weg legen."
  • Sinkende Zuschauerzahlen: Aufgrund einer begrenzten Anzahl von Urlaubstagen bei Auswärtsfans beziehungsweise aufgrund von beruflichen oder schulischen Verpflichtungen bei Heimfans würden die Spiele unter der Woche viele Anhänger vor große Herausforderungen stellen oder den Stadionbesuch gar unmöglich machen.
  • Finanzielle Nachteile für Vereine: Durch den befürchteten weiteren Rückgang der Zuschauerzahlen würden den Vereinen sowohl bei den Tickets als auch im Catering oder Fanshop Einnahmen fehlen. Gerade kleinere Vereine seien aber von den aus dem Fanaufkommen generierten Geldern abhängig.
  • Sinkende Attraktivität der Übertragung: "Laute und lebendige Stadien machen einen entscheidenden Teil der Attraktivität der Übertragung aus", heißt es in dem Schreiben. Bei Spielen unter der Woche leide die Stimmung jedoch extrem, weil die Fans stark eingeschränkt würden.
  • Keine Vergrößerung der Fangemeinde: Nur eine höhere TV-Präsenz führt laut Ansicht der Fanclubs nicht zu einem höheren Fanaufkommen. Vielmehr sei das Stadionerlebnis hierfür unentbehrlich. Gerade den Kindern und Jugendlichen, der "Gruppe mit dem größten Zukunftspotenzial", bleibe der obligatorische Besuch der Freitagspartien durch die Verlegung auf Donnerstag verwehrt.

Aufgrund dieser Argumente wollen die Fanclubs die Spiele am Donnerstag nicht einfach hinnehmen und fordern die Liga auf, dies mit Blick auf die Saison 2018/19 zu überdenken.

Straubinger Fanclubs, die das Schreiben unterzeichnet haben:

  • Blue Front Straubing e.V.
  • Bodycheck Straubing 2004
  • Fighting Tigers Straubing
  • FaceOff
  • Heuwisch Tiger '95 Waltendorf
  • Jugendbande
  • Labertal-Tigers e.V.
  • Missionare des Südens
  • Nordtigers
  • Regental Tigers
  • Rolli Tigers 2014 e.V.
  • Rookies
  • Szene Straubing