Straubing
Der Krebs unter der Stoßstange
14. Oktober 2016, 18:46 Uhr aktualisiert am 14. Oktober 2016, 18:46 Uhr
Ein Krebs, und zwar ein großes Exemplar, fand sich unter der Stoßstange einer Straubinger Leserin unserer Zeitung. Das Tier war tot, als die Kfz-Mechaniker, die das Auto warten wollten, das Scherentier fanden. Wir fragten nach, wie das Krustentier in den Motorraum kommen konnte, und erfuhren, dass man dort doch eher meist Schweineohren finden kann...
Dass der Krebs selbst in den Motorraum geklettert ist, bezweifeln alle Fachstellen, die wir kontaktieren. Aber "die Geschichte mit dem Krebs, der unter der Stoßstange gefunden wurde", finden alle sehr interessant. Die Leserin arbeitet im Klinikum St. Elisabeth, und an dessen Parkplatz fließt der Allachbach vorbei.
Im Tiergarten hat man den Verdacht, aber nur den Verdacht, dass das Tier bei uns sehr selten ist: Es könnte der europäische Flusskrebs (Astacus astacus) sein, der fast ausgestorben ist. Auf dem Foto lässt sich das nicht so genau erkennen. Flächendeckend gestorben ist der Europäer wegen der Einfuhr von amerikanischen Arten und damit der Krebspest. Den nordamerikanischen Verwandten macht diese Krankheit nicht so viel aus.
War der "Täter" ein Marder?
Deswegen sei es schwer vorzustellbar, dass der Flusskrebs im Allachbach lebt. In Gartenteichen wird er ab und zu gehalten - vielleicht war da ein Teich in der Nähe? Das Umweltamt der Stadt ist ebenfalls unsicher, tendiert aber eher in die andere Richtung: "Ich glaube jetzt nicht, dass es sich bei dem Fund um einen europäischen Flusskrebs handelt", erklärt ein Mitarbeiter. Es könnte auch ein eingeschleppter Signalkrebs aus Nordamerika sein. Anhand des Fotos und auch da das Tier wohl tot ist, ist eine Bestimmung recht schwierig. Manche Arten ähneln sich doch sehr. Er hat eine Vermutung aus der Praxis: "Wie der Krebs ins Auto gelangt ist, lässt sich unter anderem durch einen Marder oder Iltis erklären, die sich manchmal schon gewisse Vorräte anlegen. Eventuell hat er das Tier in den nahe am Krankenhausparkplatz befindlichen Fischweihern gefangen. Vielleicht werden dort auch Krebse gehalten?"
Und der Rathausmitarbeiter fügt hinzu: "Ich hatte in meinem Auto auch schon mal ein Schweineohr gefunden. Das stammte von einem Nachbarn, der damit seine Hunde füttert. Und die schleppen solche Sachen dann in den Garten, wo es wohl liegen geblieben ist, sodass es sich ein Marder schnappen konnte." Er empfiehlt auch noch beim Bezirksfischereiverein nachzufragen. "Das wäre mir neu, dass Krebse über Land laufen können. Im Allachbach sind jedenfalls keine vertreten. Aber es könnte schon ein Edelkrebs sein", erklärt auch hier ein stutziger, aber sehr hilfsbereiter Spezialist. Er vermutet auch eher, dass das tote Tier unter der Stoßstange einer der selten gewordenen heimischen Krebse ist. Marder und Iltis hat er aber nicht im Verdacht, er tippt eher: "Da hat sich einer einen Spaß erlaubt!"
Was man sonst noch so findet
Erzählt man die Geschichte bei der Recherche im Freundeskreis, erfährt man, beim Reifenwechsel scharten sich plötzlichen ein zweiter, ein dritter,.... ein sechster Mechaniker um das Auto einer Freundin. Links oben im Motorraum war eine Hundeschnauze versteckt? Eine andere Freundin hatte ein Eidechsennest im Motorraum... Aber das sind andere Geschichten, oder dieselbe?