Regensburg
Der Jahn bleibt trotz Platz zwei auf dem Boden
17. April 2017, 9:22 Uhr aktualisiert am 17. April 2017, 9:22 Uhr
Nach dem 3:1-Erfolg gegen Werder Bremens U23 steht Jahn Regensburg auf Platz zwei in der 3. Liga. Vom Aufstieg redet deshalb fünf Spieltage vor Saisonende aber noch niemand.
Der Oberpfälzer Fußball-Drittligist Jahn Regensburg befindet sich weiter in der Erfolgsspur. Am Samstagnachmittag gewann er zu Hause gegen Werder Bremen II mit 3:1 - es war der dritte Sieg in Folge. Damit hat die Elf von Trainer Heiko Herrlich nun 53 Zähler auf dem Konto und ist in der Tabelle vorbei an Holstein Kiel und dem FC Magdeburg auf Platz zwei gesprungen.
"Es war ein umkämpftes Spiel. Wir haben spielerisch und kämpferisch eine Super-Leistung gezeigt - gerade in der ersten und zu Beginn der zweiten Halbzeit", sagte Kolja Pusch nach der Partie. Der Mittelfeldspieler war gegen Werder einer der Matchwinnter für die Jahnelf. In der 29. Minute sorgte er mit einem direkt verwandelten Freistoß für den Führungstreffer, später erzielte er mit einem Traumtor auch noch das zwischenzeitliche 3:0. Dazwischen war Erik Thommy per Kopf für den Jahn erfolgreich.
Pusch hatte aufgrund einer Verletzung in der Winterpause rund fünf Wochen Trainingsrückstand. Deshalb musste er sich zu Beginn der Rückrunde ungewöhnlich oft mit einem Platz auf der Bank zufrieden geben. "Wir haben Schritt für Schritt mit ihm gearbeitet, damit er wieder an sein altes Niveau kommt", erklärte Herrlich nach der Partie und freute sich, "dass er das nun wieder abrufen konnte." Pusch selbst sieht sich inzwischen wieder bei einhundert Prozent. "Ich habe vom Trainer das volle Vertrauen bekommen, er hat immer an mich geglaubt. Ich bin dankbar, dass ich das jetzt ihm und den Jungs zurückgeben kann. Darüber freue ich mich einfach riesig", sagte Pusch.
Der Jahn macht's unnötig spannend
Doch trotz der beiden Pusch-Tore und des deutlichen 3:0-Vorsprungs wurde es noch einmal spannend für den Jahn. Unnötig spannend. Nur drei Minuten nach dem 3:0 erzielte Ousman Manneh den ersten Werder-Treffer. Plötzlich waren die Gäste aus dem Norden zurück in der Partie. Philipp Pentke stand mehr im Fokus, als gewünscht. In der 75. Minute jubelten die Bremer bereits, weil Kapitän Rafal Kazior eingeköpft hatte, doch wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung zählte der Treffer nicht.
Heiko Herrlich war ziemlich verärgert über diese Schlussphase. "Ich hatte das Gefühl, dass die Mannschaft den Schalter umgelegt und geglaubt hat, dass auch 80 Prozent reichen. Das ärgert mich maßlos. Es ist einfach ärgerlich, dass wir uns da unnötig selbst in Bedrängnis gebracht haben", machte er deutlich.
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Auch die Spieler waren nach der Partie selbstkritisch. So meinte Philipp Pentke: "Wir haben nach dem 3:0 ein bisschen nachgelassen, haben Bremen zu viele Räume gelassen und nicht mehr so den Zugriff bekommen. Folgerichtig passierte das 3:1 und wir mussten noch ein paar kritische Situationen überstehen. Das zeigt, dass wir noch lange nicht fertig sind mit unserer Entwicklung." Kolja Pusch meinte: "Der Trainer hat es in der Kabine ähnlich formuliert. Er hat jahrelange Erfahrung und sieht das von außen. Er hat auf jeden Fall recht: Nur mit 100 Prozent können wir die Spiele gewinnen."
Und noch etwas sorgte dafür, dass Herrlichs Miene am Samstagnachmittag nicht dem Tabellenplatz entsprach. Kurz nach der Pause legte Alexander Nandzik einen Sprint hin, blieb auf dem Platz liegen und musste ausgewechselt werden. Der nächste personelle Rückschlag. Heiko Herrlich vermutete einen Muskelbündelriss. "Das ist bitter in unserer Situation. Deshalb kann ich mich auch nicht hundertprozentig über den Sieg freuen", sagte Herrlich. Gerade in der Defensive fällt damit wohl der nächste Leistungsträger aus. "Das tut schon sehr weh und wir müssen es wieder irgendwie kompensieren. Das haben wir in letzter Zeit war ganz gut geschafft, aber irgendwann reicht's dann auch einmal mit den Verletzungen", sagte Pentke.
Befreit in den Endspurt
In der Tabelle ist der Jahn nun fünf Spieltage vor Saisonende vorne dabei. Vom Aufstieg redet allerdings noch niemand. "Es sind noch fünf Spiele und damit 15 Punkte zu vergeben - das ist noch ein weiter Weg", sagt zum Beispiel Pentke. "Wir sind gut beraten, uns aufs nächste Spiel zu konzentrieren und zu versuchen, in Wiesbaden zu gewinnen. Nicht mehr und nicht weniger. Wir wissen, wo wir herkommen und wie eng die Tabelle ist." Kolja Pusch ergänzte: "Wir sind ein Aufsteiger und haben unser Saisonziel bereits erreicht. Jetzt wollen wir es jedem Gegner schwer machen. Es sind noch fünf Spiele und wir werden alles raushauen." Dass der Jahn den Saisonendspurt völlig befreit angehen kann, sieht der Mittelfeldspieler als "Riesenvorteil. Wir haben Spaß daran Fußball zu spielen. Es ist schwer uns zu schlagen."
Heiko Herrlich betonte: "Es ist alles offen in dieser Liga. Wir konzentrieren uns nur auf das nächste Spiel, das wird schwer genug gegen Wehen-Wiesbaden. Es bringt nichts, hochzurechnen. Wir sollten auf dem Boden und bescheiden bleiben. Gerade aufgrund der letzten 20 Minuten." Er ist davon überzeugt, dass dem Jahn in den letzten Spielen niemand etwas schenken wird.
In Richtung Aufstieg wollte sich auf Seiten der Regensburger niemand äußern. Doch Gästetrainer Florian Kohfeldt wurde etwas deutlicher. Er gratulierte dem Jahn zu einer "bislang überragenden Saison". Regensburg sei "eine der offensivstärksten und variabelsten Mannschaften, gegen die wir in dieser Saison überhaupt gespielt haben. Das ist eine total clevere Mannschaft, die richtig gut eingestellt ist." Er wünschte Heiko Herrlich alles gute für den Aufstiegskampf: "Das wäre sensationell, wenn der Jahn durchgehen würde. Aufgrund der Art und Weise, wie Regensburg spielt, wäre es aber auch 0,0 unverdient. Das ist wirklich schöner Fußball, gegen den man da spielt." Schön und aktuell auch sehr erfolgreich.