Debatte um MHG-Studie
Bischof Rudolf Voderholzer verteidigt Zölibat
1. November 2018, 10:32 Uhr aktualisiert am 1. November 2018, 10:32 Uhr
Der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer hat sich am Mittwochabend zur Diskussion nach der Missbrauchsstudie geäußert. Dabei verteidigte er unter anderem den Zölibat und mahnt, nicht alle Priester unter Generalverdacht zu stellen.
Beim Hochfest des Bistumpartrons hat sich am Mittwoch der Regensburger Oberhirte Dr. Rudolf Voderholzer zur MHG-Studie zu Wort gemeldet. Dabei nahm er unter anderem das Zölibat in Schutz. "Wenn der Zölibat ursächlich wäre für diese Verbrechen, wie erklärt es sich dann, dass 99,9 Prozent dieser Fälle von nicht zölibatär lebenden Männern getan werden? Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist die Lebensform Jesu und der Apostel, sie stand in der Kirche von Anfang an wegen ihres Zeugnischarakters in hohem Ansehen und wurde vom Mönchtum, aber auch von Bischöfen und Priestern gelebt, lange bevor sie dann für den Bereich der Westkirche im Mittelalter verbindlich vorgeschrieben wurde", stellt Bischof Voderholzer klar.
Jeder Priesteramtskandidat weiß, so Voderholzer, dass die Kirche die freiwillige Annahme dieser Lebensform als Berufung zur Christusnachfolge zum Kriterium der Berufung in den geistlichen Dienst gemacht hat. Jeder Weihekandidat bekunde ausdrücklich diese Freiwilligkeit. Notwendig sei dabei laut Bischof eine gute Vorbereitung der Priesteramtskandidaten und eine gute Begleitung der Priester, damit diese Lebensform gut gelebt werden und ihren Zeugnischarakter auch bewahren kann.
Voderholzer: Kirche von Regensburg habe nichts zu verbergen
Im Zusammenhang mit der MHG-Studie hat eine Gruppe von Professoren bei mehreren Staatsanwaltschaften in Deutschland Anzeige gegen unbekannt gestellt. Die Gruppe, die der humanistischen Giordano-Bruno Stiftung nahesteht, vermutet nach Lektüre der Studie, dass in den Akten der deutschen Diözesen zahlreiche Fälle von sexuellem Missbrauch noch nicht angezeigt worden seien. Bischof Voderholzer begrüßt grundsätzlich jede Initiative, die solche Hinweise aufklären und ahnden hilft und die Betroffenen bei der Bewältigung des erlebten Unrechts unterstützt. "Wir sind daher auch in Kontakt mit der Regensburger Staatsanwaltschaft und werden offene Fragen bald und umfassend klären. Wir haben hier nichts zu verbergen", erklärt Bischof Voderholzer. Die Kirche sei einzige Institution, die sich umfassend dem Problem stellt.
Forderungen danach, Personalakten aller Priester öffentlich zu machen, findet der Bischof ungeheuerlich. "Priester genießen denselben Datenschutz wie alle anderen Menschen auch", betonte Voderholzer. "Wenn ein begründeter Anfangsverdacht besteht, dann hat die Staatsanwaltschaft das Recht auf Akteneinsicht und die Pflicht zur Aufklärung", so der Regensburger Oberhirte weiter und wehrt sich vehement gegen einen Generalverdacht gegen alle Priester. "Das haben die Priester nicht verdient. Und das hat die katholische Kirche nicht verdient. Ich kann nicht dazu schweigen, dass nun der Eindruck im Raum stehen bleibt, wir seien die einzige Institution, die dieses Problem hat. Ja, wir haben gelernt, dass die Opferperspektive absoluten Vorrang hat vor jeder Rücksichtnahme auf die Institution oder die Täter. Aber sind denn die vielen Opfer in den anderen Bereichen der Gesellschaft weniger wert oder bedeutsam?", so Bischof Dr. Rudolf Voderholzer abschließend.