NawaRo-Coach im Interview
Benedikt Frank: "Wir haben ein Gewinner-Gen entwickelt"
5. März 2018, 17:20 Uhr aktualisiert am 5. März 2018, 17:20 Uhr
Vor dem "Endspiel" gegen Offenburg spricht NawaRo-Trainer Benedikt Frank im Interview über die bisherige Entwicklung seines Teams und blickt einem möglichen Aufstieg entgegen.
Herr Frank, wie sind Sie mit dem bisherigen Verlauf der Saison zufrieden?
Benedikt Frank: Ich habe nach dem Spiel in Neuwied mit den Mädels die bisherige Saison zusammengefasst. Dabei habe ich ihnen gesagt, dass das, was jetzt kommt das absolute Sahnehäubchen ist. Wir sind vom zweiten Platz so gut wie nicht mehr zu verdrängen. Wenn man bedenkt, dass wir am Anfang der Saison mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Celina Krippahl war noch nicht so weit, Kendall Walbrecht durchgehend verletzt und Celin Stöhr zu Beginn ebenfalls verletzt, sodass wir nur acht Spielerinnen hatten. Trotzdem haben wir die Situation super gemeistert und können sehr zufrieden mit dem bisherigen Abschneiden sein.
Eine Schwächephase gab es im Herbst mit den drei Niederlagen gegen Grimma, Potsdam und Vilsbiburg.
Frank: Wenn man ehrlich ist, war das gar keine so richtige spielerische Schwächephase. Diese Highlight-Spiele damals folgten sehr eng aufeinander, so dass es rückblickend eher eine Kopffrage war, der wir noch nicht ganz gewachsen waren. Ansonsten haben wir alles gewonnen, in der Vorbereitung, im Pokal und auch in der Liga. Wir haben sozusagen ein Gewinner-Gen entwickelt.
An so einer kleinen Negativserie kann ein Team auch zerbrechen. Bei Ihrer Mannschaft ist das Gegenteil passiert.
Frank: Das stimmt. Wir haben danach die richtigen Schlüsse gezogen und sind stärker und stabiler zurückgekommen. Nach den Niederlagen haben wir zehn Spiele in Serie gewonnen, ohne einen Punkt abzugeben. Das ist eine ganz starke Leistung. Da dürfen die Mädels stolz auf sich sein. Vor allem auch, weil sie in der Vorbereitung intensiv daran gearbeitet haben ein echtes Team zu werden. Sie haben unheimlich viel umgesetzt.
Das kann man auch von den jungen Spielerinnen im Team sagen, die zu Beginn die Kohlen aus dem Feuer geholt haben, oder?
Frank: Wir sind mit einem gewissen Risiko in die Saison gestartet. Zum Beispiel mit zwei jungen Zuspielerinnen und dann wegen der Verletzungen auch mit teilweise drei jungen Spielerinnen auf dem Feld. Das muss man erst einmal durchziehen. Die Mädels haben das sehr gut gemacht und da kann man ihnen nur Respekt zollen. Wir sind bislang ohne größere Verletzungen durch die Saison gekommen und konnten uns bei kleineren Verletzungen immer gegenseitig helfen. Klar hatten wir in jedem Spiel Minusphasen, aber am Ende haben wir all diese Spiele gewonnen.
Das trifft auch auf das vergangene Spiel in Neuwied zu. Da wurde kein Schönheitspreis gewonnen.
Frank: Es war ein dreckiger Sieg. Aber wer solche Spiele gewinnt, der erreicht auch was. Wenn man nicht nur durch spielerische Klasse, sondern auch mit Wille, Moral und Einsatz Spiele gewinnen kann, dann ist das aussagekräftig. Das hatten wir diese Saison schon ein paar Mal und irgendwann kommt dann das Spielerische wieder. Da kann man in Zukunft vielleicht auch noch mehr erwarten und die Ziele noch höher stecken.
Am Samstag kommt es zum Endspiel gegen Offenburg. Man benötigt ein 3:0 oder 3:1, um aus eigener Kraft Meister werden zu können. Spielt das eine Rolle für Sie?
Frank: Die Mädels können alle rechnen. Aber unser Ziel ist nicht, dass wir 3:0 oder 3:1 gewinnen. Wir wollen einfach nur gewinnen. Die Mannschaft und wir wollen uns und allen Unterstützern und Fans beweisen, was wir bisher geleistet haben und dies bestätigen.
Im Hinspiel gab es ein überraschend glattes 3:0 in Offenburg. Was macht den Unterschied der beiden Teams aus?
Frank: Der Unterschied ist, dass unser Team eine emotionalere Körpersprache zeigt und unser Spiel von mehr Aktionismus geprägt ist. Offenburg ist ruhiger und erfahrener auf dem Feld. Wir haben ein kleines bisschen mehr Perspektive im Team, aber nicht immer die Stabilität und machen es mit mehr Wille und Emotion wett. Das ist manchmal gut und manchmal auch nicht so gut. Deshalb haben wir auch den einen oder anderen Satz mehr als Offenburg verloren. Aber wenn wir aufeinandertreffen, dann sind wir denke ich auf einem Niveau. Das war auch in Offenburg so. Es war nicht so, dass wir 3:0 besser waren. Die Sätze waren immer knapp, aber wir hatten gute Lösungen und in entscheidenden Phasen eine bisschen bessere Idee gehabt, was wir tun wollen.
Blicken wir nach vorne. Wie sieht es sportlich aus hinsichtlich eines Aufstiegs in die 1. Volleyball Bundesliga? Trauen Sie Ihrem Team zu, in der ersten Liga zu bestehen?
Frank: Ganz klar, ich möchte in die erste Liga gehen. Als Trainer sehe ich bei über der Hälfte unseres Kaders, dass sie das Zeug haben in die erste Liga zu gehen oder dass sie das lernen können innerhalb kürzester Zeit. Somit wäre ein Aufstieg der nächste logische Schritt für die Entwicklung der Mädels. Ich denke, es würde sehr gut zu unserem erarbeiteten Konzept passen, wenn wir den Spielerinnen, die den Aufstieg erreicht haben nicht nur die Chance geben diesen wahrzunehmen, sondern uns um sie auch sehr bemühen. Das werden wir auch machen als Verein. Wir würden diesen ersten Schritt gerne gemeinsam gehen und uns punktuell verstärken. Das heißt auch, dass für jede weitere Spielerin des Kaders und unsere Top-Nachwuchstalente die Tür offensteht und sie immer die Möglichkeit haben in den Erstliga-Kader zu kommen. Man muss nur an sich glauben und hart arbeiten, damit es dann auch klappt.
Würden Ihre Spielerinnen den Weg in die erste Liga mitgehen?
Frank: Die Bereitschaft ist bei allen da. Jeder möchte, was man erreicht hat auch beweisen. Der Schritt von der zweiten in die erste Liga ist aber riesig. Das heißt, für jeden stellt sich entweder die Frage, ob der Aufwand mit Ausbildung oder Beruf kompatibel ist oder man hier den nächsten professionellen Schritt in der sportlichen Karriere gehen kann und will. Denn die erste Liga ist mehr Aufwand, höheres Niveau und mehr Kopfarbeit. Dadurch, dass wir hier schon fast erstligareife Bedingungen haben, sind wir da aber schon vieles gewohnt. Es gibt grundlegend sehr viel positive Rückmeldung.