"Wir halten zusammen!"

Menschen im Landkreis Regen sammeln für die Ukraine


Katrin Hacker bringt Lebensmittel, worüber sich Dominik Vobis freut. Alle Güter müssen sortiert, in Kartons verpackt und noch mal sortiert werden. Dann werden sie gelagert und verladen.

Katrin Hacker bringt Lebensmittel, worüber sich Dominik Vobis freut. Alle Güter müssen sortiert, in Kartons verpackt und noch mal sortiert werden. Dann werden sie gelagert und verladen.

Wenn Hilfe benötigt wird, dann helfen die Menschen zusammen - auch über Landkreisgrenzen hinweg: So hat Dominik Vobis, Lohnunternehmer aus Niederkandelbach (Kreis Deggendorf), dazu aufgerufen, Lebensmittel, Hygieneartikel und medizinische Artikel für Hilfsgüterlieferungen in die Ukraine zu spenden.

Auch im Landkreis Regen möchte man die Aktion unterstützen, weshalb es beim Forstbetrieb von Michael Fuchs in Kollnburg eine Sammelstelle gibt. Am Mittwoch werden wieder ein 40 Tonner und zehn Sprinter mit Hilfsgütern beladen ins Kriegsgebiet starten.

"Das Ganze ist auf meine Schwester Vanessa Vobis in Biebersbach bei Wunsiedel mit ihrem Hoflädele zurückzuführen", erklärt Vobis die Idee, aktiv im Kriegsgebiet zu helfen.

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Nicole Giangiacomo verpackt Babynahrung.

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Ein Auto beladen mit gespendeten Lebensmitteln.

14 Fahrer waren 48 Stunden unterwegs

"Beim ersten Aufruf hatten wir gleich sieben Sprinter voller Lebensmittel, die wir an der polnischen Grenze abluden. Wir waren 14 Fahrer und mit Abladen 48 Stunden unterwegs. Die Fahrer sind selbstständige Unternehmer oder Angestellte, die sich für diese Hilfeleistung Urlaub nehmen", erzählt Vobis. Bei der Fahrt seien sie auf viel Polizei und Militär getroffen, hätten allerdings nirgends Probleme gehabt. "Bei der nächsten Fahrt kann das anders sein", befürchtet er. Diese führt nämlich 180 Kilometer in das Kriegsgebiet hinein.

Frauen und Kinder aus dem Krisengebiet retten

Neu ist zudem, dass er bei der Heimreise flüchtige Frauen und Kinder mitnehmen darf. Dies teilte ihm die Hilfsorganisation RKT, Verein für Rettungsdienst und Katastrophenschutz, mit. Er und seine Schwester sind in ständigem Kontakt mit der Organisation. Kinder alleine darf er allerdings nicht mitnehmen, da er sonst laut geltendem Recht der Kindesentführung angeklagt würde.

Auch Michael Fuchs aus Kollnburg möchte einen Beitrag leisten. "Ich helfe, wo ich helfen kann! Wir wären doch auch alle froh, wenn uns jemand hilft, wenn es uns schlecht geht", stellt er seinen Standpunkt dar und handelt dementsprechend. Er hat eine Sammelstelle für Hilfsgüter eingerichtet.

Der 19-jährige Niklas Hartl aus Deggendorf packt überall mit an - landkreisübergreifende Hilfe eben. Ihnen sei sehr wohl bewusst, welchen Gefahren sich die Fahrer aussetzen und obwohl es sie nicht ins Kriegsgebiet zieht, würden sie im Notfall einen Sprinter steuern, so die Helfer. Die Polizei Straubing hat zugesichert, Helme und Schutzwesten zur Verfügung zu stellen, wenn die bürokratischen Vorlagen erfüllt sind. Die Verleiher der Fahrzeuge müssen extra Schreiben für die Hilfsgütertransporte verfassen, auch die Einfuhr von Medikamenten, die Einreisebestimmungen - all das muss vorher geklärt sein. Vanessa Vobis kümmert sich darum. "Wir liefern nach Chervonograd und Lemberg. Jetzt gerade riefen mich Fahrer an, dass sie mit dem Militär gekoppelt haben, um die Carepakete weiterzugeben", freut sie sich.

Kinderwagen und Rollstühle werden benötigt

"Großen Bedarf gibt es bei Krücken, Rollstühlen, Kinderwagen, Insulin, Kochsalzlösung, Verbandsmaterial und Medikamenten. Klamotten haben sie genügend, aber nichts zu essen", so Vanessa Vobis. Die Ukraine brauche Zuckerhaltiges, Schlafsäcke und Isomatten. Um weiterhin helfen zu können, gründet sie derzeit einen Verein.

"Russen markieren mit Leuchtfarbe Häuser, die in der Nacht zerbombt werden sollen. Die Ukrainer versuchen, diese mit einem Mehl-Salz-Gemisch zu übertünchen, damit es nicht mehr leuchtet und aus der Luft unkenntlich ist", schildert die Helferin die derzeitige Lebenssituation der Ukrainer. "Ich bin stolz, was wir in Bayern an Hilfe leisten können, wenn wir gemeinsam anpacken. Es ist wichtig zu erwähnen, dass nicht nur wir Organisatoren, sondern jeder Einzelne, der etwas gibt, Gutes tut!"

Tatkräftig unterstützt wird die Hilfsgruppe im Raum Viechtach durch Fuchs, der versucht, Firmen mit ins Boot zu holen. Zudem helfen die Bäckerei Sirtl und Fischl Bau. Im Deggendorfer Raum helfen privat die Dorfgemeinschaft Niederkandelbach, die Gemeinde Metten, die Feuerwehr Berg, die Stammtische Niederkandelbach und Berg. Vor allem aus Mitmenschlichkeit und in der Hoffnung, dass die gute Tat zu ihnen zurückkommt, wenn sie selbst Hilfe brauchen, opfern sie ihre Freizeit und kaufen Windeln, Getränke und Lebensnotwendiges.

Mehrere Firmen helfen zudem mit Spenden und dem kostenlosen Verleih der Lastwagen und Sprinter mit. "Wir müssen helfen, uns allen kann einmal etwas passieren, sodass wir auf Hilfe angewiesen sind", betont Dominik Vobis.

Spenden abgeben

In Kollnburg kann man seine Spenden bei Michael Fuchs (Tel. 0151/53034559), in Niederkandelbach bei Dominik Vobis (Tel. 0160/9344422) jeweils nach telefonischer Absprache anliefern.