Straubing
Die legendäre Marschierprobe der Stadtkapelle
29. Juli 2019, 18:42 Uhr aktualisiert am 29. Juli 2019, 19:39 Uhr
Nur einmal im Jahr geht die Stadtkapelle in einem Festzug mit. Und dann an privilegierter Stelle, nämlich an dessen Spitze. Es ist der Festzug schlechthin, zumindest aus dem Blickwinkel jedes Straubingers: Der Auszug zum Gäubodenvolksfest am Hagen. "Für uns eine große Ehre", sagt Dirigent Georg Zeller. Aus diesem Grund trifft sich die Kapelle, die sich dann aus dem Jugend- und Erwachsenen-Orchester zu einer bis zu 80-köpfigen Einheit formiert, zu der vereinsintern legendären Marschierprobe. So kommt es, dass am Freitagabend zwei Wochen vor dem Ereignis auf dem DJK-Platz am Gstütt nicht nur Fußball gespielt wird, sondern nebenan wie selbstverständlich und doch ein bisschen surreal eine große Blaskapelle den Platz vielfach umrundet und dabei auch noch Marschmusik spielt. Die Stadtkapelle wolle natürlich optisch wie musikalisch den Erwartungen entsprechen, sagt Georg Zeller, der den Maßstab vorgibt: Fünferreihen, "Blech vorn, Schlagwerk in der Mitte und Holz hinten", am Vorder- und Nebenmann orientieren. Und besondere Aufmerksamkeit ist gefragt, wenn es um Kurven geht. Orange Hütchen am Boden sind da Orientierungsmarken. Nichts ist Zufall, nicht mal, wie man sein Instrument in der Hand hält "beim Feldschritt", sprich wenn gerade nicht gespielt wird. Eine Wissenschaft für sich, es gibt dafür gedruckte Vorlagen mit den entsprechenden Fotos. Andere Blaskapellen seien häufig bei Festzügen, die müssten nicht üben, sagt Markus Janker, stellvertretender Vorsitzender. Dann heißt es viele Male "Habt Acht. - Im Gleichschritt Marsch, links... links... links..." Vorher haben sich die Insider wohlwissend gehörig mit "Anti-Brumm" gegen die zu erwartenden Mückenangriffe gewappnet. Nach ein paar Runden Trockentraining gibt es die Noten für Erzherzog-Albrecht-, Kaiserjäger-, Ruetz- und Bozener Bergsteigermarsch - das Repertoire für die 2,1 Kilometer lange Strecke von der Landshuter Straße zum Hagen. Eineinhalb Stunden später geben die an die 60 Musiker das gewünschte harmonische Bild ab. Alles sieht ganz einfach und selbstverständlich aus. Das ist eine hohe Kunst. Als Lohn für die schweißtreibenden Runden über den Sportplatz und Trost für den einen oder anderen Mückenstich haben sich alle eine Brotzeit verdient, die im DJK-Heim als Abschluss der legendären Marschierprobe gewartet hat.
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