Serie: Sport in der Region
Wie Robin Hood beim Kaffeetrinken
15. Februar 2017, 14:37 Uhr aktualisiert am 15. Februar 2017, 14:37 Uhr
Bogenschießen? Da denken viele zuerst an Filmhelden wie Robin Hood. Dass man es in der Region lernen kann, wissen die wenigsten. Die Bogen Sport Gemeinschaft (BSG) Pfeilgrad Straubing freut sich über jeden neuen Schützen - egal ob es nur um den Spaß am Schießen oder um die Therapie eines Leidens geht.
Es ist ziemlich kalt in der Messehalle C am Hagen, als Christoph Rudolf sich mit Hilfe der Bodenmarkierung in Position bringt. Er stellt sich seitlich hin, setzt die Füße parallel nebeneinander, legt den Pfeil auf und spannt die Sehne seines Langbogens, bis seine Hand die rechte Wange berührt. "Wichtig ist, dass der Ellbogen oben bleibt. Der Unterarm muss aussehen, wie eine Verlängerung des Pfeils", erklärt Rudolf. Er atmet tief ein, hält die Luft an, wartet noch einen Moment und lässt los. Im Bruchteil einer Sekunde legt sein Pfeil die zwanzig Meter zur Scheibe zurück und schlägt mittig ein.
Betonung liegt auf "Gemeinschaft"
"Ich liebe den Moment vor dem Loslassen. Mir gefällt dieses Spiel zwischen Entspannung vorher und nachher und der absoluten Konzentration und Ruhe beim Zielen." Der Ex-Vorstand der BSG sei schon lange dabei und habe in seiner Kindheit gerne Pfeile und Bögen gebastelt und draußen damit gespielt. Im Freien macht ihm das Bogenschießen auch heute noch am meisten Spaß - so wie vielen anderen der 57 Vereinsmitglieder. "Ab März geht es wieder raus an die Gottfried-Keller-Straße, wo wir uns dann bis Oktober regelmäßig treffen", sagt Susanne Kowatsch, zweite Vorsitzende der BSG. Laut Kowatsch wird vor allem in dieser Zeit klar, dass die BSG kein Leistungsverein, sondern vielmehr eine Gemeinschaft ist. "Während manche auf bis zu 70 Meter entfernte Zielscheiben schießen und sich mit kleinen Spielchen die Zeit vertreiben, hocken die anderen bei Kaffee und Kuchen zusammen und gucken zu. Dann wir irgendwann gewechselt. So kann man einfach miteinander eine gute Zeit haben und dabei Bogenschießen."
Probleme mit dem Kreuz oder den Augen?
Mit dabei ist auch Susanne Kowatschs Mutter Sybille Lichey, die mit dem Sport aus einem bestimmten Grund angefangen hat. "Ich bin jetzt seit drei Jahren dabei, weil es mir in der Reha empfohlen wurde." Die Friseuse aus Straubing hatte Probleme mit dem Kreuz gehabt. "Heute haben sich die muskulären Verspannungen quasi erledigt" sagt Lichey. Auch Martin D. (Name geändert) kam aus gesundheitlichen Gründen. Er hatte im April 2016 einen Schlaganfall erlitten, was sich auf seine Sehfähigkeit ausgewirkt hat. "Da Bogenschießen ein optimales Auge-Hand-Training ist, wurde es mir in der Reha ans Herz gelegt", erklärt er.
Vor zwei Jahren gab es einen Mitgliederzuwachs, bei dem auch einige Kinder und Jugendliche den Weg zu Pfeilgrad Straubing fanden. Jürgen Frankl hat die genaue Zahl im Kopf. "Aktuell sind zwölf U18-Mitglieder dabei und es gibt ständig neue Interessenten", sagt der Vereinskassier. Frankl war schon Bogenschütze, bevor er zur BSG ging. Er sucht gerne die Herausforderung im Freien. "Ich bin im Wald unterwegs und schieße über große Distanzen auf künstliche Tiere wie Wildschweine oder Hirsche." Diese sogenannten 3D-Parcours sind nicht nur für Fortgeschrittene interessant, da die Distanzen zu den Zielobjekten je nach Erfahrung beliebig verkürzt werden können. Der Verein unternimmt zwei- bis dreimal im Jahr Parcours-Ausflüge "Im Wald sollte man versuchen, zu treffen", sagt Frankl. "Sonst findet man den Pfeil, wenn man Pech hat, nie wieder."