Straubing-Bogen

Von wegen Männerdomäne: "Müllerin ist mein Traumberuf"


Susanne Dorfner wünscht sich, dass es wieder mehr Interessenten für das Müllerhandwerk gibt und wirbt mit guten Berufschancen.

Susanne Dorfner wünscht sich, dass es wieder mehr Interessenten für das Müllerhandwerk gibt und wirbt mit guten Berufschancen.

Von vig

Den Beruf des Müllers gibt es seit vielen Hundert Jahren. Nur den Männern war das Privileg vorbehalten, als Müller arbeiten zu dürfen. Mittlerweile ist das anders, und auch Frauen wollen in diesem Beruf Fuß fassen. Gelungen ist das Susanne Dorfner aus Wolferszell, die in vierter Generation in den Familienbetrieb miteingestiegen ist. Der Beruf liegt ihr am Herzen und sie hofft auf mehr Nachwuchs in der Müllerei.

Mit 27 Jahren hat Dorfner es geschafft und ist als Frau im Familienbetrieb angekommen. Selbstverständlich war das allerdings nicht. Zum einen, weil die Mühle eigentlich dem Erstgeborenen zustand. Zum anderen, weil es als Frau einige Hindernisse zu überwinden galt.

Dorfner erinnert sich: "Ich war kein typisches Mädchen und hatte kein Interesse an Barbies und Zöpfe flechten. Mich hat es - im Gegensatz zu meinen drei älteren Brüdern - schon immer in die Mühle gezogen. Die würden sich wahrscheinlich heute noch darin verlaufen." Mit zehn oder elf Jahren sei ihr dann klargeworden, dass sie später einmal in der Mühle arbeiten will. Sie erklärte ihren Eltern, dass sie deswegen auch nicht aufs Gymnasium gehen wolle, obwohl das bis dato immer ihr Wunsch gewesen war.

Eine weitere Frau und 53 Männer

"Ich dachte mir, ich brauche keine zweite Fremdsprache, um meinen Traumberuf auszuüben." Dorfners Weg führte somit auf die Realschule. Anschließend machte sie erst eine Lehre zur Bürokauffrau und dann zur Müllerin.

Die dreijährige Ausbildung zur Müllerin in Stuttgart absolvierte sie mit einer weiteren Frau und 53 Männern. Nach ein paar Monaten im Betrieb machte Dorfner zum Schluss noch den Wirtschaftsfachwirt. "Da die Meisterpflicht mittlerweile weggefallen ist, habe ich keinen Meister gemacht. Mein Vater ist etwas älter und deswegen wollte ich so schnell wie möglich in den Betrieb einsteigen, um ihm einen Teil der Arbeit abnehmen zu können".

Nun hatte sie zwar die Qualifikationen, aber noch lange nicht den Respekt der vorwiegend männlichen Mitarbeiter. "Es war anfangs sehr schwer, sich als Frau unter den Männern zu behaupten. Aber dadurch, dass ich drei ältere Brüder habe, war ich gewohnt, mit Männern umzugehen und habe mich nicht so leicht unterkriegen lassen", erzählt Dorfner.

Am Anfang war Skepsis



"Unter Männern muss man sich den Respekt hart erarbeiten, aber wenn man ihn einmal hat, dann hat man ihn für immer. Das ging nur mit Fleiß, Engagement und viel Arbeit." Nicht nur bei den eigenen Mitarbeitern spielte Skepsis anfangs eine Rolle, sondern auch bei den Konkurrenzmühlen und Lagerhäusern. Diese hatten Bedenken, ob eine so junge Frau das überhaupt schaffe.

Sie sollten eines besseren belehrt werden. Nach sechs bis sieben Jahren seien alle Zweifel aus dem Weg geräumt gewesen und "inzwischen brauchen die Männer mich sogar, weil ich mittlerweile einfach viel weiß". Ihr Vater sei jetzt auch beruhigt, weil sie bewiesen habe, dass sie auch als Frau sowohl im Handwerk, als auch im wirtschaftlichen Bereich, einem Mann in nichts nachstehe. "Mein Vater kann sich jetzt voll und ganz auf den Verkauf und den Kundenkontakt fokussieren. Mein Aufgabenbereich umfasst inzwischen Einkauf, Disposition, Zertifizierung, Personaleinteilung und das Tagesgeschäft."

Zu Zeiten des Großvaters, der die Mühle 1902 gründete, war das Tagesgeschäft noch ein anderes. Das Verfahren der Mehlherstellung ist zwar immer noch das Gleiche, aber die Maschinen wurden moderner und die Sicherheitsbestimmungen haben sich geändert. "Außerdem wird seit circa fünf Jahren der Getreidepreis an der Börse gehandelt und man deckt sich nur noch für ein bis zwei Monate mit Getreide ein, weil man nie weiß, wie sich die Preise entwickeln." So merke man jede Krise. Vor vier bis fünf Jahren beispielsweise sei der Getreidepreis doppelt so hoch gewesen.

Kleinere Bäckereien müssen oft aufhören

Als traurigen Trend sieht sie, dass immer mehr kleine Bäckereien aufhören müssen, weil sie entweder keinen Nachfolger finden oder nicht mehr rentabel sind, da sie mit den großen Backfabriken konkurrieren müssen. Das Traditionsdenken verliere sich. "Auf der anderen Seite gewinnt aber Qualität und richtiges Handwerk wieder mehr an Wert, als noch vor sieben bis zehn Jahren." Bio sei auch bei Getreide gefragt und Haushalte gehen wieder mehr dazu über, selbst zu kochen und zu backen. Das sei unter anderem auf die vielen heutzutage auftretenden Unverträglichkeiten zurückzuführen.